Kapitel 30

1.3K 62 5
                                    

Vanessa's Wohnung ist wirklich sehr klein. Es besteht aus einem kleinen Bad, einem Schlafzimmer und einem Raum, wo eine Küchenzeile und eine Couch mit Fernseher vorhanden ist. Dieser Raum ist somit Küche und Wohnzimmer zu gleich.

Obwohl es hier wirklich sehr klein ist, vor allem für zwei Personen, bin ich ihr dennoch sehr dankbar, dass Vanessa mich mitgenommen hat. Ohne sie wüsste ich wirklich nicht, was ich machen sollte.

Wir beide setzen uns auf die Couch, nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen haben. „Magst du etwas trinken?" fragt sie mich nett. „Ja, ein Glas Wasser wäre toll." antworte ich ihr schüchtern. „Klar."

„Magst du mir erzählen, was mit dir und deinem Bruder passiert ist? Du musst nicht, wenn du nicht magst, aber vielleicht hilft es dir ja." spricht die junge Frau einfühlsam, als sie mit dem Glas Wasser wieder auf dem Sofa Platz nimmt. Eigentlich will ich nicht darüber sprechen, da ich einfach alles vergessen will. Darüber zu reden schmerzt. Ich weiß, dass es nie mehr so sein wird, wie es war und das zu wissen, ist nicht sonderlich schön. Aber ich finde auch, dass Vanessa darüber Bescheid wissen sollte. Schließlich hat sich mich ja auch bei ihr aufgenommen.

„Ehm ... Wir hatten einen ziemlich schlimmen Streit. Ich wohne noch nicht lange bei meinem Bruder. Ich wusste noch nicht einmal, dass ich einen Bruder habe, aber dann wurde mein Vater verhaftet und ich bin zu Alex gekommen. Ich wusste schon immer, dass ich nur eine Belastung für Alex bin, aber dass alles noch einmal ins Gesicht gesagt zu bekommen, tut schon sehr weh. In dem Streit hat er mir gesagt, dass es ein Fehler war mich aufzunehmen, dass ich schuld bin, dass Sofia mit ihm Schluss gemacht hat und dass ich wieder zurück zu meinem Vater soll." erzähle ich leise. Ich bin mir nicht sicher, ob Vanessa mir folgen kann, da ich alles einfach so aus mir heraus erzählt habe. Ich glaube nicht, dass das alles Sinn ergeben hat.

„Okay, warum wurde denn dein Vater verhaftet? Vielleicht kommt er ja bald wieder aus dem Gefängnis und du kannst wieder zu ihm ziehen?" fragt sie. Nun kommen mir die Tränen. Das Leben bei meinem Vater war die reinste Hölle. Ich will dort nie wieder hin, lieber lebe ich auf der Straße. Ständig unter seiner Gewalt leiden zu müssen, ist wirklich nicht schön. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen. Auch seine andauernden Beleidigungen zu hören, ist die reine Folter. Anfangs glaubt man nicht, was er dir ins Gesicht schreit. Doch irgendwann fängst du an, an dir selbst zu zweifeln, bis du irgendwann seinen Wörtern Glauben schenkst. Und wenn das dann einmal passiert ist, fühlst du das erste Mal einen ganz anderen Schmerz. Einen Schmerz, den man nicht mit Wörtern beschreiben kann. Aber so viel sei gesagt, jeder physische Schmerz ist nichts im Vergleich dazu.

„Ich will dort nie wieder hin." flüstere ich heiser. „Warum?" fragt sie genauso leise. „Er hat- er hat mich geschlagen." stottere ich und breche in Tränen aus. „Ach Tiana, komm her. Das tut mir so leid." Vanessa schließt mich in eine feste Umarmung. „Du kannst so lange bei mir bleiben, wie du willst. Mach dir darüber bitte keine Gedanken." flüstert sie mir ins Ohr, während sie mit ihrer Hand über den Rücken streicht.

Irgendwann habe ich mich wieder beruhigt. Es tut gut mit jemanden über meine Probleme unterhalten zu können, vor allem, weil mich Vanessa dafür nicht verurteilt. Sie ist wirklich sehr nett und ich bin mir sicher, dass wir noch gute Freundinnen werden.

Wir unterhalten uns noch weiter, bis wir beide müde werden und schlafen gehen. Ich schlafe auf dem Sofa, welches nicht so unbequem ist, wie es aussieht. Nach kurzer Zeit trifte ich schon in einem traumlosen Schlaf. Der Tag war wirklich anstrengend.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt