Kapitel 32

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Tiana's Sicht

Mittlerweile sind schon fast zwei Wochen vergangen, seit ich von Zuhause weggelaufen bin. Vanessa und ich verstehen uns wirklich sehr gut. Auch wenn ihre Wohnung sehr klein ist, kommen wir uns trotzdem nicht in die Quere.

Immer wieder habe ich mich in den vergangenen zwei Wochen gefragt, ob mich mein Bruder vermisst, doch dann habe ich mir wieder in den Kopf gerufen, dass das nicht der Fall sein wird. Er wollte mich nicht mehr und indem ich einfach abgehauen bin, habe ich ihn bloß einen Gefallen getan.

„Hey, kannst du vielleicht später einkaufen gehen? Wir haben nicht mehr viel zu essen hier. Ich muss gleich arbeiten gehen und kann das deshalb nicht selbst erledigen." fragt mich Vanessa. „Klar, kann ich machen." sage ich. „Sehr gut. Ich weiß noch nicht, wann ich genau wieder zu Hause sein werde. Ich lege dir ein bisschen Geld auf den Tisch, aber dieser Monat ist das Geld etwas knapp. Vergiss das bitte nicht, wenn du einkaufen bist." sagt sie noch, bevor Vanessa sich schon auf den Weg zur Arbeit macht.

Vanessa ist wirklich sehr nett. Das Einzige, was komisch ist, ist dass sie mir nicht erzählen will, was sie arbeitet. Immer wenn es um die Arbeit geht, lenkt Vanessa sofort vom Thema ab. Sie arbeitet auch selten tagsüber. Meistens ist sie fast die ganze Nacht weg und kommt erst am frühen Morgen wieder.

Mir ist bewusst, dass ich ihr nicht immer auf der Tasche liegen kann und so wie es jetzt ist, habe ich auch den ganzen Tag nichts zu tun. Die Schule besuche ich zurzeit nicht und aus diesem Grund bin ich auf der Suche nach einem Job, aber ich weiß nicht genau, wo und was ich arbeiten soll. Es ist schwierig.

Später gehe ich also, wie besprochen, einkaufen. Ich kaufe alle nötigen Sachen ein, die wir benötigen. Dabei achte ich immer auf den Preis. Ich bin mir sicher, dass Vanessa noch nicht so auf die Preise achten musste, als sie noch allein wohnte. Noch ein Grund, warum ich unbedingt einen Job benötige.

In meinem neuem Zuhause angekommen, verstaue ich alle Lebensmittel in den Schränken. Danach lasse ich mich auf der Couch fallen und schaue etwas fern. Irgendwann wird mir jedoch langweilig. Was soll ich bloß machen?

Ohne viel nachzudenken, ziehe ich mir wieder meine Schuhe an und gehe raus. Ein Spaziergang wird mir ganz gut tun. Mittlerweile ist es schon dunkel draußen, was nicht wirklich verwunderlich ist, da es bereits 21:30 Uhr ist.

Eine frische Brise durchweht meine Haare. Es ist etwas frisch, aber dennoch angenehm. Ohne ein Ziel zu haben, laufe ich die Straßen entlang. Ein paar Menschen sind vereinzelt zu sehen. Die meisten Leute werden um diese späte Zeit wahrscheinlich schon bei ihren Familien zu Hause sein. Dieser Gedanke lässt mich einmal traurig aufseufzen. Auch wenn ich es nur mit einem bitteren Beigeschmack zugeben will, aber ich vermisse meinen Bruder und auch Levin, Arian und Ben. Allerdings ist es besser, wenn ich nicht mehr bei ihnen bin. Ich habe ihnen ständig nur Probleme bereitet. Jedes Mal wo ein Problem gelöst war, stand auch schon das nächste vor der Tür. Jetzt haben sie bestimmt wieder ihr gewohntes, besseres Leben zurück. Ohne mich geht es jedem besser.

Still in meinen Gedanken gefangen laufe ich herum. Ich will nicht länger über meinen Bruder und seine Mitbewohner nachdenken. Es macht mich nur traurig und ändert wird sich an der jetzigen Situation auch nichts. Ich bin mir sicher, dass ich ihnen in meinem restlichen Leben nicht mehr über den Weg laufen werden. 

Ich gehe in die nächste Gasse. Schon langsam sollte ich mich mal auf den Weg nach Hause machen. Es ist wirklich schon spät. Doch wieder überkommen mich meine Gedanken.

„Ich brauche unbedingt einen Job." sage ich leise vor mir hin und denke stark nach, wie ich mir einen besorgen kann. Plötzlich greift jemand meine Schulter und dreht mich um. Erschrocken ziehe ich die Luft ein. Doch was als nächstes passiert, damit hätte ich nie gerechnet... 

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt