Kapitel 16

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Tiana's Sicht

Komplett ausgelaugt und erschöpft wache ich auf. Was ist passiert und vor allem wo bin ich überhaupt? Mit meinen müden Augen blicke ich mich im Raum herum. Hier sieht es aus, wie in einem Krankenhaus. Plötzlich bleiben meine Augen bei einer Person, die im Raum auf einem Sessel sitzt, stehen. Es ist mein großer Bruder. Sein Oberkörper ist nach vorne gebeugt. Nachdenklich stützt er seinen Kopf auf seinen Händen ab. Was ist passiert? Ich kann mich an absolut nichts erinnern.

„Alex?" frage ich vorsichtig. Meine Stimme klingt kratzig und rau. Sofort schnellt Alex' Blick zu mir. Langsam steht er auf und kommt auf mich zu. „Wie geht es dir?" fragt er, während er irgendetwas an der Infusion ändert. „Warum bin ich hier?" Leicht setze ich mich auf. Mir geht es wirklich nicht so blendend. Mein Körper fühlt sich schlapp an und mir ist übel.

„Du hast Drogen genommen und das nicht in kleinen Mengen. Tiana, ich dachte, wir hätten dieses Thema mehr als nur durchgekaut. Du hättest gestern Nacht sterben können, ist dir das eigentlich bewusst." seufzt Alexander. Ich weiß von dieser Nacht nur noch, dass Mila und ich auf dieser Party waren und Alkohol getrunken haben. Mehr ist da allerdings nicht.

Ich blicke einfach nur auf die Decke. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich kann mich ja nicht einmal mehr daran erinnern. „Warum hast du die Drogen denn genommen? Oder bist du ... abhängig davon? Nimmst du schon längere Zeit diese Pillen?" Mein Bruder scheint wirklich fertig zu sein und das nur wegen mir. „Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern, was passiert ist, aber ich bin nicht abhängig. ... Alex es- es tut mir leid." flüstere ich den Tränen nah. Ich kann Alex' durchdringenden Blick auf mir deutlich spüren.

Nach einigen Minuten, in der eine unangenehme Stille herrscht, meldet sich mein Bruder zu Wort. „Ruh dich aus. Wir werden wann anders darüber sprechen. Ich komme später nochmal vorbei." Kaum hat er das ausgesprochen, ist er schon weg. Wahrscheinlich muss er wieder arbeiten. Ist ja in der letzten Zeit nichts Neues.

Schon seit mehreren Minuten starre ich bloß vor mich hin. Ich habe viel zu viele Gedanken in meinem Kopf. Mein Handy habe ich auch nicht hier, um mich etwas abzulenken. Wer weiß wo das schon wieder ist?! Um meinen Gedanken zu entfliehen, schlafe ich nochmal eine Runde.

Irgendwann lässt mich ein Klopfen an der Tür aufwachen. Müde reibe ich mir die Augen, während eine Gestalt in den Raum tritt. „Wie geht's dir? Du hast uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt." sagt Levin. „Gut." antworte ich nur. „Ich habe dir ein paar Sachen von zu Hause mitgebracht." spricht er weiter, während er eine Sporttasche auf den kleinen Tisch, der sich auch im Zimmer befindet, abstellt. „Danke. Hast du auch mein Handy dabei? Ich weiß nicht, wo es ist." frage ich hoffnungsvoll. Ohne mein Handy, ist es hier ziemlich langweilig. „Ich bin mir sicher, dass dir das Alex noch sagen wird." meint er schulterzuckend. Also schließe ich daraus, dass mein Bruder mein Handy mal wieder an sich genommen hat. Toll! Was mache ich jetzt bloß die ganze Zeit hier?!

Nach kurzer Zeit geht Levin auch schon wieder mit der Begründung, dass er mal nach meinem Bruder schauen wird. Ich fühle mich echt schlecht, nicht körperlich, sondern psychisch. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ihnen doch keine Probleme bereiten. Was ist gestern bloß passiert? Ich habe das alles doch nicht einfach so gemacht. Vor allem hätte ich von diesen Drogen nie so viel genommen, dass ich hier landen würde, oder?

Plötzlich werde ich durch ein Räuspern aus meinen Gedanken geholt. Ben und Levin stehen vor mir. Wann sind die denn bitte hier reingekommen?! „Wo ist Alex?" frage ich direkt, denn eigentlich wollte Levin nach Alex schauen. „Alex ist bei Sofia." War ja mal wieder klar. Ben redet noch weiter, aber ich höre nicht mehr zu. Ich kann wirklich verstehen, dass Alexander in letzter Zeit mehr arbeiten muss und auch hin und wieder etwas mit Sofia unternehmen will, aber ich will ihn auch mal wieder an meiner Seite haben. Ich sehe ihn wirklich nur mehr sehr selten. Er fehlt mir. Die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, fehlt mir.

„Tiana, hörst du uns überhaupt zu?" fragt plötzlich Levin, der sich an meine Bettkante gesetzt hat. Er schaut mich besorgt an. Langsam schüttle ich den Kopf. „Ich habe gesagt, dass Alex dein Handy hat und du es vorerst auch nicht wiedersehen wirst." Ich nicke daraufhin nur. Ein Protest meinerseits würde ja sowieso nichts ändern.

„Wir müssen noch über etwas anderes reden. Wie bist du an die Pillen gekommen?" fragt Levin mich total ernst. Ich zucke nur mit den Schultern und schaue weg. Ich kann mich nicht daran erinnern. „Tiana rede mit uns. Das ist kein Spaß." mischt sich jetzt Ben auch ein. Er ist auch total ernst und angespannt. Benjamin scheint heute Dienst zu haben, denn er trägt seine Krankenhauskleidung.

„Ich weiß es nicht. Ich kann mich daran nicht mehr erinnern." sage ich zögerlich. Können die mich nicht einfach wieder alleine lassen?! Ich weiß selbst, dass ich komplette Scheiße gebaut habe und ich weiß auch, dass alle auf mich wütend sind. Sie brauchen mir das alles nicht noch sagen. Die Schuldgefühle, die ich mir selbst gebe, reichen vollkommen aus.

„Was ist denn das letzte an das du dich erinnern kannst?" fragt Benjamin. „Mila und ich waren auf der Party und haben in der Küche etwas getrunken. Mehr weiß ich nicht." seufzte ich bedrückt.

Die Befragung der beiden geht noch weiter, allerdings finden sie nichts mehr heraus. Da ich mich ja nicht mehr daran erinnern kann.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt