25: "Verrat und Versuchung"

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--- Prawley Park, am nächsten Morgen... ---

Holly spaziert durch den grünen Park von Heavensridge, nachdem die schrecklichen Nachrichten über einen weiteren Mord der roten Dahlie sie aus dem Schlaf gerissen haben. Der Nebel liegt noch leicht und die Straßen sind kaum befahren, aber hell ist es draußen allemal. Sie schaut auf den flachen See des Parks und betrachtet die schneeweißen Schwäne, welche über die Wasserfläche gleiten, die wie eine perfekte Schicht über dem Teich liegt. Das einzige Wasser welches verdrängt wird, entspringt den Schwänen, welche die Hopper still anschauen.

Holly schaut nach oben, auf den Berg der einst das Monument des Schreckens war und erblickt nun nicht mehr das Augustine Manor, so wie all die Zeit in ihrem Leben zuvor. Alles was geblieben ist, ist eine ausgebrannte Ruine die nur ein Schatten dessen ist, was sie all die Jahrhunderte war.
"Eine Tragödie. Es war ein wirklich schönes Zuhause für mich.", begrüßt Damian die Hopper, welche nicht überrascht zu sein scheint. Die beiden scheinen ein Treffen in der Früh abgesprochen zu haben. Fern von den Blicken neugieriger Mitschüler, welche sich sofort das Maul zerreißen würden, wenn sie Holly und Damian miteinander sprechen sehen sollten.
"Damian. Wurde aber auch Zeit.", entgegnet sie. Der Price richtet seinen Blick ebenfalls auf die Überreste des Manors und lächelt breit.
"Es war ein großes Opfer, aber ich habe bekommen was ich euch versprochen habe. Ich halte mein Wort. Immer...", lächelt er und sieht sofort wie die gesamte Aufmerksamkeit von Holly sich auf seine Worte richtet und sich ihre Augen vom Manor abwenden.
"Du hast ihn gefunden? Wo...?"
"Es ist egal wo. Das einzige was zählt ist, dass er es nicht war. Thorn ist nicht die rote Dahlie.", antwortet er direkt und schaut auf eine der Bänke des Prawley Parks, auf die der Augustine in der Ferne wartet. Holly erblickt den Menschen, welcher beinahe, ohne mit der Wimper zu zucken, das Leben all ihrer Freunde auslöschte und die dunkle Wahrheit über Nova an's Licht brachte. Sie runzelt ihre Stirn und geht auf ihn zu, woraufhin Damian ihr schnell hinterher eilt.

"THORN!", donnert Holly und sieht wie der Augustine sich von der Bank aufrichtet.
"Holly Hopper?", fragt er sie rhetorisch und setzt sein typisches Grinsen auf. Sie hebt ihre Hand und schlägt ihm mit voller Wucht in's Gesicht, ehe Damian sich zwischen die beiden stellt.
"Erinnerst du dich an mich? Du hast versucht meine Freunde zu töten.", lächelt sie, aber wird von Damian zurückgehalten.
"Holly! Hör ihn dir an. Ich habe nicht mein Zuhause abgefackelt, damit du ihn hier im Park totprügelst."
Thorn zwinkert Damian zufrieden zu und richtet seinen dunkelroten Anzug, welchen er von seinem besten Freund als Notfallkleidung bekommen hat, nachdem die Katakomben dem Augustine stark zugesetzt haben. Nicht gerade unauffällig, aber sauberer als der Geruch des Untergrundes.
"Damian hat mir von eurem kleinen Killer-Problem erzählt, Teuerste. Und wie sich herausstellte, war es dieses Mal nicht eure mörderische Freundin, also stellt sich die Frage: Wer in Teufels Namen ist krank genug, um zwei Teenager in so einem kurzen Zeitraum zu ermorden?", fragt er Holly in einem fast schon provokanten Unterton.
"Zuerst dachte ich an abtrünnige Devils, aber unser neuer Bürgermeister hat dafür gesorgt, dass niemand von diesen Spinnern nur einen Fuß in die Stadt setzen kann. Die Macht der Dreads, nicht?", ergänzt er und sieht wie Damian die Augen rollt.

Thorn liebte es immer zu reden, aber in diesem Moment genoss er es offensichtlich, dass er nicht im Zentrum des Fokus stand. Er empfand das Gefühl gebraucht zu werden als einen kleinen Schritt in Richtung "Gut", auch wenn er das damals noch nicht wusste.

"Und wie willst du uns dabei helfen? Du wirst gesucht und hast nicht einmal mehr einen Penny um uns zu unterstützen. Alles was du bist ist ein kranker - soziopathischer - Narzisst.", schmunzelt Holly.
"Das mag sein. Aber immerhin bin ich ein narzisstischer Soziopath mit einer Menge Einfluss. Die Verbrecherwelt traut den Augustines. Das heißt, wenn irgendjemand weiß wer die rote Dahlie ist, werde ich es als Erster erfahren."
Holly ballt ihre Faust erneut, doch Damian wirft ihr einen Blick zu, der ihr sofort signalisiert was Sache ist.
"Und was verlangst du dafür? Aber sei dir gesagt: Cleve ist keine Option. Wenn du ihm, oder irgendjemanden meiner Freunde etwas tun willst, zeige ich dir wie ich wirklich sein kann.", flüstert Holly und sieht das Lächeln, welches sich auf dem Gesicht des Augustines breitmacht.
"Ich will einen Waffenstillstand. Keine Schläge mehr in irgendwelche Gesichter und...keine Devils die euch töten sollen.", senkt er seine Stimme und sieht wie Damian die Augenbrauen hochzieht.

Holly streckt ihre Hand aus und sieht den überraschten Blick von Thorn. Langsam hebt er ebenfalls die Hand und vereinigt diese mit Holly zu einem leichten - extrem vorsichtigen - Händeschütteln. Damian wendet sich Thorn zu,
"Und jetzt...lass uns diese mordende Schlampe finden."

--- Mifflin Street ---

Die Tür zum Hause der Chamblers wurde von Joyce aufgeschlossen, welche wenige Momente später ihre Tochter und Victoria am Esstisch sitzen sah. Glücklich und zufrieden, ohne ein Zeichen von Trauer - obwohl die letzte Nacht ein weiterer Nagel im Sarg von Heavensridge zeichnete.

"Oh, Victoria!", begrüßt Joyce überrascht das Mädchen, welchem sie vor vielen Jahren das Geheimnis von Nova anvertraute.
"Hi, Joyce. Du hast einen grandiosen Auflauf gemacht.", lächelt die Dread und nimmt ein weiteres Stück von ihrer Gabel. Nova lächelt die Dread an, was Joyce sofort bemerkt.
"Du...hast hier geschlafen?", fragt Joyce, woraufhin Nova sie ernst anschaut.
"Ja, hat sie Mom. Ich hätte es dir gerne gesagt, aber du warst ja die ganze Nacht verschwunden, während in der Stadt die Hölle los war."
Joyce nickt und stellt ihre Tasche ab.
"Ich weiß. Hevery und Ich waren am Diner und haben uns das Spektakel angeschaut. Die Presse war direkt da und Mayor Dread hat sein Statement abgegeben. Jetzt kann sein Plan von dem gottverdammten Gefängnis wirklich nicht mehr aufgehalten werden. Die Menschen haben Angst. Angst vor dem was da draußen lauert."
Vici steht auf und schaut Nova an.
"Ich werde einen Weg finden Dad's Vorhaben, unsere Schule platt zu machen, aufzuhalten. Vielleicht können wir 'East-Heavensridge' nicht stoppen, aber unsere Schule gebe ich noch nicht auf. Nicht nach diesem Jahr und allem was ich getan habe."
Nova greift nach Victorias Hand, woraufhin Joyce etwas Lächeln muss.

Nach ihrer negativen Einstellung zu Ricky und Novas Beziehung, versuchte sie einen Schritt in Richtung 'positive Entwicklung' zu machen und freute sich einen kleinen Moment wirklich für ihre Tochter und die Dread.

"Du musst nichts wieder gut machen, Vici. Dass du auf der richtigen Seite stehst, ist mehr als genug."
Die Dread ist allerdings nicht dieser Meinung.
"Nein. Mein Dad wird nicht gewinnen. Jede Sekunde in meinem Leben, hatte er die Kontrolle. Von Anfang bis Ende. Ich lasse nicht zu, dass er auch die Kontrolle über Heavensr-"

* RUMMS *

Die Tür des Hauses knallt auf und drei Polizeibeamte stürmen mit erhobenen Gewehren in die Wohnung und richten diese auf alle Beteiligte. Der Schock durchfährt Nova und Vici sofort.
"HÄNDE NACH OBEN! SOFORT!", donnert einer der Männer, woraufhin alle diesem Befehl nachgehen. Joyce dreht sich zu dem Trio, welches ihr gerade die Tür eingetreten hat und den Blutdruck der Menschen in dem Haus sofort in die Höhe jagten.
"Was wollen Sie in meinem Haus? Richten Sie Ihre Waffen nicht auf meine Tochter!", grummelt Joyce und sieht wie die Männer sich zunicken.
"Miss Joyce Chambler. Sie sind aufgrund des mehrfachen Mordes an Alvarez Price, Minetta Meadows und Kim Cornwall verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was Sie sagen kann und wird...-"

Die Stimme der Polizisten verblasst im Hauch der Situation, als sich die Welt einmal mehr für Nova wie in Zeitlupe abspielte. Sie schaute ihre Mutter an und sah den verzweifelten Blick, welchen Joyce ihr zuwarf, ehe die Polizisten ihre Mutter in Handschellen legten und aus dem Haus zerrten, direkt in den Wagen der Behörden. Nova und Vici standen nun völlig alleine in der zerdonnerten Haustür und beobachteten wie Joyce weggebracht wurde. Von Null auf Hundert, wendete sich der Fall der 'roten Dahlie', da jemand die Ermittlungen in Joyce' Richtung lenkte. Jemand der von den Mord an Alvarez wusste...

Jemand der niemand weiteres, als die rote Dahlie persönlich ist.

DEADLY LOVE - Für immer und ewig...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt