Kapitel 40

1.2K 64 12
                                    

Am nächsten Tag werde ich von Geräuschen, welche von der Küche kommen, geweckt. Bevor ich aufstehe, strecke ich mich erstmal ausgiebig. Langsam rapple ich mich auf und gehe Richtung Küche, in der Vanessa schon zugange ist. „Guten Morgen." sage ich gähnend. „Morgen." antwortet sie mir. Vanessa bereitet gerade Kaffee zu, weshalb sie mir den Rücken zudreht. „Am besten machst du dich fertig und dann reden wir gemeinsam mal in Ruhe." spricht sie etwas ernster, als man es von ihr gewohnt ist.

Ohne etwas zu antworten, drehe ich mich um und spaziere ins Badezimmer. Duschen gehe ich heute nicht, da ich gestern am Abend noch war, also ziehe ich mich nur um und putze mir die Zähne. Schnell bin ich damit fertig.

Ehrlich gesagt weiß ich ganz genau, worüber Vanessa mit mir sprechen will. Es geht natürlich um gestern und dass ich jetzt auch im Papa Joe's arbeite. Dieses Gespräch wird bestimmt lustig und fröhlich sein. Ich mag Vanessa wirklich sehr, aber sie sollte dieses Thema einfach auf sich beruhen lassen.

„Da bist du ja. Setz dich." sagt Vanessa ungeduldig, als sie mich erblickt. „Was gibt's?" spiele ich die Ahnungslose. „Du weißt genau, worum es geht, Tiana. Warum arbeitest du dort? Es gibt doch noch genügend andere Jobs, die du machen könntest." Leise seufze ich auf. „Es ist meine Entscheidung. Ich habe mich dafür entschieden, also halte du dich da bitte raus." meine ich stur. „Tia, ich will nur das Beste für dich und glaub mir dort zu arbeiten, ist es definitiv nicht." Darauf antworte ich nichts mehr, sondern blicke nur aus dem Fenster, welches sich in der Küche befindet. „Eigentlich wollte ich aber etwas anderes auch noch mit dir besprechen. Es geht um dich und deinen Bruder beziehungsweise eure Mitbewohner. Ich habe erst gestern eine Anzeige auf Facebook gesehen. Sie suchen dich alle, Tiana. Auch wenn der Streit zwischen dir und deinem Bruder sehr schlimm war, vielleicht ist es mal an der Zeit euch auszusprechen und-" weiter kommt Vanessa nicht, da ich sie unterbreche. „Was?" rufe ich.

Das kann doch alles nicht sein. Insgesamt bin ich jetzt schon über drei Wochen nicht mehr bei ihnen. Ich will nicht an Alexander, Ben, Levin oder Arian denken müssen. Sie sollen mich alle einfach nur in Ruhe lassen. „Willst du mich jetzt auch loswerden?" frage ich leise, den Tränen nahe.

Natürlich will sie das. Keiner will mich. Warum denn auch? Für jede Person war ich bis jetzt immer nur eine Last. Für Mama, für Papa, für Alex und seine Mitbewohner und jetzt auch noch für Vanessa und das wird auch immer so bleiben. Ich werde nie mehr als nur eine Last sein. Warum konnte ich nur denken, dass es bei Vanessa anders sein würde?

„Nein, natürlich nicht. Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst. Aber vielleicht denkst du mal in Ruhe darüber nach, ob du nicht doch wieder Kontakt zu deinem Bruder aufbauen willst." spricht sie einfühlsam und streich mir beruhigend über den Arm. Eine Weile starre ich einfach nur vor mich hin und lasse die Worte sinken.

„Ich muss los." sage ich plötzlich aus dem Nichts, stehe auf und schnappe mir meinen Rucksack. Schon verschwinde ich aus der Wohnung. Ich muss weg von Vanessa. Sie meint es zwar nur gut, aber ich brauche jetzt Zeit für mich. Diese ganze Situation ist mir gerade zu viel.

Ohne Ziel laufe ich erstmal durch die Straßen. Warum suchen sie mich plötzlich? Alex wollte mich nicht mehr haben. Eigentlich habe ich ihn nur einen Gefallen getan, indem ich abgehauen bin. Er wollte es so.

Meine Gedanken werden durch das Knurren meines Magens gestört. Ich habe heute noch nichts gegessen und wir haben bestimmt schon 16:00 Uhr. Zielstrebig laufe ich auf den nächsten Supermarkt zu. Zum Glück habe ich noch einen zerknitterten 5-Euro-Schein in meiner Hosentasche gefunden.

Schlendern laufe ich durch die Regale des Supermarktes. Was soll ich mir kaufen? Im Endeffekt schnappe ich mir einfach ein Brötchen und eine Flasche Limonade. Nach dem Bezahlen verlasse ich auch schon den Supermarkt.

Glücklicherweise gibt es ganz in der Nähe einen kleinen Park, wo ich hingehe. Bei einer freien Bank lasse ich mich fallen und genieße mein Essen. Ich greife gerade zu meiner Limonade und trinke einen kräftigen Schluck. Das Brötchen hat echt sehr gut getan. Plötzlich werde ich im Augenwinkel auf zwei Gestalten aufmerksam. Mit einem Blick in die Richtung bestätigt sich meine Befürchtung. Schnell stehe ich auf und schleiche mich davon. Natürlich bleibt meine Flucht nicht unbemerkt. Warum müssen die gerade hier auftauchen?

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt