Kapitel 59

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Alex' Sicht

Tiana geht es wieder schlechter. Ich hatte wirklich gehofft, dass die Antibiotika wirken, aber dem scheint nicht so. Ihr Fieber verwirrt sie zunehmend. Immer wieder fragt Tia mich Sachen, die keinen Sinn ergeben. Ich mache mir wirklich große Sorgen um sie.

„Wie geht es ihr? Die Krankenschwester meinte vorhin, es wird schlimmer." fragt mich Ben, als er hineinkommt. „Ja, ihr Fieber ist gestiegen. Sie redet die ganze Zeit davon, dass sie ihre Mama sehen will. Aber du weißt selbst, dass sie gestorben ist. Vorhin hatte sie auch einen Albtraum, indem sie wahrscheinlich wieder von ihrer Mutter geträumt hat." sage ich ihm.

„Gut. Ich spritze ihr ein fiebersenkendes Medikament. Hoffentlich bringt das dein Fieber etwas nach unten." sagt Benjamin. Er geht kurz nach draußen, um das Medikament zu holen. „Was ist damals eigentlich mit ihrer Mutter passiert?" fragt er mich behutsam, während er das Mittel in den Zugang spritzt. „Ich weiß es selbst nicht genau. Aber als Tia klein war, hat sich anscheinend Angelina, unsere Mutter, das Leben genommen. Sie hat sich ihre Pulsadern an beiden Handgelenken aufgeschlitzt. In dieser Nacht war niemand zu Hause, bis auf Tiana, welche Angelina dann auch gefunden hat. Tiana muss wohl so laut geschrien haben, dass die Nachbarn die Polizei informiert haben. Die Polizei ist dann natürlich auch gekommen und mussten die Haustür auftreten. Sie haben Tiana komplett verängstigt vorgefunden. Sie hat sich in der Badewanne versteckt. Ich selbst weiß das alles auch nur, weil ich die Akte von Angelina angefordert habe. Weißt du noch als Tiana frisch bei uns eingezogen ist und damals diesen Albtraum hatte. Es ging dabei auch um Angelina, weshalb ich schließlich die Akte damals angefordert habe. Soviel ich weiß, hat Tiana darüber mit keinem gesprochen, auch nicht mit Dr. Becker, dem Psychologen." erzähle ich Ben ausführlich.

Es ist zwar etwas schmerzhaft, dass alles zu erzählen, da Angelina auch meine Mutter war, aber für Tiana muss das alles noch viel schlimmer gewesen sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie alles durchmachen musste. Und dann kam auch noch Martin, der sie jahrelang brutal angegangen ist. Ich kann nicht verstehen, wie man das seinem eigenen Kind antun kann. Wie kann man sein eigenes Fleisch und Blut jeden Tag aufs Neue verprügeln und auch psychisch komplett fertig machen? Ich wünschte ich hätte sie damals vor all dem bewahren können. Tiana ist das Wichtigste in meinem Leben.

„Wow. Das ist echt nicht das, was man für so ein kleines Kind hofft." spricht nun auch Ben nachdenklich. Ich nicke nur abwesend, da ich noch immer meinen eigenen Gedanken hinterherhänge. „Aber Alex, bitte mach du dich deshalb nicht fertig. Du wusstest es nicht und konntest es auch nicht wissen. Damals konntest du nichts dagegen tun, aber heute schon. Du sorgst dich um deine Schwester und bist der beste Bruder, den man sich nur wünschen kann. Alex, du bist immer für sie da und das weiß Tiana auch. Nicht jeder hat so einen tollen Bruder, wie Tia es hat. Es gibt Familien, wo sich die Geschwister ständig nur streiten und sich gegenseitig nerven. Glaub mir, du bist ein toller großer Bruder." hält Ben mir eine Rede. Mein Freund hat mir seine Hand auf die Schulter gelegt, während wir beide Tiana anschauen, wie sie friedlich schläft. Es ist ein schöner Anblick, sie so in Frieden zu sehen.

„Danke Ben!" Ich umarme meinen Kumpel. „Das habe ich gerade wirklich gebraucht." meine ich. „Natürlich, ich bin für dich da. Das weißt du auch und auch Arian und Levin sind immer für dich da, genauso wie Tiana." lächelt er mich an, woraufhin ich ihm entgegen grinse.

Die Zeit vergeht. Ich bin ständig an Tia's Seite, da ich mich um sie sorge. Immer wieder kontrolliere ich ihren Puls, ihren Blutdruck und ihre Temperatur. Zum Glück ist ihr Fieber etwas gesunken, aber dennoch ist es etwas zu hoch für meinen Geschmack. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das alles wieder in den Griff bekommen. 

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