Kapitel 3

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Am Krankenhaus angekommen steigen wir beide von Max' Motorrad ab und laufen hinein. „Weißt du, wo wir hin müssen?" fragt Max. „Ja, also wir können zum Oberärztezimmer schauen. Vielleicht sind ja Ben oder Alex dort." meine ich. Dank den Tabletten von vorhin sind die Schmerzen nur mehr ganz leicht zu spüren bis gar nicht mehr zu spüren.

Gemeinsam laufen wir über die hellen und langen Flure des Krankenhauses. Zum Glück habe ich einmal gesehen, wo das Zimmer der Oberärzte ist, als ich hier war. Kurze Zeit später haben wir es auch schon erreicht. Da Max beide Helme trägt, bleibt mir nichts anderes übrig als anzuklopfen.

„Ja, bitte?" fragt ein mir unbekannter Arzt. Er scheint um die 50 Jahre alt zu sein. Auf seinem Namensschild steht, dass er Dr. Ahrens heißt. Der Arzt hat einen grimmigen Blick aufgesetzt und sieht auch sonst nicht so nett aus. „Ist vielleicht Alex da?" frage ich einfach mal so heraus. „Wer bitte?" Sprechen sich die nicht mit dem Vornamen an? Als Kollegen hätte ich so etwas eigentlich schon erwartet.

„Ehm ... Dr. Hoffmann." meine ich leise. Irgendwie schüchtert mich Dr. Ahrens ein. Max tritt von hinten einen Schritt näher an mich heran, um mir Sicherheit zu geben. Wahrscheinlich hat Max meine Unsicherheit gemerkt. „Und warum willst du das wissen?" fragt er weiter nach. Leise seufze ich. Was geht den das an? „Tiana ist seine Schwester und müsste dringend mit ihm reden." schaltet sich nun auch Max in die Unterhaltung mit ein, worüber ich mehr als froh bin. „Aha. Dr. Hoffmann ist gerade nicht anwesend. So weit ich weiß, hat er gerade eine OP." sagt er.

Gerade will er sich umdrehen, hält ihn Max auf. „Ben könnte uns auch weiterhelfen." spricht Max. „Dr. Benjamin Jack." schalte ich mich schnell ein, damit er gleich weiß, wen wir meinen. Etwas zögernd nickt er und geht ins Zimmer. Wir bleiben draußen stehen, als die Tür wieder aufgeht. „Sie wollten mich-" fängt Ben direkt an, aber bricht ab, als er mich sieht. „Tiana, was machst du denn hier?" Ben ist sichtlich besorgt. Man kann es ihm eindeutig ansehen.

„Tiana hat sich verletzt." redet Max, als ich nichts sage. Ich finde nach wie vor, dass das hier alles unnötig ist. „Es ist nicht schlimm. Eigentlich ist es auch nicht notwendig hierfür etxra herzukommen." meine ich leise. Mein Blick ist auf den Boden gerichtet. Irgendwie ist mir das Ganze hier unangenehm. „Doch, das muss untersucht werden." sagt Max mit strenger Stimme. „Ok, wir gehen mal in den Behandlungsraum und dann könnt ihr zwei mir ganz genau erklären, was passiert ist." spricht nun Ben sein Machtwort aus. Still folgen wir ihm.

„Na dann, setzt dich mal hin." Wir sind im Behandlungsraum angekommen. So wie es Ben mir befehlt, mache ich es auch. Max stellt sich in der Zwischenzeit an die Wand und lehnt sich dagegen. „Also, was ist passiert? Und wo bist du verletzt?" Ich zeige ihm also meine Finger und erzähle die ganze Geschichte vom Sportunterricht. Ben fängt an meine Finger und meine Hand abzutasten. „Warum bist du nicht zu deiner Lehrerin gegangen und hast Bescheid gesagt?" spricht er währenddessen. „Weil das morgen doch sowieso schon wieder gut ist, oder halt spätestens übermorgen." sage ich leise. Ben seufzt und auch Max scheint von meiner Aussage nicht gerade begeistert zu sein. „Tut dir das hier weh?" fragt er mich dann und drückt und biegt meine Finger etwas. „Nicht wirklich." antworte ich wahrheitsgemäß. „Dir tut das nicht weh?" fragt Benjamin noch einmal nach. Ich schüttle nur den Kopf. „Ok, wir brauchen davon ein Röntgenbild, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du dir sie gebrochen hast." erzählt Ben seine Vermutung. Ich schnaufe auf.

„Weiß denn Alex schon Bescheid, dass ihr beide hier seid?" Max antwortet auf Ben's Frage, was ich allerdings nur mehr am Rande mitbekommen, da ich in meinen eigenen Gedanken bin. Ich will nicht, dass meine Finger gebrochen sind. Dann kann ich wohl auch eine Zeit lang nicht mehr zum Fußballtraining. Ich persönlich würde ja trotzdem hingehen. Schließlich habe ich mir nicht das Bein gebrochen, sondern nur die Finger, aber ich bin mir sicher, dass Ben und Alex das anders sehen werden.

„Tia, kommst du?" Erst jetzt bemerke ich, dass die Tür bereits offen ist und Ben auf mich wartet. Gemeinsam gehen wir zum Röntgen und danach wieder in dieses Behandlungszimmer, wo Max gewartet hat. Ich setze mich wieder auf die Liege und Ben nimmt, wie vorhin schon, auf dem Hocker platzt.

„Was ich aber nicht verstehe ist, dass du keine Schmerzen hast. Ein Bruch tut normalerweise schon weh. Zumindest bemerkt man es, aber du gibst ja an, überhaupt keine Schmerzen zu haben. Das ist ungewöhnlich." sagt Benjamin misstrauisch. Das erregt auch Max' Aufmerksamkeit. „Du hast vorhin doch noch gesagt, dass es furchtbar weh tut und du hast doch auch deshalb die Fernbedienung fallen gelassen." Echt jetzt?! Danke, Max. Warum musst du das vor Ben ansprechen? „Ja, aber jetzt halt nicht mehr." murmle ich vor mich hin und Blicke stur den Boden an. „Tiana, sei ehrlich, was hast du genommen, damit du keine Schmerzen mehr hast?" fragt mich mein Mitbewohner mit fester Stimme. „Ich habe nichts genommen." sage ich nun auch etwas lauter. „Gut. Die Röntgenbilder sind da. Wie vermutet, sind beide Finger gebrochen. Zum Glück ist es ein glatter Bruch, ohne das etwas verschoben ist. Somit müssen wir nicht operieren." erläutert Ben seine Diagnose. „Sehr schön." sage ich genervt. „Vorhin habe ich übrigens Alex Bescheid gegeben. Er müsste gleich hier sein." sagt mein behandelnder Arzt noch, woraufhin ich nur nicke.

Plötzlich klopft es an der Tür, die im gleichen Moment auch schon aufgeht. „Tia, was ist passiert?" sagt mein Bruder schockiert. „Nichts." murmle ich leise. „Tiana hat sich den Ringfinger und den kleinen Finger bei einem Unfall im Sportunterricht gebrochen. Allerdings gibt sie an, dass sie keinerlei Schmerzen hat." Zuerst blickt Ben Alex an, doch beim letzten Teil schaut er zu mir. „Warum hast du keine Schmerzen?" fragt mich nun mein Bruder auch. Die gehen mir wirklich auf die Nerven. Wenn sie wieder wüssten, dass ich heimlich Schmerztabletten genommen habe, dann müsste ich mir wieder eine ewig lange Standpauke anhören können. Natürlich sage ich da nichts.

„Tiana, was verheimlichst du uns?" fragt Alexander weiter herum. „Nichts, wenn ich es doch sage." „Nun gut, dann nehmen wir dir noch Blut ab." sagt Alex streng. „Nein, das will ich nicht." rede ich schnell. Alex wirft Ben einen Blick zu, der daraufhin alles für eine Blutabnahme bereitstellt. „Ich will das nicht." sage ich nun noch etwas lauter. „Wir nehmen dir Blut ab, ob du das willst oder nicht." sagt mein Bruder scharf zu mir. Max steht noch immer an der Wand gelehnt, doch Ben schickt ihn jetzt raus. „Ich will nicht." sage ich schon verzweifelt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich Angst. Nicht unbedingt vor der Nadel, oder doch? Ach, keine Ahnung. Ich habe auf jeden Fall Angst und will nicht, dass sie herausfinden, dass ich Tabletten genommen habe. Das gibt durch nur wieder Ärger.

Wie von der Tarantel gestochen, springe ich auf und renne auf die Tür zu, doch Alex stellt sich mir in den Weg, sodass ich in die letzte Ecke des Zimmers flüchte. „Tiana bitte, was ist denn los mit dir? Ich habe dir doch schon öfter Blut abgenommen. Wo ist das Problem?" fragt Alex mit besorgter Miene. „Ich will das einfach nicht." Und schön läuft die erste Träne meine Wange hinunter.

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Wie alt seid ihr eigentlich so? :)

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt