Kapitel 13

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Ich weiß nicht, wie lange ich hier schon stehe, geschweige denn wie viele Becher ich schon hinuntergekippt habe. Den Alkohol spüre ich allerdings deutlich, gut so. Es lenkt mich ab. „Tiana! Schön dich zu sehen." ruft plötzlich jemand hinter mir. Schwungvoll drehe ich mich herum, so dass ich mich fast hinlege.

„Was willst du hier?" frage ich. Vor mir steht Raffael. Ich hatte noch nie wirklich etwas mit ihm zu tun. Ich wundere mich ja, woher er meinen Namen überhaupt kennt. Seinen Namen zu kennen ist nicht sonderlich schwer. Über ihn gibt es einige Gerüchte, die die Runde machen.

„Du schaust nicht wirklich aus, als hättest du Spaß." sagt er und schaut mich von oben bis unten an. Ich verdrehe die Augen. „Achja. Kann dir doch egal sein." murmle ich und schütte den Rest von dem Becher, welchen ich in der Hand halte, hinunter.

„Ich habe da vielleicht etwas für dich. Damit wirst du dich auf jeden Fall wieder glücklich fühlen. Das verspreche ich dir." Daraufhin drückt er mir eine kleine Plastiktüte in die Hand. Bevor ich irgendetwas antworten kann, ist er auch schon wieder verschwunden. Stirnrunzelnd schaue ich das kleine Tütchen an. Es befinden sich vier Pillen darin. Alle haben eine andere Farbe.

„Was wollte der von dir?" fragt mich plötzlich jemand. Ich schrecke hoch und verstecke das Tütchen in meiner Hand. Zum Glück ist es so klein, dass man es auf keinen Fall sehen kann. „Nichts." antworte ich so kalt wie möglich. Was will jetzt Max hier? Der kann mir sowas von gestohlen bleiben. „Wie lange bist du schon hier?" fragt er mich und kaut auf seiner Unterlippe herum. Wahrscheinlich hofft er, dass ich ihn nicht gesehen habe, wie er mich betrogen hat. Doch das habe ich.Ich zucke mit den Schultern und verlasse den Raum. Max ruft mir noch einige Male hinterher, doch ich gehe darauf nicht ein.

Schwankend gehe ich die Stiegen nach oben. Ich muss dringend auf die Toilette. Dort angekommen, schließe ich sofort die Tür. Zum Glück ist keine Schlange gewesen, aber auch nicht wirklich verwunderlich, denn normalerweise darf niemand nach oben. Naja auch egal.

Als ich mein Geschäft erledigt habe, wasche ich noch schnell meine Hände. Lange Zeit starre ich in den Spiegel. Man sieht mir nicht wirklich an, dass ich geweint habe. Ist auch besser so. Vor mir steht einfach nur ein betrunkenes Mädchen mit leerem Blick. Plötzlich fallen mir wieder die Pillen ein, die ich vorhin in meine Hosentasche eingesteckt habe.

Ich setze mich am Boden und lehne mich gegen die Wand, bevor ich die Drogen heraushole. Kritisch schaue ich sie an. Soll ich das wirklich machen? Es ist schließlich etwas ganz anderes, als mal an einem Joint zu ziehen. Ach scheiß drauf. Ich will Happy sein und nicht mehr an Max und seine Michelle denken müssen.

Ohne weiter zu überlegen schlucke ich die erste Tablette hinunter. Auch nach 10 Minuten kann ich keine Wirkung spüren, weshalb ich noch eine blaue Tablette schlucke. Jetzt sind nur noch eine Orange und eine Grüne über. Beide liegen davon in meiner Hand. In meinem berauschten Zustand schaue ich beide ganz genau an. Soll ich zuerst die Grüne oder die Orange nehmen? Vielleicht haben ja beide eine ganz unterschiedliche Wirkung. Oder vielleicht gibt es verschiedene Geschmäcker?  Wer weiß das schon. Ich entscheide mich für die grüne Tablette. Genau in dem Moment, wo ich sie mir auf die Zunge gelegt habe, fliegt die Tür auf. Hoppala, eigentlich dachte ich, dass ich abgeschlossen habe.

Mittlerweile fühle ich mich bereits auf Wolke 7, deshalb merke ich auch gar nicht wirklich, dass Max ins Badezimmer geplatzt ist. „Fuck, Tiana. Was machst du für eine Scheiße? Was hast du geschluckt?" brüllt er mich an. Was hat er denn? Mir geht es wunderbar. Ich fühle mich toll. „Ruhig Großer, alles ist gut." lalle ich vor mich hin. Max kniet sich vor mich auf den Boden und schaut mich eindringlich an.

„Was soll das? Was schluckst du da?" fragt er besorgt. „Hmm... gute Frage. Das weiß ich auch nicht so ganz genau. Eigentlich dachte ich ja, die haben alle eine andere Geschmacksrichtung, aber ich glaube, dass stimmt gar nicht." lache ich auf einmal los. „Wie viele hast du denn von diesen scheiß Dingern genommen?" Max ist außer sich, aber warum? Ich verstehe das nicht wirklich. „Was stellst du so viele Fragen?" lalle ich wieder. Mittlerweile liege ich bereits am Boden. „Wir müssen die Pillen wieder aus dir herausbekommen. Wie viele hast du genommen?" fragt er total ernst. „Also, ich glaube es war eine blaue, dann noch eine Grüne und eine Rote. Oder war die doch Pink? Ich weiß nicht." labbere ich. „Fuck! Warum machst du das?" Max schreit und rauft sich seine Haare. So habe ich ihn noch nie erlebt. Der soll sich mal nicht so aufregen. „Schrei nicht so ich will jetzt schlafen. Ich bin müde." Meine Augen fallen einfach so zu. „Nein, Tia. Du darfst jetzt nicht schlafen, hörst du?! Du musst wach bleiben. Du musst bei mir bleiben." Das letzte, was ich noch mitbekomme ist, wie mich jemand hochhebt.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt