Kapitel 20

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Tiana's Sicht

Schluchzend sitze ich auf dem Boden in meinem Badezimmer. Am liebsten würde ich mich gerade selbst verletzen. Diese Schuldgefühle sind einfach zu viel für mich. Allerdings weiß ich auch, dass ich mich nicht verletzen kann. Es ist einfach die falsche Art, um mit meinen Problemen umzugehen. Aber dieser innerliche Druck, der muss einfach abgebaut werden. Meine Gedanken schlagen Purzelbäume. Ich bin hin und her gerissen, während ich noch immer weiter vor mich hin weine.

Mit verschwommener Sicht stehe ich schließlich auf. Jede Bewegung fühlt sich extrem schwerfällig an. Langsam lasse ich mich wieder in der Dusche nieder und schalte das Wasser an. Eiskaltes Wasser prasselt auf mich nieder. Meine Tränen nehmen kein Ende. Sie vermischen sich mit dem Wasser aus der Duschbrause. Ich bin einfach am Ende. Erst habe ich Alex verletzt und habe ihn nur Ärger bereitet und jetzt musste ich auch noch erfahren, dass Max mich betrogen hat. Zwischen uns ist es aus. Ich kann es noch immer nicht fassen.

In meinen Gedanken gefangen, bekomme ich gar nicht mit, wie Alex meine Badezimmertür aufbricht. Er stürzt sich auf mich zu. Sofort schaltet mein großer Bruder das kalte Wasser ab. „Tiana!" murmelt er vor sich hin. Ich reagiere nicht. Ich kann einfach nicht. Ohne es zu wollen, fange ich noch heftiger an zu weinen.

Alex schließt mich in seine starken Arme. Ihm ist es dabei völlig egal, ob er durch meine nasse Kleidung auch nass wird. Nachdem ich mich allmählich beruhige, spricht Alexander. „Komm, du musst aus den nassen Sachen raus, ansonsten verkühlst du dich noch. Du bist eh schon am Zittern und dein Körper ist verdammt kalt." Alex hört sich sehr besorgt an. Sein Gesichtsausdruck sagt das Gleiche.

Er hilft mir hoch, wickelt ein Handtuch um meinen Körper und führt mich hinaus in mein Zimmer. „Hier, setz dich auf den Stuhl." sagt mein Bruder ganz ruhig. Wie er mir befohlen hat, setze ich mich auf meinen Schreibtischstuhl. Alles an mir zittert durch diese Kälte. Kurz verschwindet Alexander in mein Ankleidezimmer, bevor er mit neuer Kleidung wieder rauskommt.

Langsam hilft mir Alexander aus meiner nassen Kleidung, die an mir klebt wie eine zweite Haut. Vor ein paar Augenblicken habe ich noch alle Gefühle auf einmal gefühlt. Angst, Wut, Trauer, einfach alles auf einmal. Doch jetzt fühle ich nichts mehr, außer diese Leere. Ich fühle mich wie ferngesteuert.

Nachdem Alex mir noch beim Anziehen geholfen hat, schaut er mir eindringlich in die Augen. „Bist du irgendwo verletzt?" Leicht schüttle ich den Kopf. „Okay, gut. Fühlst du dich in der Lage nach unten ins Wohnzimmer zu gehen? Ich wollte gerade anfangen zu kochen und will dich hier oben nicht alleine lassen." spricht mein großer Bruder besorgt. Ich nicke und so machen wir uns gemeinsam auf den Weg nach unten.

„Setz dich." befiehlt mir Alex, was ich auch sofort mache. Er gibt mir noch eine dicke, warme Decke, in die ich mich sofort einkuschle. Mir ist so unglaublich kalt. „Tiana, bitte sprich mit mir. Was ist los?" sagt Alex sanft, als er sich neben mich setzt und mich in seine Arme schließt.

„Es tut mir so leid. Ich wollte das alles wirklich nicht." murmle ich mit brüchiger Stimme und kuschle mich an Alex ran. „Tia, wir waren alle nicht sehr glücklich, als wir das gehört haben. Wir haben schon einmal darüber gesprochen, wie schädlich Drogen sind und dass du die Finger davon lassen sollst. Ich hoffe, dass dir das eine Lehre war und du nie wieder dieses Zeug angreifen wirst, ansonsten müssen wir eine andere Lösung finden, die keinem von uns besonders gut gefallen wird. Wir wollen alle nur dein Bestes. Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Sorgen ich mir um dich gemacht habe, als ich den Anruf vom Krankenhaus bekommen habe. Den anderen erging es nicht anders. Ich bin einfach nur froh, dass es dir soweit wieder gut geht und dir nichts schlimmeres passiert ist. Wir bekommen alles wieder hin." redet mein Bruder auf mich ein.

Ich bin wahnsinnig erleichtert, dass mein Bruder nicht allzu sauer auf mich ist. „Tia, schau mich mal bitte an. Was ist auf dieser Party passiert?" Mit diesen Wörtern breche ich sofort wieder in Tränen aus. Die Bilder von jener Nacht, wo ich Max mit diesem Mädchen gesehen habe, schießen mir wieder in den Kopf.

„Hat jemand etwas gemacht, was du nicht wolltest? Hat dich jemand angefasst? Bitte rede mit mir. Ich muss das wissen." Ich schüttle wieder meinen Kopf. „Es ist nichts passiert." flüstere ich, während mir wieder eine heiße Träne hinunterfließt.

„Doch, Tiana. Es muss etwas passiert sein. Du nimmst nicht einfach so so viele Drogen, dass du ins Krankenhaus eingeliefert werden musst. Du bist meine kleine Schwester und ich werde es nicht noch einmal zulassen, dass dir jemand weh tut oder andere Sachen mit dir anstellt, verstanden?" sagt Alex dieses Mal sehr ernst.

Nach langem Hin und Her und weiterem Zureden von Alex, gebe ich schließlich auf. „Max und ich sind getrennt." weine ich. Alexander drückt mich noch fester an sich. „Warum?" fragt er behutsam. „Er hat mich betrogen." schluchze ich. Alex streicht mir beruhigend über den Rücken.

Irgendwann habe ich mich wieder beruhigt. „Alex?" frage ich. „Ja?" „Kannst du den anderen bitte nichts von Max und mir erzählen? Ich will nicht, dass das alle wissen." sage ich unsicher. „Natürlich, Schwesterherz. Aber dir ist schon klar, dass sie das früher oder später erfahren werden." sagt er. Daraufhin nicke ich nur.

„Wie wäre es, wenn wir uns Pizza bestellen, Filme schauen und es uns einfach nur gut gehen lassen. Die anderen müssten auch erst am Abend kommen. Was hältst du davon?" fragt mein Bruder. „Ja." sage ich. Den restlichen Tag verbringen wir gemeinsam auf der Couch und schauen uns einen Film nach den anderen an.

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