45: "Tötet sie alle"

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"Du bist zurück. Wann haben sie dich aus dem Knast gelassen?", fragt Thorn und schaut seinem Onkel direkt in die Augen, der nach wie vor in der Tür der Grimwood Mansion steht und seinen Neffen vorsichtig betrachtet.
"Willst du mich nicht reinbitten? Wir müssen das nicht in der Kälte besprechen."
Thorn greift nach der Tür und scheint abweisend,
"Nein, will ich nicht. Sag mir einfach was du willst."
Cliff keucht stark aus und sein Atem nimmt - in der Kälte des Winters - Form an.
"Ich möchte mit dem Menschen reden, der mir nach allem geblieben ist. Dir, dem letzten wahren Augustine."
Thorn denkt etwas nach und räuspert sich,
"Ich habe dir alles genommen. Deine Freiheit, den Manor und alles was du dir in dieser Stadt aufgebaut hast."
"Das alles spielt keine Rolle mehr. Christian hat mir gesagt was kommt und ich werde sehr bald wieder an der Macht sein. Und das kannst du auch, wenn du es willst. Du und Ich, wie in alten Zeiten, erinnerst du dich?"
Thorn steht still da und lauscht den Worten seines Onkels.
"Christian Wood also? Ich dachte die Zusammenarbeit mit den Devils hätte dir gezeigt, dass man so einem Gesindel nicht trauen kann.", entgegnet Thorn, doch Cliff rückt direkt mit der Wahrheit raus.
"Deine Freunde haben keine Ahnung mit wem sie sich anlegen. Entweder du nimmst meine Hilfe an und wir bekommen was uns zusteht, oder du lässt sie in ihr Verderben laufen. Deine Entscheidung.", droht er ihm und dreht sich direkt um. Thorn zögert, da nur eine Person in Heavensridge existiert, um die er sich wahrlich sorgt.

"Warte.", ruft er ihm hinterher und Cliffs Gesicht verwandelt sich in ein hämisches Grinsen.
"Wir können wirklich alles wiederbekommen?", fragt Thorn unsicher, aber die Gier übermannt ihn wie immer, für einen kurzen Moment.
"Alles. Wir schalten diese Spinner vom 'Augustine Aufsichtsrat' aus, holen uns das Amt des Bürgermeisters und dann lassen wir diese Stadt spüren, wer wirklich an der Macht ist. Ich werde nie wieder schwach sein und du solltest das auch nicht sein."
Clifford geht auf Thorn zu, welcher vor die Tür der Villa tritt.

Nun standen sich die beiden Augustines direkt gegenüber und starrten sich im Rieseln des Schnees befremdlich an.

"Hast du mich gerade schwach genannt?"
Cliff rümpft seine Nase,
"Du bist jetzt bei deiner Schwester und diesen anderen Vollidioten. Sie ist eine Augustine und hat das Potenzial welches wir als Familie brauchen. Aber der Rest... Victoria, Holly und vor allem dieser Damian Price. Du hast eine Schlange in unsere Familie gelassen und dennoch verkehrst du weiterhin mit diesem Verräter."
Thorn beißt sich auf seine Zähne.
"Er ist kein Verräter! Er ist das Einzige was einem wahren Bruder nahe kommt, gerade du solltest doch wissen wie sich so etwas anfühlt.", zischt er und steht seinem Onkel Angesicht zu Angesicht gegenüber.
"Penbrooke hat dir alles genommen. Wegen ihm bin ich ohne Vater aufgewachsen und ich bin verdammt nochmal froh, dass er tot ist! Aber Ricky und Cleve haben es nicht verdient. Dein Hass auf die Hills hat dich zu Fall gebracht und nichts anderes. Ich bereue was ich getan habe und ich weiß was für ein Arschloch ich manchmal bin, aber ich werde nie wieder Damian verletzen. Nicht nach diesem Jahr. Alle, aber nicht ihn..."
Cliffs Pupillen weiten sich und sein Augenlid beginnt zu zucken,
"Ich sagte es ja... Schwäche. Das einzige was ich bereue ist, dass ich Cleve und Natasha nicht selber erledigen konnte."

Eine düstere Stille machte sich über den Hof der Grimwood Mansion breit.

"Bis Heiligabend kannst du dich entscheiden, dann beginnt der letzte Schritt von Christian. Triff deine Wahl, oder geh' mit dem Rest der Stadt unter, Neffe."
"So viel steht fest.", murmelt Thorn, als Cliff ihm einen schmalen Blick zuwirft und in sein Auto verschwindet. Schnell verschmilzt sein Mercedes mit dem Weiß des Schnees und Thorn bleibt alleine auf dem Hof stehen, auf welchem er seinen Onkel nachdenklich hinterher blickt.

--- Mifflin Street ---

"Immernoch nichts? Joyce und Hevery haben auch noch keine Spur von Christian, aber in Victors merkwürdigen Buch sollte doch wenigstens etwas zu finden sein.", merkt Juliet an und stellt Nova fürsorglich eine warme Tasse schwarzen Tee vor die Nase, während sie fleißig das Buch ihres Lehrers durchforstet.
"Von Holly und Damian habe ich auch noch nichts gehört. Es ist zum kotzen.", flucht Nova leise und streift sich wütend durch ihr Gesicht. Sie öffnet ihren Zopf und strubbelt sich ihre Haare etwas ordentlich.
"Du solltest eine Pause machen, all diese Informationen sind zu viel auf einmal. Denk' mal nach, niemand außerhalb dieser Stadt hier weiß von dieser Krankheit und Gott weiß was würde passieren, wenn die Menschen davon erfahren."
"Was macht dich da so sicher?", fragt Nova ihre Schwester ernst.
"Hm?"
Die junge Chambler räuspert sich.
"Vielleicht gibt es da draußen Menschen wie mich. Menschen die nicht verstehen wieso sie so sind und nach Hilfe suchen. Christian hat sich auf die schlechte Seite geschlagen, aber diese 'Fünf' müssen nicht unbedingt die Monster sein, die in diesem Buch beschrieben werden. Vielleicht suchen sie einfach ein Zuhause, nach allem was Gerald ihnen angetan hat."
Juliet schüttelt den Kopf und setzt sich zu ihr auf's Sofa.

DEADLY LOVE - Für immer und ewig...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt