Kapitel 17

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Nach einiger Zeit sind dann Ben und Levin gestern wieder gegangen. Sie haben mir noch mitgeteilt, dass heute Alex und auch Max vorbeikommen wollen. Irgendwie freue ich mich, denn hier ist es wirklich sehr langweilig.

Im Bad mache ich mich ein wenig zurecht. Ich putze mir also die Zähne und ziehe mir etwas anderes an, um mich frischer zu fühlen. Gerade als ich in meinen Pulli hineinschlüpfe, klopft es an der Tür. „Tiana, bist du da drinnen?" fragt jemand von draußen. „Ja!" rufe ich zurück und öffne auch schon die Tür. Vor mir steht mein Bruder. Auch er ist heute in Dienstkleidung, genauso wie Ben gestern.

„Gut, setz dich mal aufs Bett." spricht mich mein großer Bruder an. Ich tue wie befolgt. „Ich leuchte dir in die Augen und nehme danach noch einmal Blut ab. Hast du irgendwelche Beschwerden? Kopfschmerzen? Schwindel? Irgendetwas in der Art?" erzählt er mir. Ich schüttle nur den Kopf. „Das ist gut. Später am Nachmittag wollte noch Maximilian vorbeikommen. Du solltest dich bei ihm bedanken. Er hat dich schließlich gefunden und sofort hierher gebracht. Ohne ihn wäre es bestimmt nicht so glimpflich ausgegangen." redet Alex auf mich ein. „Mache ich. Wann darf ich endlich wieder heim?" antworte ich. „Du hast morgen einen Termin bei Dr. Becker. Danach ist meine Schicht auch zu Ende und ich nehme dich mit."

Alex ist seit dem Vorfall so kalt und abweisend zu mir. Ich kann nachvollziehen, dass er sauer ist, aber ich will wieder meinen alten Bruder zurück. Den Bruder, der er vor der Beziehung mit Sofia war. Er hat sich verändert und das nicht unbedingt ins Positive.

Alex' Sicht

Gestern bin ich, nachdem ich bei Tiana war, kurz nach Hause gefahren. Ich wollte mit Sofia reden, doch als ich zu Hause ankam, war sie schon weg, weshalb ich zu ihr gefahren bin. Wir haben geredet, bevor ich wieder zur Klinik aufgebrochen bin, da ich Schicht hatte.

Ich weiß nicht warum, aber Sofia ist nicht gerade gut auf Tiana zu sprechen. Sie denkt, dass Tiana nur Aufmerksamkeit will und alles vorspielt. Laut Sofia soll auch Tiana die Drogen nur aufgrund von Aufmerksamkeit genommen haben. Eigentlich kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen, doch auf der anderen Seite bin ich in letzter Zeit auch wenig zu Hause und schenke ihr somit auch wenig Aufmerksamkeit. Möglicherweise hat Sofia doch recht.

Wahrscheinlich ist Sofia aufgrund des Vorfalles mit Moritz und Tiana so. Natürlich will sie ihren Sohn schützen und denkt an seine Unschuld, würde ich bei Tiana wahrscheinlich genauso machen. Hoffentlich verstehen sich die beiden in Zukunft wieder besser, ansonsten könnten dahingehend noch große Probleme entstehen.

Ich habe mich heute morgen während meiner Schicht kurz mit Dr. Becker unterhalten und einen neuen Termin vereinbart. Ich dachte, Tia würde es besser gehen und sie bräuchte nicht mehr so viele Termine bei dem Psychologen, aber anscheinend liege ich da falsch. Ich hoffe einfach nur, dass alles wieder in Ordnung kommt.

Tiana's Sicht

Irgendwann ist es so weit und Max kommt zu mir. „Hey, Babe. Wie geht es dir?" fragt er mich besorgt. Er kommt auf mich zu und küsst mich. „Hey, ganz gut. Ich verstehe ehrlich gesagt gar nicht, warum ich hier noch bleiben muss." rede ich. Mein Freund setzt sich neben meine Füße aufs Bett. „Ich bin mir sicher, dass es dafür seine Gründe geben wird." meint Max schmunzelnd. Daraufhin kann ich nur meine Augen verdrehen. Der wird schon so wie mein Bruder.

Wir unterhalten uns noch länger, bis wir irgendwann auf die Party zu sprechen kommen. „Alex hat mir erzählt, du kannst dich nicht an das erinnern, was passiert ist?" fragt er mich. Ich nicke. „Ja, genau. Irgendwas ist da in meinem Kopf, aber ich kann das nicht wirklich zuordnen. Es ist so wie wenn alles nur noch verschwommen da ist, aber weißt du, was alles so passiert ist?" frage ich hoffnungsvoll. Ich muss unbedingt herausfinden, was passiert ist. Ich nehme nicht einfach so viele Drogen damit ich ins Krankenhaus eingeliefert werde. Es muss einfach einen Grund dafür gegeben haben.

Max seufzt einmal und sieht mich mit einen schuldbewussten Blick an, bevor er seinen Blick von mir abwendet, aufsteht und aus dem Fenster sieht. Plötzlich ohne jegliche Vorwarnung kommen einige Bilder in meinen Kopf.

Ich sehe Max, der gerade ein anderes Mädchen küsst. Er war der Grund. Er ist schuld. Max, mein Freund, hat mich betrogen. Ich kann es nicht fassen. Max wendet sich wieder mir zu und sieht mich an. „Tia- ... du weißt es?" fragt er heiser. Er muss es an meinem schockierten Gesichtsausdruck gesehen haben. „Raus!" sage ich erstaunlich ruhig. „Tiana, bitte. Ich kann dir das erklären. Es war nicht so, wie es ausgesehen hat." redet er einfach drauf los. „Ich habe gesagt: Raus! Hau ab! Ich will dich nie wieder sehen. Zwischen uns, diese Beziehung, es ist aus. Verschwinde endlich!" Völlig außer mir schreie ich herum. Maximilian kommt auf mich zu und will mich beruhigen, doch ich lasse das nicht zu. Ich schreie immer wieder, dass er verschwinden soll.

Plötzlich geht die Tür schwungvoll auf und Benjamin stürmt herein. „Was ist hier los?" fragt er. Er sieht zwischen uns beiden hin und her. „Er soll verschwinden!" rufe ich wieder. Mittlerweile stehe ich schon im Zimmer und spüre eine warme Flüssigkeit an meiner Hand hinunterlaufen. „Ich glaube, es ist wirklich besser, wenn du jetzt gehst." sagt nun auch Ben an Max gerichtet. „Tiana, bitte. Es tut mir leid." Nach diesen Worten verlässt er endlich den Raum.

Ben kommt sofort auf mich zu. „Was ist passiert?" fragt er besorgt. Ich atme durch das ganze Schreien schnell. Der Arzt vor mir sieht mich von oben bis unten an, bis er an meiner Hand stehen bleibt. Ohne viel nachzudenken drückt er eine Kompresse, die auf einem kleinen Tisch liegt, auf meine Wunde. Ich muss mir anscheinend die Infusion rausgerissen haben.

„Setz dich und beruhige dich." spricht er mit strenger, aber dennoch ruhiger Stimme. Benjamin schiebt mich zurück aufs Bett. Ich allerdings will mich nicht beruhigen. Ich bin außer mir. Die Wut, die ich gerade in mir trage, ist so groß. „Nein, ich werde mich sicherlich nicht beruhigen." schreie ich nun auch Ben an. „Tiana, es reicht. Du brauchst mich nicht anschreien." sagt er komplett ernst. Ich schnaufe einmal auf, um etwas runter zu fahren. Danach lasse ich mich wieder aufs Bett nieder. „Was ist überhaupt passiert? Warum bist du so ausgerastet?" fragt er mich ruhig und sieht mir dabei eindringlich in die Augen. „Nichts." meine ich nur und wende meinen Blick von Benjamin ab. „Wir werden darüber noch sprechen." seufzt er.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt