Kapitel 2

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„Willst du noch mit zu mir kommen?" fragt Max. „Nein, ich muss nach Hause." lüge ich halb, da ich einfach nur mehr schlafen will. Außerdem werde ich mir auch Schmerztabletten holen, da mir meine Finger echt weh tun. „Ok." meint er nur. Max scheint etwas bedrückt deshalb zu sein. „Aber wenn du magst, kannst du später so gegen 18:00 Uhr zu mir kommen." versuche ich einen Vorschlag zu machen. „Ja, passt. Ich werde kommen." Bevor sich unsere Wege trennen, küssen wir uns nochmal.

Nach einen kurzen Umweg zur Apotheke für die Tabletten, komme ich nach einer halben Stunde auch endlich Mal zu Hause an. Hoffentlich ist keiner von den Jungs da. Leise schließe ich die Tür auf und ziehe meine Schuhe aus.

„Hallo?" rufe ich in Richtung Küche und Wohnzimmer. „Tia, wir sind in der Küche." ruft eine Stimme zurück. Dort angekommen sehe ich, dass Levin und Arian gerade kochen beziehungsweise Arian kocht und Levin sitzt auf den Barhockern daneben und arbeitet an seinem Laptop. „Hey." begrüße ich sie. „Na, wie war die Schule?" fragt Arian. „So wie immer." murmle ich. „Das hört sich ja begeistert an." sagt jetzt Levin schmunzelt, was mich auch zum Grinsen bringt.

Als Arian fertig gekocht hat, setzen wir uns zu dritt an den Esstisch und verzehren unser Mittagessen. Kurz danach gehe ich auch schon in mein Zimmer, wo ich mir direkt zwei der Tabletten mit ein wenig Wasser hinunterspüle. Mittlerweile kann man auch schon eine Blaufärbung meiner beiden Finger erkennen. Ich kann sie nicht abbiegen, aber das wird schon wieder werden. Morgen ist das bestimmt wieder gut. Einfach optimistisch bleiben. Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen und schließe direkt meine Augen. Kurze Zeit später bin ich auch schon im Land der Träume.

Langsam werde ich wach, als mir jemand ins Ohr pustet. Was ist das für ein scheußliches Gefühl?! Genervt drehe ich meinen Kopf auf die andere Seite und will weiter schlafen, doch schon wieder spüre ich es. Leicht schlage ich meine Augen auf und sehe eine Gestalt vor mir. Aus diesem Grund reiße ich nun meine Augen ganz auf. „Max? Was machst du denn hier?" frage ich ihn mit kratziger Stimme. „Es ist 18:30 Uhr. Eigentlich waren wir doch um 18:00 Uhr verabredet, doch ich habe mich etwas verspätet.  Weißt du das denn nicht mehr?!" fragt mich Max schmunzelnd. Max kommt zu mir aufs Bett und legt sich neben mich. Automatisch kuschle ich mich an ihn ran und vergrabe meinen Kopf in seiner Brust. Ich schüttle zur Antwort nur den Kopf.

„Wie spät ist es?" Irgendwie bin ich noch nicht ganz auf der Höhe. „Noch immer 18:30 Uhr." Max gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz, als ich leicht hochschaue in sein Gesicht. So liegen wir noch mehrere Minuten im Bett.

„Wollen wir einen Film gucken?" breche ich die entstandene Stille. „Klar." antwortet Max. Ich beuge mich über Max zu meinen Nachttisch, um die Fernbedienung zu greifen. Gerade als ich sie mit meiner rechten Hand nehmen will, durchfährt mich ein Schmerz. Meine Finger. Ich habe sie, noch immer vom Schlaf benebelt, völlig vergessen. Ich keuche einmal vor Schmerzen auf. Die Fernbedienung gleitet aus meiner Hand und fällt zu Boden.

„Alles okay?" fragt mich Max besorgt. „Ehm ... ja, klar." antworte ich ihm nach kurzem Zögern. Sanft legt mein Freund seine Hände auf meine Taille und schiebt mich von sich runter. „Tia, was ist los?" Seine Augenbrauen sind zusammengezogen. „Und du brauchst gar nicht auf die Idee zu kommen, mich anzulügen." fährt er mit einer Stimme fort, die keine Widerstand zulässt. „Vielleicht habe ich mich heute beim Sport ein bisschen verletzt." gebe ich dann doch zu. „Wo?" fragt er mich ernst. „Finger, aber es geht schon. Morgen ist alles wieder gut, wirklich." versuche ich Max zu überzeugen, doch das hilft alles nichts.

Ohne auf mein Gesagtes zu hören. Nimmt er vorsichtig meine Hand und schaut sich meine Finger an. „Tia, die sind blau und komplett geschwollen. Warst du beim Arzt?" Max' Gesichtsausdruck ist nur noch besorgter. Ich kuschle mich wieder an ihn ran und verstecke meinen Kopf. Leicht schüttle ich ihn wieder. Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie ist das gerade ein bisschen viel für mich. Es wird doch wieder alles gut werden. Warum ist Max denn jetzt so besorgt? „Warum denn nicht? Das muss untersucht werden. Du musst zu einen Arzt. Das geht so nicht, einfach nichts tun." Die Vorwürfe sind zu viel. Leise fange ich an zu weinen. „Hey, was ist los?" sagt mein Freund, als auch er meine Tränen bemerkt. Max nimmt meinen Kopf in seine Hände, dass er mir tief in die Augen schauen kann. „Du brauchst doch nicht weinen, okay?!" spricht er sanft und drückt mich noch näher an sich. Ich nicke.

Irgendwann habe ich mich wieder beruhigt. Warum ich jetzt geweint habe, weiß ich auch nicht wirklich. Vielleicht weil die Schmerzen immer mehr zunehmen. „Ich geh kurz aufs Klo." spreche ich und verschwinde schon im Badezimmer. Vorhin habe ich dort meine Schmerztabletten versteckt. Ich hole sie heraus und nehme wieder welche, damit die Schmerzen erträglicher werden. Hoffentlich wirken sie schnell.

Als ich wieder hinauskomme, sitzt Max an meiner Bettkante und schaut mich an. „Ist vielleicht dein Bruder zu Hause?" fragt er mich, als ich auf ihn zu komme und mich auf seinem Schoß niederlasse. „Nein, warum?" Was will Max jetzt denn bloß von meinem Bruder? „Na, weil er sich deine Hand anschauen muss. Oder ist Ben hier?" Ich schüttle wieder den Kopf. Keiner von den beiden ist hier und ich glaube, die anderen haben sich auch auf den Weg zu ihrer Arbeit gemacht.

„Jemand muss deine Verletzung aber untersuchen." sagt er nun. Ich gebe ihm allerdings keine Antwort. Meiner Meinung nach ist diese Untersuchung nicht ganz so wichtig, wie Max es meint. „Also gut, folgender Plan. Wir fahren gemeinsam zu Ben und Alex ins Krankenhaus. Ich bin mit meinem Motorrad hier. Vorhin als ich gekommen bin, sind nämlich auch Arian und Levin gerade aufgebrochen. Hast du vielleicht noch einen zweiten Helm?" spricht Max. „Ja, also Alex sollte noch einen haben. Aber das muss doch jetzt nicht sein, dass wir ins Krankenhaus fahren. Das wird auch von alleine wieder gut." meine ich. „Nein, wird es nicht und jetzt genug davon. Ich will nicht, dass meine Freundin verletzt ist und Schmerzen die ganze Zeit hat. Na los, schnapp dir den Helm." spricht er sanft, aber bestimmt.

Ich hole schnell den Helm aus Alex' Zimmer und so machen wir uns auf den Weg ins Krankenhaus, auch wenn ich nicht so sehr davon überzeugt bin. Auf meine weiteren Widersprüche nicht ins Krankenhaus zu gehen, reagiert Max erst gar nicht.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt