Kapitel 51

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„Was hast du gemacht?" hinterfragt Alexander, als ich nichts mehr sage. Langsam klettere ich von seinem Schoß hinunter und setze mich neben ihn hin. Zögerlich hebe ich mein Shirt an. Was sich darunter allerdings verbirgt erschreckt selbst mich. So schlimm sah das heute Vormittag noch nicht aus. „Ach, Tia." stößt nun auch Alex aus.

Die Wunde hat sich ganz deutlich richtig entzündet. Um die Einstichstelle des Piercings am Bauchnabel sieht man eine gelbe Flüssigkeit, Eiter. Rundherum ist alles rot und geschwollen. Außerdem fühlt sich alles in dieser Region extrem heiß an.

„Das sieht nicht gut aus. Es ist alles total entzündet. Leg dich bitte mal richtig auf die Couch." verfällt nun mein Bruder komplett in seinem Arztmodus. „Du bleibst genauso liegen. Ich komme gleich wieder." spricht Alex. Ich mache genau das, was er mir befohlen hat.

Nach kurzer Zeit ist er auch schon mit einigen Sachen in der Hand wieder im Wohnzimmer. Alex setzt sich direkt neben mich auf das Sofa und zieht sich blaue Handschuhe an. „So, das Piercing muss unbedingt raus. Das wird etwas weh tun." spricht er und will direkt anfangen, doch ich halte ihn davon ab, indem ich meine Hände auf meinen Bauch lege. „Tia, fass da nicht hin. Es wird ansonsten nur schlimmer." Leicht schiebt er wieder meine Hände beiseite. „Alex!" rufe ich laut, als er mich auch nur leicht am Bauch berührt.

„Was ist denn hier los?" höre ich plötzlich Ben's Stimme von etwas weiter weg. „Tia hat ein Bauchnabelpiercing, welches sich entzündet hat." klärt ihn Alex auf. „Das sieht wirklich nicht gut aus. Das Piercing muss sofort raus." gibt jetzt auch Ben seine Diagnose ab. Alex nickt nur zustimmend. „Nein! Bitte mach das nicht. Es tut weh." sage ich verzweifelt, da es echt sehr schmerzhaft ist, wenn man die Stelle rund um meinen Bauchnabel berührt.

„Tiana, das muss aber geschehen." Auch Ben setzt sich jetzt auf die Couch. Sanft hebt er meinen Kopf an und legt ihn auf seinem Schoß ab. Beruhigend streicht er mir über den Kopf. „Ich fange jetzt an. Keine Sorge, ich werde so vorsichtig, wie möglich sein." sagt mein Bruder. Sofort kneife ich meine Augen zusammen. „Alex, bitte hör auf." stoße ich gequält von mir. „Shh... ganz ruhig. Es ist gleich vorbei." sagt Ben beruhigend.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hört Alex endlich auf an meinem Bauchnabel rumzufuchteln. Erleichtert atme ich auf, als die Schmerzen nachlassen. „Ich muss das noch desinfizieren. Es wird kurz kalt und brennt vielleicht etwas." sagt Alex. Ein bisschen Brennen, das glaube ich auch. Das brennt wie Feuer.

„Alex." quengle ich wieder. „Alles gut, schon vorbei. Es fehlt nur noch ein Pflaster, aber wir müssen das im Auge behalten. Falls es nicht besser wird, brauchst du Antibiotika." sagt er mir das weitere Vorgehen, worauf ich nur nicke.

„Woher hast du das denn überhaupt? Du bist erst 16, da dürfte dir keiner eins stechen, nicht ohne Einverständnis der Erziehungsberechtigen." sagt nun Ben, als ich mich wieder aufrichte. „Ich habe das selbst gemacht." sage ich so leise ich nur kann. Doch sie scheinen es trotzdem gehört zu haben. „Wie bitte? Du kannst dir doch nicht einfach ein Piercing selbst stechen. Weißt du, was da alles passieren kann. Du hättest Blutgefäße oder Nerven treffen können." sagt Ben etwas vorwurfsvoll. „Es tut mir leid." sage ich nur mit gesenktem Kopf.

„Gibt es noch etwas, was wir wissen sollten?" fragt mich nun mein Bruder. „Nein." antworte ich kleinlaut. Genau in diesem Moment klingelt es an der Tür. „Das muss wohl die Pizza sein. Ich bin schon am Verhungern." sagt Ben lächelnd und steht auf, um zur Tür zu gehen.

„Werde ich jetzt Ärger deshalb bekommen?" frage ich im Flüsterton. „Nein, ich denke, die Schmerzen sind Strafe genug. Aber versprich mir bitte, dass du so einen Unsinn nicht noch einmal machst." sagt Alex und wuschelt mir einmal durch die Haare. Nun kommt auch schon Ben mit einer gut duftenden Pizza ins Wohnzimmer. „Pizzatime!" ruft er laut, was auch mich zum Schmunzeln bringt.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt