𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 12

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»Und sonst?« Alessandra, die auf der Schaukel neben Dag saß, reichte ihm einen Joint, nachdem sie selbst nochmal tief inhaliert hatte.

»Nichts.« , antwortete er. »Hat sich eigentlich nichts verändert.«

»Ist das gut oder schlecht?«

»Keine Ahnung.« Eine Antwort darauf hatte er nicht.

Der Spielplatz lag direkt schräg gegenüber ihres Wohnhauses, wo noch immer die Party stattfand.

Nach zwei, drei Bierchen und weil sie sich aufgrund der lauten Musik nur anschreien mussten, waren sie nach draußen gegangen.

»Nettes Mädchen am Start?« , fragte sie und nahm ein wenig Schwung.

Er schüttelte den Kopf. »Nee. Hab auch ... irgendwie kein'n Bock. Aber ... irgendwie ... doch. Ist kompliziert.«

»Also gibt es da Eine?«

Abermals schüttelte er den Kopf. »Nee. Manchmal denk' ich mir, wär' schön, und dann ... ich bin eigentlich zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich so die ... Probleme, die manche Beziehungen mit sich bringen derzeit ... haben möchte.« Dag dachte an den Vorfall, bevor er hergekommen war. Irgendwie beschäftigte es ihn. Vincent hatte Recht, dass man sich unter anderem gelegentlich zoffte. Er und sein bester Freund waren da ja auch ein gutes Beispiel für. Man war nicht immer einer Meinung und wurde sogar mal lauter. Dennoch ...

... die Mimik des Typen. Dag hätte wenigstens gerne noch ein Wort mit dem Mädchen gesprochen. Ob wirklich alles in Ordnung war. Irgendwie sah sie nicht danach aus.

»Wir haben uns auch nicht oft gestritten oder so.« , sagte Alessandra.

»Wir waren ja auch kaum dazu in der Lage.« , lachte er. »Ich war teilweise nicht mal mehr in der Lage zu sprechen. Wie hätte ich dir da noch meine Meinung geigen sollen.«

»Ich hab' vor Kurzem erst wieder einen Entzug durch.« , sagte sie.

Dag sah sie verwirrt an. »Davon wusste ich nichts.«

»Ja. Meine Mutter hat mir quasi keine andere Wahl gelassen, und ... ich bin ihr auch echt dankbar, für ihre ... Sturheit.« Sie lachte ein wenig.

»Wegen ... was?« Er sah sich den Joint in seiner Hand an.

Sie lachte erneut minimal, kam mit der Schaukel rüber und nahm ihm diesen aus der Hand. »Nicht deswegen.« Alessandra tätigte einen Zug. »Viel härteres Zeugs ... und ... war knapp.«

Dag war aufgefallen, dass sie ... anders aussah. Mitgenommener. Und auch irgendwie ... kränklich. »Aber ... jetzt geht's dir ... gut?«

Sie nickte. »Wird wieder. Hoffe ich.«

»Ich auch. Also ... ich hoff's auch für dich.«

»Du bist ein lieber Kerl.« Sie lächelte ihn an. »Zu gut teilweise für diese Welt.«

»Ja ich weiß. Wird mir bestimmt irgendwann zum Verhängnis.«

»Lass es dir dennoch nicht nehmen.« Ihr Lächeln blieb.

»Ich hätt' das gern mit dir gewusst. Ich mein', vielleicht hätt' ich helfen können.«

»Ich hatte Hilfe. Sonst ... wär' ich nicht mehr hier.«

»So schlimm?«

»Schlimmer. Aaaaaaaber ...« Sie nahm nun richtig Schwung und behielt den Joint zwischen ihren Lippen. »... es war noch nicht meine Zeit. Also ... werde ich jetzt auch das Beste aus mir herausholen.«

»Was hast du vor?«

»Weiß noch nicht.« Sie kicherte. »Aber ... vielleicht helfe ich anderen, denen es ... ähnlich wie mir ... ging ... geht. Ich bin noch in der Heilungsphase, also ... ich muss noch ein bisschen abwarten.«

»Dennoch machst du eine Party? Triggert dich da nichts?«

»Die Sucht ist ein Teil meines Lebens, Dag. Egal welche. Sie wird immer ein Bestandteil sein. Da kann ich nichts gegen machen.«

»Aber du musst es ja nicht auch noch herausfordern.«

»Soll ich deswegen ein langweiliges Leben führen?«

»Das habe ich nicht behauptet. Aber ... du hast nur ein Leben Alessandra.«

Sie lächelte ihn an, als sie mit den Füßen abstoppte und schließlich aufstand. Sie ging zu ihm und hielt ihm ihre Hand hin. »Hast du Lust auf ein wenig ... Zeit zurückspulen?«

»Soll was genau bedeuten?« , hakte er nach.

Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste sanft seine Lippen, nachdem er ebenfalls aufgestanden war. Dag benetzte sich diese danach, als sie wieder normal vor ihm stand. »Und?«

Er visierte ihre hellen Augen und schüttelte dann den Kopf. »Das sollten wir besser nicht tun.«

»Vielleicht hast du Recht. War auch nur eine Frage.« Sie hakte sich bei ihm dennoch vertraut ein. »Wir sind Freunde.«

»Ja.« Dag ging mit ihr bis zur Haustüre, verabschiedete sich dann jedoch von ihr, um nach Hause zu fahren.

Es war das Richtige. Nicht nur, dass er nicht mit ihr geschlafen hatte. Ihm war klar, dass immer eine Menge konsumiert wurde auf Alessandras Partys. Er selbst wollte ebenfalls nicht ... in Versuchung geraten. Aber ihm war auch aufgefallen, dass sie außer den Joint nicht mal Alkohol angefasst hatte.

Gern hätte er gewusst, was genau vorgefallen war und wie knapp sie dem Tod tatsächlich von der Schippe gesprungen war.

... und inwiefern sie es wahrlich im Griff hatte.

Er hoffte es zumindest für sie. 

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt