05: "Im Herz der Finsternis"

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Mit majestätischer Musik und einem Ambiente, wie in einem klassischen britischen Monarchenfilm, eröffnete der Ball der Gründerväter in dem Augustine Manor, als unzählige Bürgerinnen und Bürger der Stadt in die große Villa strömten und sich hektisch einen Platz in dem großen Eingangssaal - welcher an diesem Abend von einer großen hölzernen Bühne geziert wurde - zu sichern, während der polierte Parkettboden die teuren Schuhe und Kleider der Menschen perfekt stützte. Trotz der wunderschönen Fassade, blieb der hässliche - verdorbene - Kern der Stadt nicht ungesehen. Der wahre Grund wieso Mayor Cliff Augustine die Stadt auf Augustine Manor einlud: Um das grausame Image der Stadt zu bereinigen, welches der Mord an Ricky Hill verursachte.

"Schau sie dir alle an. Wie gehorsame Bienen, die ihrer Königin folgen. Keiner von ihnen verschwendet nur einen Gedanken an die Hills.", lächelt Thorn, welcher zusammen mit Damian hoch oben auf den obersten Stufen der Treppen steht und mit seinem besten Freund hinab auf das rege Getummel blickt, welches sich in seinem eigenen Zuhause abspielt.
"Cliff macht was du willst, also geht der Lohn für dieses Fest an dich.", entgegnet Damian und nimmt einen Schluck von dem teuren 'Ridge-Wein', welcher unten am Bankett verteilt wird.

Eine Marke die Heavensridge seit seiner Gründung prägte. Das kleine Fischerdorf ist die erste Stadt die den Weinbau nach Oregon brachte und den Augustines vor vielen Jahrzehnten die Grundlage für das Geschäft lieferten, welches sie schon immer führten. Der Anbau von hochqualitativen Wein, welcher ironischerweise extrem hohe Verarbeitungskosten nach sich zog. Doch genau diese Kosten und die extreme Qualität, machten Oregon zu einem beliebten Edelwein-Exporteur und verschafften den Augustines breites Ansehen und Vermögen.

"Ich würde den Tag nicht vor dem Abend loben. Es ist zwar schon spät, aber man weiß ja nie. Vorallem bei dem hohen Besuch den wir heute bekommen.", murmelt Thorn halb sarkastisch und stellt sein Glas auf einem der polierten Möbel ab.
"Hohen Besuch?", fragt der Price und die Augen der beiden Teenager wandern zur großen Tür des Anwesens, welche in genau diesem Moment aufgeht. Thorn atmet genervt aus,
"Die wohl jüngste 'Witwe' der Welt."

Hindurch tritt Nova Chambler, in einem silber-grauen Kleid - geziert von einem Schal, aus den weichsten Federn die sie je' in ihrem Leben gespürt hat. An ihrer Seite schaut sich Holly beeindruckt um, da die Freundin von Nova, welche ein simples schwarzes Kleid trägt, noch nie ein so beeindruckendes Gebäude von innen gesehen hat.
"Wow, das ist...", murmelt sie und Novas Blick wandert durch die Menge.
"Zu stark aufgesetzt?", vollendet sie Hollys Frage.
"Nein, eher nur pompös.", lacht Holly beeindruckt. Nova folgt ihrem Blick und zieht ihre Augenbrauen hoch,
"Oh, ich dachte wir reden über dieses Ding was sich Kleid nennt.", keucht sie und schaut an sich herunter. Die Hopper kann nicht glauben was sie gerade gehört hat,
"Das Kleid ist WUNDERBAR! Schau die dir doch mal alle an."
Holly zeigt in die Menge, auf ein paar Schulkameraden, welche in langweiligen Anzügen, oder nichtssagenden Kleidern auf der Fläche stehen.
"Du bist der Hammer, Nova. Genieß es ruhig ein wenig.", zwinkert Holly und gibt ihrer besten Freundin einen kleinen Kuss auf die Wange. Nova muss berührt lächeln, aber kann dennoch nicht ganz ihren Fokus auf den Ball an sich setzen, da der wahre Grund ihres Besuches ein ganz anderer ist: Antworten.

Antworten auf die Frage, was Ricky mit den Augustines zu tun hatte und wieso der mysteriöse Killer sie an genau diesen Ort locken wollte, an den just in diesem Moment die ganze Stadt fröhlich feiert und auf die Rede von Mayor Cliff wartet.
"Schau mal, da.", flüstert Nova und zeigt auf eine Ecke des langen Banketts, an dem Joyce und Hevery mit einem etwas älteren Mann und seiner Frau stehen.
"Das sind Mister und Misses Hill...", murmelt Holly überrascht,
"Wieso sollten die beiden zu einer Veranstaltung der Augustines kommen?"

"Wie geht es deiner Tochter, Joyce? Cleve hat nicht viel erzählt, aber wir wollten euch in den Tagen der Trauer nicht Zuhause stören.", erklärt Penbrooke Hill - der Vater des verstorbenen Rickys - besorgt und erkundigt sich nach dem Wohlbefinden des Mädchens, welches seine Schwiegertochter hätte werden können.
"Sie macht sich gut. 'Chambler' ist nur ein anderes Wort für Stärke. Es geht ihr von Tag zu Tag besser. Sie konnte es garnicht erwarten auf den Ball hier zu gehen. Unter Menschen zu sein hilft ihr.", antwortet Joyce mit erhobenem Haupt und vergräbt die Freude über das abrupte Ende der Beziehung zwischen dem Hill und ihrer Tochter. Natasha Hill schluckt kräftig und schaut Joyce unruhig an,
"Wenn ich ganz ehrlich bin, ist es mir immernoch nicht ganz wohl dabei unter all diesen Menschen zu sein. Der Gedanke, dass einer dieser Personen hier meinen Sohn ermordet hat macht mich krank... Oder vielleicht war es sogar ein Augustine selbst.", flüstert sie und sieht wie Hevery die Augenbrauen hochzieht.
"Ich habe Joyce auch schon gesagt wie unberechenbar diese Familie ist. Wir sollten uns alle in Acht nehmen.", wimmert sie Natasha zu. Die Eltern schauen hoch auf die Treppe, wo Thorn und Damian stehen und fühlen ein großes Unwohlsein in ihren Seelen.
"In was für einer Stadt leben wir, in der ein Kind Einfluss auf die Politik hat? Dieser Junge ist der Teufel.", grummelt Penbrooke als er Thorn von unten mustert. Für einen kurzen Moment halten die beiden Blickkontakt - kurz, aber intensiv - und alles was Thorn tut ist lässig zu zwinkern und das Blut der Hills noch mehr in Wallung zu bringen.

Das Mikrofon synthetisiert und alle Blicke richten sich auf die Bühne, auf welche nun Mayor Cliff steigt und mit einem tobenden Applaus der Menge begrüßt wird. Das sympathische Lächeln des Bürgermeisters kam bei den Leuten schon immer gut an, genauso wie es das heute tut. Sie vertrauen ihm und genau das ist das gefährliche an den Augustines.
"Leute, Leute...", lacht er unbeholfen und schüttelt den Kopf, während der Applaus nicht weniger wird.
"Ich muss Euch danken. Euch allen! Ihr seid hier heute erschienen, um zusammen mit uns einen ganz besonderen Tag zu feiern..."

"Ich verschwinde nach oben. Das ist meine Chance, während alle ihm zuhören.", flüstert Nova Holly zu, welche zustimmend nickt.
"Wenn meine Mom nach mir fragt sag..."
"Periode.", wirft Holly ein.
"Was?", fragt die Chambler.
"Dann sag' ich du hast deine Periode.", erklärt Holly. Die beiden schauen sich kurz still an.
"Wie du meinst.", nickt Nova und verschwindet zwischen den Leuten in Richtung Treppe.

DEADLY LOVE - Für immer und ewig...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt