Kapitel 2

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~Aurelia Williams~

Die Schule ging wie immer nur schleichend voran, was vielleicht auch gut war. Denn umso länger ich hier bin, umso kürzer ist die Zeit, die ich zu Hause verbringen muss. Nachdem sie dann doch viel zu schnell vorbei war, wartete ich auf dem Parkplatz auf Steven. Normalerweise musste er immer auf mich warten, doch diesmal kam er einfach nicht und ich wurde schon ein wenig ungeduldig.

Blöder Weise konnte ich meine Gedanken nicht abstellen, die mir immer weiter einredeten, dass Steven sich jetzt auch von mir abwendete. Dass er erkannt hat, wie Wertlos ich wirklich bin.

Doch nach einiger Zeit des Wartens sah ich, wie er mit schnellem Schritt aus dem Schulgebäude gelaufen kam. Er sah fast schon gehetzt aus.

„Entschuldigung, ich wurde aufgehalten", entschuldigte er sich bei mir und strich sich durch sein braunes kurzes Haar.

Ein schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er zu mir sah. Dieses Lächeln zauberte auch mir wieder eins ins Gesicht. Es ist immer wieder erstaunlich, was eine Wirkung er auf mich hat.

„Schon gut, du musst mir nichts erklären", antwortete ich ihm darauf und stieg in seinen Wagen. Als wir aus der Parklücke fuhren, sah ich nochmal zum Eingang der Schule. Dort standen nun 3 Jungs in unserem Alter, die uns böse hinterher sahen. Alle drei sahen sportlich aus, dass sie vielleicht zum Basketballteam gehören könnten, aber ich meine sie noch nie hier gesehen zu haben.

Ob Steven sich jetzt doch neue Freund sucht?, schoss es mir wieder in den Kopf. Warum kann ich diese blöden Gedanken nicht einfach mal abstellen? Steven würde mir sowas nicht antun...Das hoffe ich zumindest.

„Wer sind die?" fragte ich, nachdem ich die drei weiterhin beobachtet hatte.

„Nur ein paar... Freunde" sagte Steven und lies eine lange Pause, bevor er weitersprach. „Sie wollten nur ein paar Dinge zur Klausur Morgen wissen."

Da war das Wort: 'Freunde'. Aber es sollte mich nicht beunruhigen. Schließlich darf man doch mehrere Freund haben. Das ist kein Grund zur Sorge, oder?

Weiter hakte ich nicht nach, da er offensichtlich nach einer Ausrede suchte und ich ihn nicht drängen wollte.

„Ehm vielleicht...", fing er plötzlich an und wurde rot. „A-also vielleicht magst du ja...", sprach er weiter und ich wurde neugierig was er mich fragen wollte, denn so nervös ist er normaler Weise nie.

„Ja?", entgegnete ich ihm.

„Nichts", sagte Steven und ich war ein wenig enttäuscht das er sich nicht traute es mir zu erzählen. Normaler Weise erzählte er mir immer alles. „Also ich wollte dich nur fragen, ob du mit zu mir kommst, damit wir gemeinsam für die Geschichtsklausur morgen lernen können."

Das wollte er mich fragen? Ist doch keine große Sache. Warum wurde er dann so unsicher?

„Das wolltest du mich fragen? Aber Ja klar, können wir machen. Ich muss nur..."

„...vor um 8 zu Hause sein. Ich weiß.", beendete er meinen Satz.

Ich vergesse manchmal wie gut mich Steven schon kannte. Wir kennen uns eigentlich schon seit wir 7 waren. Das bedeutet, dass wir uns bereits seit 10 Jahren kennen, da wir nun 17 sind. Steven ist nur ein Tag älter als ich und ist wie ein großer Bruder für mich. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche und dafür liebe ich ihn.

Ohne ihn wüsste ich nicht, ob die Hoffnung in meinem Inneren noch da wäre.

Ich schaute zu ihm rüber. Er sah konzentriert auf die Straße. Ich musste schmunzeln, denn irgendwie sah es niedlich aus, wie er seine Lippen zusammenpresste. Das machte er immer, wenn er konzentriert war.

Mit einmal sahen seine eisblauen Augen zu mir rüber und ich guckte verlegen weg.

„Guck auf die Straße!", befahl ich ihm und fing an zu kichern.

„Wie denn wenn du doch viel interessanter bist?", sagte er, richtete seinen Blick jedoch wieder zurück auf die Straße, worüber ich dankbar war. Lust zu sterben hatte ich dann doch noch nicht.

Auf seine Frage erwiderte ich nichts und schaute schweigend aus dem Fenster. Ich beobachtete die Fußgänger, wie sie ihr scheinbar normales perfektes Leben lebten. Ich wünschte mir bei ihrem Anblick auch so ein Leben. Doch das war leider nicht möglich. Ich dachte an meine Mutter wie sie mir damals vor dem Schlafen gehen immer sagte das alles gut werden würde. Doch das wurde es nie, es wurde nur schlimmer.

Ich war so in Gedanken, dass ich gar nicht mitbekam wie das Auto anhielt und Steven ausstieg, bis er mir die Autotür öffnete.

„My Lady", sagte er in einem gespielten arroganten Ton und machte mir Platz zum Aussteigen.

„Danke, My Lord", entgegnete ich ihm und musste wieder anfangen zu lachen. Das liebte ich so sehr an Steven. Diese Art wie er mich immer auf andere Gedanken bringt. Es ist einfach so unbeschwert mit ihm.

Drinnen angekommen begrüßte ich erstmal seine Eltern. Sie waren wie immer supernett. Doch schienen sie heute irgendwie angespannt zu sein. Auch als Stevens Bruder Dave hinter seinen Eltern aus der Küche trat guckte dieser diesmal geschockt anstatt genervt. Irgendwas schien heute anders zu sein, doch was war denn plötzlich los?

War irgendwas mit mir?

„Steven", sprach sein Vater in einem strengen Ton „Können wir dich für einen Moment sprechen?" Dies klang eher wie eine Aufforderung als nach einer Frage.

„Natürlich", sagte der Angesprochene und blickte dann zu mir. „Geh doch schonmal hoch in mein Zimmer, ich komm gleich nach!"

Ich nickte nur als Antwort und machte mich dann auf den Weg in sein Zimmer. Natürlich wusste ich wo sein Zimmer war, da sein Haus fast wie ein zweites Zuhause für mich war. Eigentlich war es das. Denn ist Zuhause nicht genau der Ort, wo du dich am meisten wohlfühlst? Genau das war Stevens Haus für mich. Durch seine Familie fühlte ich mich hier sehr geborgen und beschützt. Auch wenn das eher an Steven selbst lag.

Ich war gerade am Ende der Treppe angelangt als ich laute Stimmen aus der Küche vernahm. „Steven hast du vergessen wer heute kommt??? Du weißt genau das es eigentlich verboten ist, dass sie hier ist." Das war sein Vater, der sich ziemlich aufregte. Doch was meinte er damit, dass es verboten ist das SIE hier ist. Meinte er mich? Warum war es verboten? Hatte ich irgendwas falsch gemacht?

Ich wurde neugierig und obwohl ich wusste, dass es keine gute Idee war, schlich ich die Stufen wieder runter und fing an zu lauschen.

„Wie kannst du nur so unverantwortlich sein? Du weißt das du ihr Leben riskierst, wenn er sie sehen sollte." Diesmal war es seine Mutter die sehr angespannt sprach. „Wenn sie auch nur ansatzweise etwas ahnt, dann weißt du was von dir verlangt wird! Er wird kein Risiko eingehen."

„Mom", sagte diesmal Steven, doch seine Stimmlage konnte ich nicht richtig einschätzen. Es klang als würde er nicht wollen, dass sie weiterredete.

„Wenn sie zu viel erfährt, musst du sie töten oder er tut es!", sagte seine Mutter, diesmal jedoch mit Mitgefühl in der Stimme. Ich erschrak und wich von der Tür zurück. Dabei fing mein Herz an zu rasen. Was heißt er muss SIE töten? Bin ich SIE? Und wer ist ER?

My Best Friend's AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt