DEADLY LOVE - Für immer und ewig...

02: "Teufelsfalle"

Die Heavensridge High. Ein Ort voller Liebe, Freundschaften, aber auch Lügen und Intrigen. Jeder Ort hat seine guten und schlechten Seiten, aber seit der Ermordung von Ricky Hill ist an dieser Schule alles anders. Es ist auf den langen Korridoren und zwischen den Schließfächern ruhiger als vorher. Die lautesten Cheerleader schweigen still und die typischen Macho-Football Spieler erweisen ihrem verstorbenen Freund die letzte Ehre. Es ist eine Schande, dass so eine grausame Tat das Beste in den Herzen der Menschen hervorbringt, aber irgendwo muss es ja immer einen Startschuss geben.

Vor dem abgeschlossenen Spind von Ricky steht die stille Holly Hopper und schaut durch ihre frisch geputzte Brille auf den riesigen Stapel Blumen der sich vor dem Spind türmt. Ein Meer aus bunten Farben und Gerüchen, geziert von vielen Briefen und Karten an Ricky, welche seine Klassenkameraden ihm hinterlassen haben.
"Wo ist Nova? Geht es ihr gut?", fragt die Stimme von Cleve als er eilig aus einen der leeren Klassenräume eilt und die beste Freundin von Nova in ihrem schwarz weißen Hemd sieht, während die Sonne durch die hohen Fenster der Schule ihre dunkle Haut glänzen lässt. Ihre langen schwarzen Haare - welche ihr bis zur Hüfte reichen - wehen durch das schließen der Tür ein wenig nach links.
"Was denkst du denn? Ihr Freund ist tot. Sie kommt erst nächste Woche wieder. Wenn überhaupt...", murmelt sie abweisend und rümpft ihre Nase etwas.
"Sorry. Ich wollte nicht aufdringlich sein.", rudert er zurück und stellt sich neben den Spind seines Bruders. Holly zieht ihre Augenbrauen hoch und fasst sich rasch an die Stirn.
"Fuck, sorry... ich wollte nicht so reagieren.", stammelt sie als sie den wahrlich gut gestellten Gesichtsausdruck des Selbstbewusstseins auf dem Gesicht des jungen Hills sieht.
"Ich will mich nur etwas ablenken. An Rickys Tod kann ich nichts mehr ändern, da will ich wenigstens denen helfen die ihm am wichtigsten waren. Das schulde ich ihm. Und ich denke Erdkunde Vorträge über den 'Titan Comet' lenken mich nicht gut ab, in Anbetracht der aktuellen Lage.", lächelt er schmal und zieht seine blaue Strickjacke etwas zu.
"Du schuldest niemanden was. Du musst auch auf dich achten. Es ist einen Tag her.", entgegnet Holly ihm und versteht nicht wie Cleve den Tod von Ricky so einfach wegstecken kann.
"Ist es nicht.", flüstert Cleve und senkt seinen Kopf etwas. Die Sonne verlässt den Schulflur allmählich.
"Was?", fragt Holly und schiebt sich ihre Brille die Nase hinauf.
"Ich sagte, dass es nicht einen Tag her ist. Er wurde nur gestern geborgen. Tot war er schon viel länger..."

Hollys Pupillen werden so klein wie die Spitze eines brandneuen Bleistiftes.
"Ich dachte... alle denken es ist ein Unfall gewesen."
Cleve setzt erneut sein falsches Grinsen auf und schluckt den Schmerz einfach so runter.
"Ein Unfall bei dem der halbe Hals meines Bruders aussieht, wie ein frisch geschnittener Braten? Wohl kaum.", grummelt er nun und sie hört ein wenig Wut in seiner Stimme. Sie bekommt kein Wort hinaus, da sie davon ausgeht, dass niemand von den wahren Umständen von Rickys Ableben weiß.
"Niemand bis auf... Nova.", kommt ihr der Gedanke und versteht nun wieso ihre Nachrichten und Anrufe seit einem Tag nicht durchgingen.

Die Schulglocke ertönt.
"Wir sehen uns in Mathe.", zwinkert er ihr zu und verschwindet so schnell wie er vor wenigen Minuten aufgetaucht ist, während Holly panisch ihr Handy zückt.
"RIDGE DINER. UM VIER!!!", tippt sie eine Nachricht in den Chat von Nova und sich, welche überraschenderweise durchgeht. Sie richtet sich ihre Tasche und verschwindet rasch in der Menschenmasse in Richtung Mathe.

Was sie nicht wusste war, dass Damian Price - der mysteriöse Junge vom Steg - das ganze Gespräch mit Cleve mithörte und lauschend hinter einen der Spinde stand...

--- Prawley Park ---

"Meine Tochter ist ab sofort immer um sieben Zuhause. So lange ein Killer in der Stadt rumläuft ist es nicht sicher. Heiliger St. Ignatius, wie konnte diese Stadt in einem Tag nur so tief fallen?", fragt Hevery Hopper Joyce besorgt, während die beiden Mütter durch den Park spazieren, in welchem die Bürger der Stadt mit ihren Hunden Gassi gehen und auf den grünen Wiesen des Parks ein leichtes Frühstück picknicken, so als wäre am Vortag nichts passiert.
"Manche Menschen wollen weiter in ihrer Wunschvorstellung leben, aber so einfach ist das nicht, Hevery.", murmelt Joyce und deutet auf die Menschen im Park.
"Diese Stadt ist am Arsch und die Hills sind daran Schuld. Erst haben sie mir meine Tochter weggenommen und jetzt verunreinigen sie diese Stadt mit ihrer schlechten Publicity.", lächelt die Chambler falsch und schwingt ihr lockiges blondes Haar nach hinten.
"Komm schon, sie sind doch nicht Schuld an der Ermordung ihres Sohnes. Ist das nicht etwas übertrieben?", fragt Hevery und spielt Joyce' radikale Meinung über die Familie etwas runter, da sie Aussagen wie diese aus dem Mund ihrer langjährigen Freundin gewohnt ist.
"Ich würde nicht drauf wetten. Wer sich mit den Augustines anlegt, hat ohnehin verloren.", pfeift sie beiläufig und dreht sich nach links. Hevery bleibt stehen und folgt dem Blick von Joyce, welcher sich auf den hohen Hügel hinter dem Wasserturm richtet, auf dem ein riesiges Anwesen steht. Der 'Augustine Manor'.
"Der Bürgermeister? Dieser Waschlappen soll den Jungen ermordet haben? So interessant diese Blutfehde auch ist, zum Mord würde er nicht im Stande sein.", lacht Hevery. Joyce nickt zustimmend,
"Cliff hat nicht das Zeug dazu, aber sein verkorkster Neffe. Thorn...", flüstert sie schon fast, da der Name dieses jungen Mannes das genaue Gegenteil ist zu dem guten Ruf, welchen Clifford Augustine als langjähriger Bürgermeister genießt.
"Die Zeit wird es zeigen. Aber bis diese Zeit gekommen ist müssen wir uns darum kümmern unsere Kinder zu beschützen. Auf diese Stadt kommt ein Sturm zu, Joyce."
Die Chambler nickt,
"Der Sturm steht schon lange vor unserer Tür, das versichere ich dir."

--- RIDGE DINER ---

In einem schwarzen Mantel sitzt die betrübte Nova alleine an einem Tisch des Diners und wartet auf Holly. Für die Anderen ist sie so etwas wie das London Eye, oder der Eiffelturm. Eine Attraktion die es zu begaffen gilt. Aber nicht aufgrund ihrer perfekten Frisur, oder ihres schönen Makeups. Alle Welt sieht in ihr diejenige die Ricky Hill geliebt und verloren hat.
"So muss sich also eine Witwe fühlen. Unangenehm.", denkt sie sich und rührt mit ihrem Löffel müde in ihrer Tasse herum, bis sich die Tür des Diners öffnet und Holly hineinspaziert kommt.

Der Anblick ihrer Freundin lässt Novas Mundwinkel etwas in die Höhe heben, aber dieses Gefühl der Freude ist nur ein flüchtiger Augenblick.

"Nova, Gott...", keucht Holly und eilt zu ihrem Stuhl, woraufhin sie ihre beste Freundin kräftig umarmt,
"Es tut mir so verdammt leid."
Nova lächelt ein wenig und genießt die innige Umarmung, bevor sich Holly setzt und ihre Freundin besorgt anschaut.
"Weißt du es auch? Die Wahrheit über Ricky?", fragt sie sie direkt und Novas Augenbrauen schießen in die Höhe.
"Seit gestern, als die Detectives mir die Kette brachten.", bestätigt sie die Vermutung von Holly direkt. Eine kurze Stille herrscht zwischen den beiden und Nova richtet sich verwundert auf,
"Ist es schon in den Zeitungen, oder woher...?"
"Nein, nein, keine Sorge.", unterbricht Holly sie direkt und senkt ihre Stimme,
"Cleve hat es mir gesagt, als ich ihn heute gesehen habe. Er scheint aufgewühlt und unterdrückt seine Gefühle. Er hat nach dir gefragt."
Nova scheint überrascht,
"Cleve war heute in der Schule? Einem Tag nachdem... Wow."

Holly nickt und räuspert sich etwas.
"Ich habe mich nur eine Sache gefragt... du meintest Ricky wäre in Idaho bei seinen Großeltern, wie konnte er dann am Ufer angespült werden?", fragt Holly direkt, im vollen Bewusstsein, dass diese Frage harsch klingen könnte, doch ihre Neugier ist zu groß. Nova reagiert nicht so wie erwartet, ganz im Gegenteil. Es scheint so als würde sie der Situation genauso Misstrauen wie Holly.
"Das ist die Millionen-Dollar Frage. Die Detectives haben mich und meine Mom gestern bis Mitternacht mit Fragen gelöchert. Er ist schon seit einer Woche... ja, du weißt schon.", antwortet Nova und senkt erneut ihren Kopf. Holly runzelt ihre Stirn.
"Warte, seit einer Woche?! Aber ihr habt..."
"Geschrieben, ja ich weiß.", ergänzt Nova den Satz ihrer besten Freundin und teilt den Gedanken, der sie die ganze Nacht wachgehalten hat.
"Das ist es ja. Das war nicht Ricky, der mir da geschrieben hat. Es war der Killer."
Nova holt ihr Handy heraus und öffnet ihren Chat mit Ricky,
"Und da gibt es noch etwas was ich den Detectives verschwiegen habe. Ich nenne es 'mein Ass im Ärmel'.", lächelt die Chambler entschlossen und zeigt Holly die Nachrichten von 'Ricky'.

In diesem Moment, an dem schönen Nachmittag in dem liebevollen Diner im Herzen von Heavensridge, kam eine ganz neue Perspektive in das düstere Spiel um den Mordfall von Ricky Hill. Denn die Nachrichten vom 'falschen Ricky' die Nova Holly Hopper an dem Tag zeigte, waren die Forderungen nach einem Treffen, nach seiner 'Rückkehr aus Idaho'. Und jetzt - mit den neuen Informationen die sie durch Cleve und die Polizei bekommen haben - wussten die beiden Mädchen, dass der Killer versucht hat Nova in eine Falle zu locken. Ein Schachzug der Nova praktisch eine Zielscheibe auf den Rücken klebte und eine ganz neue Verbindung schlug, denn der Ort des Treffens sollten die botanischen Gärten des 'Augustine-Manor' sein...