Kapitel 34

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Ben's Sicht

Es ist wirklich schon viel Zeit vergangen und niemand hat Tiana gesehen oder etwas von ihr gehört. Wir machen uns alle schreckliche Sorgen um sie, vor allem aber Alex. Verständlicherweise ist er am meisten mitgenommen, auch weil er zuletzt mit ihr Streit hatte und sie deswegen danach abgehauen ist.

Alexander geht es wirklich schlecht. Er isst kaum noch und schläft auch nicht wirklich. Zudem stürzt er sich nun komplett in die Arbeit. Anfangs die erste Woche nachdem Tiana weggelaufen ist, war Alex völlig auf die Suche nach ihr besessen, doch als dies nichts gebracht hat, hat er sich in die Arbeit gestürzt.

Alex hat alles Erdenkliche in seiner Macht gemacht, um Tiana zu finden. Doch wir wissen auch, wenn sie nicht gefunden werden will, dann nutzt die ganze Mühe von uns allen nichts. Auch die Polizei hat nichts Neues. Die Hoffnung ist natürlich noch immer da, aber mit jeder Minute, die vergeht, schaut es schlechter aus. Wir hoffen, dass wir sie einfach wieder heil in den Arm nehmen können und ihr nichts passiert. Tiana soll in Sicherheit sein. Wir werden alles in unserer Macht stehende machen, um sie wieder nach Hause zu holen.

Mittlerweile machen wir uns nicht nur Sorgen um Tiana, sondern auch um unseren Freund und Kollegen, Alex. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er zusammenbrechen wird. Er ist kaum noch zu Hause, meint, er würde es hier nicht aushalten, da ihn alles an seine Schwester erinnern würde. Ich kann ihn total verstehen, aber einfach im Krankenhaus zu bleiben und zu arbeiten, wie ein Besessener bringt ihn auch nicht weiter. Ich muss mir echt etwas einfallen lassen, um ihn etwas helfen zu können.

Gerade bin ich im Krankenhaus und ziehe mich um. In 10 Minuten fängt meine 12-Stunden-Schicht an. Fertig mit umziehen, mache ich mich auf den Weg zu Alex.

„Frau Weiß, wissen Sie, wo Dr. Hoffmann gerade ist?" frage ich die Schwester am Empfangscounter. „Ja, er müsste gerade in seinem Büro sein." antwortet sie mir. Nach einem kurzen Dankeschön verschwinde ich auch schon wieder.

Zwei Mal klopfe ich an Alex' Bürotür, bevor ich sie einfach öffne. Dahinter verbirgt sich ein kaum noch wacher Alexander. Mein Freund sitzt hinter seinem Schreibtisch auf dem Sessel und starrt mit halb offenen Augen vor sich hin. Er scheint mich gar nicht zu bemerken. „Alex?" frage ich, jedoch bekomme ich keine Reaktion von ihm. „Alexander?" sage ich nun noch einmal deutlich lauter. Daraufhin zuckt er heftig zusammen und schaut wild um sich. „Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du endlich nach Hause gehen und dich ausschlafen sollst?! Was willst du so, in diesem Zustand erreichen?" frage ich besorgt. „Lass gut sein, Ben." spricht mein Mitbewohner nur und wendet sich wieder seinen Laptop zu.

„Nein, lasse ich nicht. Du hilfst keinen damit. Im Gegenteil, jetzt machen wir uns nicht nur Sorgen um Tiana, sondern auch um dich. Ja, Tiana ist weg, aber wir finden sie. Wir werden deine kleine Schwester finden." sage ich mit fester Stimme.

„Wie denn? Wie willst du sie finden, huh?! Sie ist weg, einfach weg und das alles ist nur meine Schuld. Ich bin schuld, wenn ihr etwas passiert. Was ist, wenn sie sich etwas antut. Ich kann das nicht." Anfangs schreit er mich an, doch gegen Ende bricht seine Stimme. Alex bricht in Tränen aus. Noch nie habe ich meinem Freund so am Ende gesehen.

„Alex-" fange ich an, doch er unterbricht mich. „Nein, Ben. Es geht nicht. Ich kann einfach nicht mehr." weint er. Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm. Es braucht ein wenig Zeit, bis er sich wieder völlig beruhigt hat. „Du legst dich jetzt hier auf die Couch und schläfst eine Runde. So, wie du jetzt drauf bist, kannst du sowieso nirgends hin. Wenn meine Schicht um ist, dann nehme ich dich mit nach Hause und dein Auto bleibt hier stehen. Du wirst unter keine Umstände heute noch mit dem Auto fahren. Hast du mich verstanden?" Niedergeschlagen nickt er.

Es wurde langsam echt mal Zeit, dass er sich etwas sagen lässt. „Ach und Alex, wehe ich sehe dich auch nur eine Sekunde in der Nähe eines Patienten oder sonst irgendwie arbeiten." spreche ich noch, bevor ich ihn alleine lasse.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt