Kapitel 38

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Am nächsten Tag werde ich erst gegen Mittag wach. Das ist ein großer Vorteil an meinem Job, dass ich nicht früh aufstehen muss, da ich immer abends arbeite.

Langsam mache ich mich für den heutigen Tag fertig. Momentan hält sich meine Nervosität noch in Grenzen. Es wird schon alles klappen. Ich bin positiv gestimmt und selbst wenn nicht alles gut laufen sollte, was ist schon das Schlimmste, was passieren könnte?! Das Schlimmste wäre, dass ich danach keinen Job mehr habe, weil ich nicht gut genug getanzt habe. Zum Glück sind ja Security-Männer da, die die Männer davon abhalten uns Tänzer anzugrapschen. Von dem her wird hoffentlich in dieser Sichtweise nichts passieren. 

Die Zeit verfliegt wahnsinnig schnell. Gerade stopfe ich die Schuhe, das Korsett und die Unterwäsche in meinen Rucksack, bevor ich mir noch einen Apfel schnappe und los zum Club gehe.

Am Club angekommen gehe ich, wie auch schon gestern einfach hinein, werde kurz von dem Türsteher aufgehalten, der mich aber kurze Zeit später schon vorbei und eintreten lässt. Sofort macht Samira auf sich aufmerksam. Sie steht hinter der Bar und unterhält sich gerade mit Anita, der Barkeeperin hier. Anita habe ich bereits gestern kennengelernt. Sie ist sehr nett und aufgeschlossen. Sobald man in ihrer Nähe ist, fühlt man sich direkt wohl und gut aufgehoben.

Ich begebe mich also zu Samira. Allerdings bleibe ich vor der Bar stehen und gehe nicht hinter den Tresen, wie sie es gemacht hat. „Hallo, Tiana! Du kannst gleich nach hinten durchgehen und dich fertig machen. Du weißt ja, wo die Umkleideräume sind." spricht sie. Mit einem Nicken folge ich ihren Anweisungen.

Jetzt wird es also ernst. Ich kann spüren, wie sich mein Herzschlag verschnellert aufgrund der Aufregung. Auch meine Hände zittern leicht. Mir ist kalt, aber doch irgendwie heißt. Ich hasse dieses Gefühl einfach. Hoffentlich gewöhne ich mich schnell an all dem hier.

In der Umkleide suche ich mir einen freien Platz und breite meine Sachen aus. Noch bin ich die einzige, die sich fertig macht. Entweder sind die meisten schon fertig, oder sie kommen erst etwas später. Ich glaube, dass sie erst später kommen werden, da es erst 19:00 Uhr ist und das noch ziemlich fürh für so einen Club ist.

Als aller erstes schminke ich mich. Mein Makeup ist nichts Dezentes, sondern sehr stark. Vor allem das Augen-Makeup sticht sehr stark hervor, aber so sind hier alle Frauen geschminkt. Außerdem lässt mich das älter wirken, was gut ist.

Nachdem ich das erledigt habe, widme ich mich meinem Outfit. Ich ziehe mich um. Es ist sehr ungewohnt, so wenig anzuhaben, aber das gehört nun mal dazu. Zudem muss ich ehrlicherweise zugeben, dass das Korsett sehr eng und unbequem ist. Auch die Schuhe sind alles andere als angenehm. Ich bin froh, dass ich mit diesen hohen Teilen zumindest laufen kann.

Gerade als ich mich im Spiegel vor mir betrachte, kommt noch eine Frau von der Hintertür herein. „Hallo, du musst wohl die Neue sein." sagt sie ohne von ihrem Handy, welches sie in der Hand hält, aufschaut. „Ja, bin ich. Hallo!" antworte ich leicht lächelnd durch die Spiegelreflexion hindurch. Plötzlich schaut sie auf und mir vergeht innerhalb einer Millisekunde das Grinsen. Das kann nicht sein!

„Tiana! Was- Was machst du hier?" spricht Vanessa genauso geschockt, wie ich es bin. Warum muss das Schicksal immer nur böse Überraschungen für mich bereithalten? „Arbeiten." flüstere leise und senke meinen Blick auf die Hände. „Das meinst du jetzt aber nicht ernst. Du bist viel zu jung dafür und außerdem ist das kein guter Job für dich." sagt Vanessa und kommt auf mich zu. Sie lässt sich auf den Stuhl neben mich fallen.

Jetzt macht alles Sinn, warum sie immer nur nachts arbeiten war und von ihrem Beruf nie etwas erzählt hat. „Vanessa, bitte vertrau mir einfach. Wir können das Geld sehr gut gebrauchen. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich aufgenommen hast, aber es kann so nicht weitergehen. Du kannst nicht die ganze Zeit alles bezahlen." Vanessa atmet einmal verzweifelt aus. „Aber doch nicht so, Tia. Wir schaffen das auch anders. Wir können eine andere Lösung finden, ohne dass du dich für irgendwelche alten Männer ausziehen musst." spricht sie. Vanessa sieht wirklich nicht sehr happy darüber aus. „Es ist okay für mich und ich werde das auch tun. Ich mag dich sehr, aber du kannst mich davon nicht abhalten." sage ich entschlossen, stehe auf und verlasse den Raum. Auf geht es zu meinem ersten Tanz vor Publikum. 

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt