Kapitel 45

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Tiana's Sicht

Müde reibe ich mir die Augen. Wie spät ist es überhaupt? Einen kurzen Blick erhasche ich von der Uhr, die über dem Fernseher hängt und sehe, dass es bereits kurz nach zwölf Uhr ist. Somit sollte ich auch mal aufstehen. Ich strecke mich also einmal kräftig, bevor ich aufstehe und mich für den heutigen Tag fertig mache.

Nach einer schnellen Dusche will ich mir gerade mein T-Shirt über den Kopf ziehen, als mir das Piercing wieder auffällt. Es ist entzündet. Kein Wunder. Mein betrunkenes Ich hat nicht daran gedacht, die Stelle zuvor zu desinfizieren. Ich hoffe einfach mal, dass es von alleine wieder besser wird. Bis jetzt ist es nur etwas rot und leicht angeschwollen. Mit ein bisschen Make-Up kann ich die Rötung auch bei der Arbeit perfekt überschminken, sodass es nicht zu stark auffällt. Es schmerzt zwar etwas, wenn ich mich bewege, doch ich werde schon irgendwie tanzen können. Die meisten Schmerzen fühle ich sowieso nur wenn ich genau dort hinfasse. 

Der Tag verging schneller als gedacht. Ich war heute nur kurz einkaufen, ansonsten bin ich die ganze Zeit vor dem Fernseher gehockt. Heute ist einfach einer dieser Tage, an denen ich absolut nichts machen will, außer herumzuliegen, zu schlafen und Fernsehen zu schauen. Jeder kennt bestimmt diese Tage. Doch leider kann ich das heute nicht den ganzen Tag machen, denn ich muss heute noch arbeiten. 

Gerade suche ich alle meine Sachen zusammen, um zur Arbeit aufbrechen zu können. Damit fertig, verlasse ich auch schon die Wohnung und laufe zum Papa Joe's. Doch zuvor schnappe ich mir noch schnell eine Banane, die ich am Weg dort hin verspeise. 

Dort angekommen, verschwinde ich sofort in die Kabinen, um mich fertigzumachen. Dazu schminke ich mich etwas stärker als sonst und schlüpfe dann in mein knappes Outfit. Heute trage ich wieder einen dieser knappen Slips, dazu noch einen knappen Spitzen-BH. Beide Sachen verdecken wenig meiner Haut, allerdings ist ja gerade das hier gewünscht. Außerdem trage ich noch hohe, lackschwarze High-Heels dazu. 

Mittlerweile muss ich sagen, dass ich schon einiges an Geld hier verdient habe. Vanessa hat keine Mietschulden mehr, da ich sie unterstütze und auch ich konnte ein bisschen Geld beiseite legen. Wer weiß vielleicht habe ich schon bald eine eigene kleine Wohnung. Dieser Gedanke zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich brauche keinen. Ich schaffe das alles auch alleine. Ich bekomme mein Leben selbst wieder in den Griff.

„Tiana, kommst du? Du bist gleich dran." reißt mich die Stimme von Samira aus meinen Gedanken. „Ja, klar." Wieder einmal aufs Neue schwinge ich meinen Körper um die silberne Stange und verdiene somit mein Geld. Es macht mir mittlerweile nichts mehr aus, die ganze Zeit dabei beobachtet und angestarrt zu werden. Bisher gab es auch noch keinen Zwischenfall, was meine Zweifel ganz klein werden lässt.

Außer Puste verlasse ich die kleine Bühne mit der Stange in der Mitte wieder und gehe wieder zu den Umkleidekabinen. „Hallo Tiana!" begrüßt mich dort Vanessa. „Hey!" grüße ich freundlich zurück. „Wie war's?" fragt sie mich. „Ganz gut, schätze ich." lächle ich ihr entgegen, welches sie ohne zu zögern erwidert. „Hast du auch so ein ungutes Gefühl in dir?" frage ich dann plötzlich aus dem Nichts. Irgendwie beschleicht mich dieses Gefühl schon, seitdem ich den Club heute betreten habe. „Nein, warum?" fragt sie verwundert. „Ich weiß es nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass heute noch etwas passiert und dass das nicht unbedingt positiv ist." erläutere ich ihr mein Gefühl im Bauch. Wir reden noch etwas weiter bis auch sie auf die raus muss.

Alleine sitze ich nun in der Umkleide und richte mein Make-Up für die nächste Vorstellung, bis plötzlich Vanessa wieder hineinstürmt. „Tiana, du musst verschwinden! Jetzt!" ruft sie voller Panik. Überfordert blicke ich sie an. Vanessa jedoch schnappt sich nur meine Hose und mein Shirt vom Stuhl und wirft es mir zu. „Na los. Zieh das an und verschwinde. Die Polizei ist hier." Ohne nachzudenken, mache ich was sie von mir verlangt. „Nimm die Hintertür. Dort werden sie dich nicht schnappen." rät mir meine Mitbewohnerin und Freundin. Knapp nicke ich als Antwort und verschwinde auch schon. Hektisch laufe ich los, was sich in den hohen Schuhen als etwas schwierig gestaltet, mich aber trotzdem nicht davon abhält so schnell wie möglich zu laufen. 

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt