75. Zeit kann das nicht heilen

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Wochen vergingen. Den Kontakt nach Los Angeles hatte ich völlig abgebrochen. Nichtmal mit Logan wollte ich reden und ihn vermisste ich am meisten. Louis wich mir nur noch selten von der Seite und Anna gab sich Mühe nicht allzu oft Zuhause zu sein. Meine Laune hielt sie im Moment einfach nicht aus. Ich nahm es ihr nicht übel. Ab und zu verbrachte ich auch den Abend mit Karen oder Matt um mich abzulenken, aber das half nur bedingt. Eine Nachricht von Scarlett ließ mich allerdings wieder auf LA neugierig machen. Sie schrieb mir, dass es meinem Dad nicht gut ging. Wenn ich die Chance bekam sollte ich doch so schnell es ging nach Hause kommen. So sehr ich allerdings versuchte ein freies Wochenende zu bekommen, die Produktion ließ es nicht zu. Die Dreharbeiten waren in wenigen Wochen vorbei und sie konnten mich nicht ersetzten oder einen Tag nicht da haben. In diesen Momenten spürte ich all den Schmerz und die Wut wieder in mir. Es gab aber einfach keinen Ausweg. Ich hatte keine Wahl. Leider.
"Okay, das war wirklich gut heute", Karen zog erfreut ihr Kostüm aus und schlüpfte in ihre Alltagskleidung.
"Mhm", machte ich nur und begann meine Schuhe zu binden.
Ich war schon wieder schneller als sie, obwohl ich nichtmal einen Grund dafür hatte. Was wollte ich denn Zuhause? Louis würde heute nicht kommen und Anna hatte eine Pflichtveranstaltung in der Uni. Matt und Karen selbst hatte ich zwar noch nicht gefragt, aber ich wollte auch nicht aufdringlich sein.
"Hey, ich weiß dir geht es gerade richtig schlecht, aber du machst deine Sache wirklich gut. Ich hab noch niemand so gut spielen sehen unter deinen Umständen", Karen stupste mich an der Schulter an.
"Ja, mag ja sein, aber den ganzen Spaß vergisst man einfach wieder wenn man nur mal eine Sekunde nichts tun muss", ich seufzte und band den zweiten Turnschuh zu. "Und beim Umziehen hat man immer massenhaft Zeit um über irgendwas nachzudenken."
"Ach Sam. Ich wünschte ich könnte dir helfen", Karen setzte einen mitleidigen Blick auf.
"Quatsch! Bevor ich jetzt wieder dich belasten muss, erzähl mir lieber was du heute abend noch machen wirst."
"Das ist leicht", sie lächelte.
"Ach ja?", fragend blinzelte ich sie an.
"Jaaaa!", jetzt grinste sie. "Ich hab ein Date."
"Und das sagst du mir jetzt erst?", empört verschränkte ich die Arme.
"Ja, keine Ahnung. Ich weiß auch nicht ob es was wird, aber... Ach ja... Ich bin einfach nur total aufgeregt und nervös. Glaub mir! Da ist das aufnehmen nichts dagegen!"
"Oh ja! Das glaub ich dir sofort. Du musst mich dann morgen unbedingt anrufen, ja? Versprochen?", erwartungsvoll sah ich sie an.
"Versprochen!"
Innerlich freute ich mich schon für Karen, aber sobald wir uns voneinander verabschiedet hatten war wieder das bedrückte Gefühl in mir. Meine Gedanken kreisten immer noch um James. Schon die ganzen Wochen über. Jonas machte sich schon richtige Sorgen um mich.
Gerade als ich in meine Wohnung trat klingelte mein Smartphone. Eilig stellte ich meine Tasche ab und holte dann mein Smartphone aus der Hosentasche.
"Hey Dad!", meldete ich mich erfreut.
Schon seit knappen zwei Wochen hatte ich nichts mehr von ihm persönlich gehört. Nur Scarlett hatte mich angerufen und mir gesagt, dass es ihm schlecht ging.
"Hallo, Sweetheart!", er klang schlecht. "Wie geht es dir?"
"Gut", log ich einfach. "Dad... Du hörst dich nicht so toll an. Was ist los? Seitdem Scarlett angerufen hat mach ich mir wirklich Sorgen..."
"Lüg mich nicht an, Sam. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich kenne dich doch", unterbrach er mich. "Die Sache mit James nimmt dich mit... Das weiß ich, aber ich versteh ihn irgendwie. Ich meine, wirklich? Louis Tomlinson?"
"Dad! Nicht du auch noch... Ich hab dir doch gesagt, dass ich nur mit ihm befreundet bin. Zwischen uns lief noch nie etwas."
Kurzes Schweigen, dann sprach er wieder: "Du hast ja recht. Der Presse glauben ist das dümmste was man machen kann..."
"Sag mir jetzt lieber wie es dir geht!"
"Nicht so gut, Sam... Aber Scarlett ist hier und das wird auch schnell wieder besser", er versuchte zu lachen.
"Das hoffe ich für dich Dad! Was hast du überhaupt?"
"Nichts schlimmes", er seufzte.
Eine Weile befragte er mich schließlich noch zu meinem Job, dann legte er auf. Jonas sollte ich noch schöne Grüße ausrichten und mich mal wieder bei Scarlett melden. Ich schrieb mir das alles auf ein Post-it, dann ging ich erstmal in die Küche und trank etwas. Das beklemmende Gefühl, das ich bei dem Gespräch mit meinem Dad bekommen hatte, ließ mich nicht mehr los. Es hatte sich wirklich festgekrallt.
***
"Viiielen, viiiielen Dank für diesen letzten Drehtag. Ihr wart wirklich super Leute!", gab der Ressigeur über den Lautsprecher bekannt.
Karen und ich umarmten uns fest, dann konnten wir endlich in die Umkleide zum Umziehen.
"Jetzt erstmal Urlaub", sie seufzte glücklich, als wir fertig waren.
"Oja! Und das ganz entspannt irgendwo weit weg von London", ich lachte.
"Flieg du doch nach Los Angeles. Ich dachte du hast ja länger frei", sie hielt mir geschickt die Türe auf.
"Ja, wie man's nimmt. In zwei Wochen stehe ich schon wieder vor der Kamera für Sherlock. Viel Ueit hab ich also nicht wirklich", ich zuckte mit den Schultern. "Und der einzige Grund nach LA zu fliegen ist eigentlich der, dass ich meinen Dad und meine Tante wieder sehen kann."
"Hast du schon deine Tickets?"
"Ja. Übermorgen geht es los", ich lächelte kurz.
James verdrängte ich dabei wieder krampfhaft aus meinem Kopf.
"Versprich mir, dass du mich anrufst wenn du angekommen bist, okay?", Karen riss mich wieder aus den Gedanken.
"Klar doch! Das mach ich", ich nickte mit einem Lächeln.
"Gut, dann geh ich jetzt mal", sie umarmte mich. "Bis demnächst, Sam!"
"Bis dann, Karen", ich drückte sie kurz, dann ging ich ebenfalls.
Meine Füße trugen mich automatisch zu meinem Leihwagen, den Jonas mir letzte Woche organisiert hatte. Ich war froh bei dem launischen Wetter Englands nicht immer laufen zu müssen. Zuhause begann ich dann sofort meine Sachen zu packen. Später würde Louis noch kommen, dann hatte ich dafür keine Zeit mehr. Also machte ich meine Arbeot so schnell es ging. Unterbrochen wurde ich schließlich durch ein Klingeln. Allerdings nicht von dem der Türe, sondern mein Smartphone. Eilig nahm ich den Anruf an.
"Hi, Scarlett! Ich packe ge...."
"Sam. Es tut mir so leid... Die Ärzte konnten nichts mehr für deinen Vater tun", begann Scarlett unter Tränen zu reden.
"Was? Ist etwas passiert? Ein Unfall?", fragte ich los.
"Sam, dein Dad ist vor einer halben Stunde an Lungenkrebs gestorben", brachte sie schließlich heraus.
Alles in mir blieb stehen. Rückwärts stolperte ich auf meine Couch. In mir kamen tausende Trauer- und Wutemotionen hoch, aber ich saß einfach still da.
Jetzt war endgültig alles kaputt in meinem Leben!

1127 Wörter

Hey meine süßen Kekse :*
Trauriges Kapitel, aber ich hoffe euch gefällt es. Danke für ALLES <3
xoxo eure Luna :*

DirectionerRusher (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt