Kapitel 25

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Alex' Sicht

Gerade komme ich nach Hause. Nach der harten Arbeit in der Klinik war ich noch kurz bei Sofia. Wir hatten mal wieder eine Meinungsverschiedenheit aufgrund von Tiana's Verhalten. Sofia will einfach nicht verstehen, warum ich für meine kleine Schwester auch da sein muss. Tiana muss in letzter Zeit eh schon sehr viel zurückstecken und das muss sich ändern. Man merkt, dass sie über die Grenzen hinausschießt und so kann es einfach nicht weiter gehen. Letztendlich wurde aus dieser Meinungsverschiedenheit ein richtiger Streit.

Ich gehe ins Haus und höre schon die Stimmen von Ben und Tiana vom Wohnzimmer. Demnach gehe ich dort hin. „Ben, bitte sag ihm nichts." höre ich Tiana sagen. Sofort schreite ich ein. „Was soll ich nicht wissen?" frage ich mit ernstem Gesichtsausdruck. Sofort liegt die Aufmerksamkeit bei mir. „Nichts." quiekt Tiana. Spätestens jetzt weiß ich, dass etwas im Busch ist.

Als Tiana nicht spricht, erzählt Ben, dass Tiana sich während der Schulzeit ein Tattoo stechen lassen hat. Ich kann das gar nicht glauben. Gerade gab es erst den erneuten Vorfall mit Drogen und jetzt hat sie sich einfach ein Tattoo stechen lassen. Wo soll uns das alles noch hinführen? Sie kennt ihre Grenzen nicht. Tiana macht, was sie will. Ich weiß zwar, dass ich teilweise selbst daran schuld bin, da ich ihr nicht die Aufmerksamkeit geben kann, die sie braucht. Allerdings stecke ich in einem Zwiespalt. Die Arbeit verlangt viel von mir ab. Dann gibt es natürlich noch Sofia und Tiana, die sich nicht verstehen. Es ist einfach schwierig. 

Ich kann auf die Situation vor mir gerade nicht weiter eingehen, da mein Telefon klingelt. Natürlich muss es die Klinik sein. Es gibt ein großes Problem mit einem der Assistenzärzte dort. Auch wenn ich einfach gerne zu Hause bleiben würde, geht das nicht. Ich muss ins Krankenhaus. Schließlich bin ich auch für die jungen Ärzte zuständig und wenn sie etwas ausgefressen haben, muss ich das klären.

Nach kurzer Zeit bin ich auch schon am Krankenhaus angekommen. Sofort stürme ich ohne Umwege in mein Büro. Frau Miller, eine der Assistenzärzte, wartet bereits auf mich gemeinsam mit einem Oberarzt. „Dr. Allen, setzen Sie sich doch bitte. Was ist genau vorgefallen?" frage ich den Oberarzt, als ich mich in meinem Bürostuhl niederlasse. Frau Miller sitzt auf einen der Stühle vor meinem Schreibtisch und Dr. Allen steht neben ihr, bis auch er sich setzt.

„Frau Miller hat einer Patientin das falsche Medikament gespritzt. Allerdings hat sie das nicht gemeldet, sondern hat daraufhin das richtige Medikament in die Krankenakte der Frau eingetragen. Niemand wusste, dass nicht das richtige Medikament verabreicht worden ist. Die Patientin hatte Glück im Unglück. Sie hatte eine allergische Reaktion, die zum Glück behandelt werden konnte, bevor es zu spät war." erzählt mir mein Kollege.

„Was sagen Sie dazu, Frau Miller?" frage ich. Man muss sich immer die Sicht von beiden Parteien anhören. „J-Ja, es stimmt." stottert sie unsicher. „Okay. Dr. Allen vielen Dank! Wenn Sie uns jetzt bitte allein lassen könnten?" Nickend steht der Arzt auf und verschwindet.

„So, jetzt bitte noch einmal von vorne. Was ist passiert? Ich will ihre Sicht hören." rede ich auf die junge nervöse Frau vor mir ein. „Ich war müde und habe nur einen kurzen Blick auf das Medikament geworfen. Ich war mir sicher, dass es das Richtige war. Als mir aufgefallen ist, dass es das Falsche war, wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich habe dann einfach alles ganz normal in die Akte eingetragen. Es tut mir wirklich leid." spricht sie.

„Warum haben Sie diesen Vorfall nicht gemeldet? Sie wissen doch ganz genau welche Auswirkungen das auf die Patientin haben kann." rede ich leicht wütend weiter. So ein Verhalten geht absolut nicht. Ob ich es will oder nicht, Frau Miller wird hier nicht mehr arbeiten. Den Vorfall muss ich weiterreichen an den Chefarzt. Dieser wird sich dann darum kümmern, aber mit einer Kündigung muss Frau Miller ganz klar rechnen, wenn nicht noch mit schwerwiegenderen  Konsequenzen.

„Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Es tut mir leid. Es wird nicht mehr vorkommen, versprochen." sagt Frau Miller. Ich glaube, dass es ihr leid tut, aber davon ist der Patientin auch nicht geholfen. „Sie wissen, dass das eine Kündigung mit sich zieht und so leid es mir auch tut. Ich kann dagegen nichts machen. Chefarzt Dr. Lippiano wird sich gemeinsam mit den Anwälten der Klinik weiter darum kümmern. Sie können froh sein, wenn es nur bei der Kündigung bleibt und keine rechtlichen Konsequenzen auf Sie zukommen."

Wir unterhalten uns noch kurz, bevor wir uns voneinander verabschieden und ich wieder nach Hause fahre. Ich bin wirklich schon sehr müde und erschöpft. Die letzten Tage waren einfach sehr anstrengend und die Arbeit war sehr zeitintensiv. Die Nebenwirkungen davon kann ich inzwischen schon deutlich spüren. Mittlerweile ist es auch schon wieder ziemlich spät. Wir haben kurz nach 23:30 Uhr.

Zu Hause angekommen ziehe ich mir als erstens meine Schuhe aus. „Was war los?" fragt Ben sofort, als ich in die Küche gehe. Er arbeitet dort auch noch an der Bar an seinem Laptop. Wahrscheinlich bearbeitet er noch Patientenakten, die noch nicht fertig sind. „Frau Miller hat einen gravierenden Fehler begangen und ihn nicht gemeldet. Sie wird demnächst nicht mehr im Krankenhaus beschäftigt sein." erzähle ich ihm, woraufhin mein Freund nur nickt.

Nach einem Glas Wasser gehe ich rauf, um mir bequemere Klamotten anzuziehen. Gerade als ich an Tiana's Zimmer vorbeikomme, merke ich, dass ihr Fernseher noch läuft. Warum schläft meine Schwester noch nicht? Morgen ist Schule.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt