Kapitel 24

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Nach einer Weile kommt mein Bruder nach Hause. Ben und ich sitzen noch immer im Wohnzimmer und schauen gerade eine Serie. „Ben, bitte sag ihm nichts." sage ich zu ihm. „Was soll ich nicht wissen?" fragt plötzlich mein Bruder, der gerade ins Wohnzimmer kommt. „Nichts." stoße ich heraus. Meine Stimme ist dabei viel zu hoch. Natürlich glaubt mir Alexander nicht.

„Tiana, nun sag schon." sagt Alex, als ich noch immer nichts sage. „Entweder sagst du es jetzt, oder ich mache es." sagt nun auch Ben. Ich gucke jedoch nur auf den Boden und bleibe still. „Also gut, Tiana und Mila haben heute Schule geschwänzt und einen Ausflug ins Tattoostudio gemacht. Kurz gesagt, die beiden haben jetzt ein Tattoo." spricht Benjamin.

„Wie bitte?!" Als ich wieder aufsehe, sehe ich direkt in das wütende Gesicht von Alex. „Das ist nicht dein Ernst. Was muss denn noch alles passieren, Tiana?!" sagt Alex ungläubig.

Gerade als er wieder etwas sagen möchte, klingelt ein Handy. Es ist Alex' Telefon. Seufzend geht er ran. „Dr. Hoffmann. Ja, ja. Ich bin auf dem Weg." sagt er genervt. „Ich muss los. Notfall. Wir sind hier noch nicht fertig, verstanden?! Bitte sorge dafür, dass sie nirgends hingeht. Du hast Hausarrest. Dein Handy habe ich ja sowieso noch." sagt mein Bruder an mich und seinem Freund Ben gerichtet.

Schon ist mein Alex auch schon wieder verschwunden. Auch ich stehe auf und will gerade das Wohnzimmer verlassen, als mich Ben aufhält. „Wo willst du hin?" fragt er direkt. Ich schnaufe einmal, bevor ich antworte. „Nach oben in mein Zimmer, wenn ich das noch darf." meine ich sarkastisch. Da Ben nichts mehr sagt, gehe ich einfach.

Oben in mein Zimmer lege ich mich ins Bett und starre einfach so die Decke an. Irgendwie sind alle meine Gedanken weg. Normalerweise platzt mein Kopf fast, so viel denke ich über alles mögliche nach, aber jetzt ist einfach nichts mehr da. Ich fühle nichts und ich habe auch keine Gedanken.

Nach einer Weile rapple ich mich wieder auf und setze mich an meinen Schreibtisch. Aus Langeweile fange ich an ein Bild zu malen. Viel zu lange habe ich schon nicht mehr gezeichnet. Ich sollte das echt öfter machen.

Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell, wenn man genau in seinem Element ist. Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, erschrecke ich etwas. Es ist bereits kurz nach 18:00 Uhr und ich bin noch immer nicht fertig mit dem Bild.

„Tiana, kommst du bitte runter?! Das Essen ist fertig." ruft mich Ben von unten. Ich will aber jetzt noch nicht aufhören. Außerdem habe ich nicht wirklich Hunger. Ben ignorierend, zeichne ich einfach weiter. „Tiana!" ruft er wieder. Doch auch dieses Mal reagiere ich nicht. Ob wir jetzt eine halbe Stunde früher oder später essen, macht auch keinen Unterschied. Außerdem kann Benjamin gerne alleine essen, wenn er schon Hunger hat und ich esse dann halt später etwas.

Eigentlich schauen alle immer, dass wir zu geregelten Zeiten essen. Vor allem Ben und Alex sind sehr achtsam. Sie wollen, dass ich mindestens ein Essen am Tag zusammen mit ihnen am Tisch sitze. Ich kann es ja verstehen, warum ihnen so wichtig ist. Man tauscht sich aus, redet über wichtige Themen und so weiter, aber man muss es auch nicht übertreiben. Es ist jetzt nichts Schlimmes, wenn ich mal später als die anderen zu Abend esse.

Plötzlich steht ein leicht wütender Ben im Raum. „Tiana, warum kommst du nicht?" fragt er leicht aufgebracht. „Ich komme doch gleich." antworte ich, ohne von meiner Zeichnung aufzublicken. Ben kommt auf mich zu. Über meine Schulter hinweg sieht er auf mein Gemaltes.

Anfangs wusste ich nicht wirklich, was ich zeichnen soll. Im Endeffekt wurde es ein Gesicht von einem Mädchen oder eher einer jungen Frau. 

„Dein Bild ist wirklich schön, aber du kannst das auch später noch zu Ende zeichnen. Jetzt gibt es erstmal essen." sagt Benjamin. Er wartet bis ich aufstehe und nach draußen gehe, erst dann folgt er mir.

„Wann kommen die anderen wieder?" frage ich während des Essens, da Ben und ich noch immer alleine sind und keine Spur von den anderen vorhanden ist. „Arian und Levin sollten jede Minute kommen." antwortet er schulterzuckend. Ich nicke. „Und Alex?" frage ich weiter nach. „Tia, du hast doch selbst gehört, dass es anscheinend einen Notfall gab, wo Alex gebraucht wird. Ich weiß nicht, wann er wieder kommt." sagt Benjamin. Wieder nicke ich nur.

Abwesend schiebe ich das Essen von der einen Seite auf die andere auf meinem Teller. Ich habe einfach keinen Hunger. „Du vermisst Alex, stimmt's?" fragt mich plötzlich Ben. Mein Kopf schnellt nach oben. „Was?" antworte ich perplex. „Alex ist sehr viel am Arbeiten und wenn er mal etwas Zeit übrig hat, verbringt er diese sehr gerne mit Sofia. Ihr habt in letzter Zeit nicht viel Zeit miteinander verbracht. Jemand von uns ist zwar fast immer zu Hause damit du nicht alleine bist, aber das ist nicht das gleiche. Er ist dein Bruder. Natürlich willst du da auch mehr Zeit mit ihm verbringen." erläutert mir Ben. Er scheint mich echt zu verstehen.

„Ich habe auch schon mit ihm gesprochen. Ich bin mir sicher, dass alles bald wieder besser werden wird und ihr euch wieder mehr seht." Ben schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, welches ich leicht erwidere.

Irgendwann gehe ich in mein Zimmer und zeichne mein Bild weiter. Als ich fertig damit bin, gehe ich noch schnell duschen, bevor ich ins Bett falle.

Twisted Life 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt