Kapitel 60

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Tiana's Sicht

Irgendwann werde ich wieder munter. Müde öffne ich meine Augen und erblicke meinen Bruder, der auf der Couch, gegenüber von dem Bett, indem ich liege, sitzt und an seinem Handy irgendetwas herumtippt.

Vorsichtig, damit ich mir nicht unabsichtlich die Infusion rausreiße, setze ich mich auf. Sofort wird mein Bruder auf mich aufmerksam. „Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?" fragt er gleich. Alex schaltet sein Handy aus und kommt zu mir.

„Mir geht es schon besser." sage ich mit rauer Stimme. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal etwas getrunken habe. Ich bin generell ein Mensch, der sehr wenig über den Tag verteilt trinkt. Meine Lippen sind gerade auch sehr trocken.

„Hier, hast du was zum Trinken." sagt mein Bruder und reicht mir ein Glas Wasser. Er weiß so oft, was ich gerade denke. Manchmal habe ich wirklich Angst, dass er Gedankenlesen könnte. „Danke!" sage ich nur und trinke das Glas mit einem Zug aus. Das hat wirklich gut getan.

„Wann kann ich wieder nach Hause?" frage ich hoffnungsvoll. „Tiana, du hattest gestern noch sehr hohes Fieber. Wir müssen gucken, dass das auch so bleibt und keine Sepsis entsteht. Ben wird wahrscheinlich auch gleich kommen und schauen, wie deine Werte gerade aussehen." spricht Alexander. „Warum kannst du das nicht machen?" frage ich. Ich bin irritiert. Mein Bruder hat mich ja auch schon behandelt, warum kann er das denn jetzt nicht auch machen.

„Zum einen sollte man eigentlich keine Familienangehörige behandeln. Ich weiß ich habe das schon gemacht, aber damals bin ich davon ausgegangen, dass es besser ist, wenn ich das mache und kein fremder Arzt aufgrund deiner Vorgeschichte. Aber jetzt kennst du Ben und sehe kein Problem, wenn er es macht, oder fühlst du dich dabei unwohl?" fragt mein Bruder. Sofort schüttle ich den Kopf. Ich mag Ben. Er ist immer ruhig und weiß oft sehr gut, wie man mit bestimmten Situationen umgehen sollte, damit sie nicht eskalieren. Außerdem ist er immer sehr nett und einfühlsam.

„Gut. Sollte dem aber nicht so sein, dann sag mir das bitte. Wenn du magst, kann ich dich auch behandeln?" fragt er noch einmal nach. „Nein, es ist gut so wie es ist." sage ich leicht lächelnd. „Okay. Der andere Grund ist, dass Ben gerade im Dienst ist und ich nicht. Ich habe mir ein paar Tage freigenommen, weil ich bei dir sein wollte und dich nicht alleine lassen wollte." spricht Alex und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Okay." antworte ich nur.

„Mir ist langweilig." spreche ich nach einigen Minuten, in denen nichts passiert ist. Ich sitze nur im Bett und starre an die Decke. „Wenn du magst, kannst du fernsehen. Dein Handy wird wohl noch zu Hause liegen." antwortet mein Bruder. Ich nicke nur und greife zur Fernbedienung.

Es dauert nicht sehr lange bis Benjamin wirklich ins Zimmer kommt, genau wie es Alex vorhin vorhergesagt hat. „Guten Morgen, ihr zwei. Wie geht es unserem Sorgenkind?" spricht Ben gut gelaunt. Wie kann der bitte noch so gut gelaunt sein, wenn er schon so lange im Dienst ist? Das ist wirklich ein Rätsel für mich.

„Alles gut. Ich kann wieder nach Hause." spreche ich grinsend. „Tiana." sagt mein Bruder warnend und greift nach der Fernbedienung, um den Fernseher wieder auszuschalten. „Nicht so schnell. Erster werden wir deine Werte kontrollieren und dann werde ich mir nochmal deine Wunde am Bauch genauer angucken." sagt Ben nun ernst und Alex nickt nur zustimmend. Ich kann daraufhin nur die Augen verdrehen. Die zwei sind was Gesundheit angeht immer total überbesorgt und streng.

„Aber mir geht es doch wieder gut. Ich habe keine Schmerzen mehr und auch sonst ist alles gut." sage ich wieder, fange mir aber einen strengen Blick von Alex ein. „Ja, dir geht es jetzt gut, weil du viele Medikamente bekommen hast, die noch immer wirken. Wir können deinen Zustand nicht so auf die leichte Schulter nehmen." spricht Ben wieder. Er und Alex tauschen miteinander Blicke aus, die ich nicht deuten kann.

Ben sieht sich meine Wunde an. Ich habe keine Ahnung, ob sie besser oder schlechter aussieht, aber sie ist noch immer sehr entzündet. Es ist rot, geschwollen und man kann Eiter erkennen. Es sieht wirklich nicht schön aus. „Gut, ich desinfiziere es nochmal und klebe ein neues Pflaster darüber." spricht er. Nachdem Benjamin das erledigt hat, kontrolliert er meine Werte. „Deine Werte sind eigentlich ganz gut. Allerdings könnte dein Blutdruck etwas höher sein. Der ist etwas im Keller." meint er. „Kann ich nach Hause?" frage ich hoffnungsvoll. Ich will hier wirklich nicht mehr bleiben und Alex meinte doch, dass sich Ben alles ansehen soll und ich dann nach Hause kann, wenn alles passt. Meiner Ansicht nach passt alles.

„Nein. Du bleibst noch mindestens eine Nacht zur Beobachtung hier." spricht Ben, schaut dabei aber die ganze Zeit Alex an, der zustimmend nickt. „Ich will aber nicht. Ich will nach Hause." sage ich bockig. Ohne darüber nachzudenken, stehe ich viel zu schnell auf. Sofort wird mir schwindelig und die Beine unter mir knicken einfach so weg.

„Siehst du und genau deshalb bleibst du noch hier." spricht mein Bruder, der mich noch gerade so vor einen Aufprall auf dem Boden bewahrt hat. Wütend schnaufe ich auf, während mir Alex wieder ins Bett hilft. 

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt