»Worauf wartest du?« Max sah Célia in ihrer Unterwäsche bekleidet an. »Mach schon. Zieh dich an.«
Sie nahm den kurzen weißen Rock in ihre Hände und das pinkfarbene Oberteil, das wahrlich nur aus zwei vorderen Stofffetzen bestand, die anscheinend ihre Brüste sporadisch bedecken sollten. »Das ist mir 'n bisschen zu ... freizügig.«
»Und? Ich habe gesagt, du sollst genau das anziehen.«
»Aber ...«
Sie zuckte zusammen, als er hervorschnellte und plötzlich vor ihr stand. »Du willst den Mund aufmachen? Will ich so eine Freundin haben?«
Célia schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Also?«
Sie nahm den Rock und zog ihn drüber. Max lächelte.
Im Auto bedeckte sie sich ein wenig mit ihrer Tasche, als zwei seiner Freunde einstiegen. Sie fühlte sich fast nackt und verstand nicht, wieso ihr eigener Freund ihr solche Kleidung herausgeholt hatte.
Als sie zuletzt mit ihm feiern war, hatte er sie auf der Straße gemaßregelt, sie wäre eine Schlampe, wenn Typen sie ansprachen und mit ihr flirteten.
Erst zu Hause, als sie alleine waren, hatte er ihren Hintern mit zwei Schlägen eines Gürtels verletzt. Er meinte solche Stellen, die nur er sehen kann, wären besser, da er gezwungen war, sie noch weiter zu erziehen.
Célia hatte totale Panik nun in diesem Outfit Party zu machen.
... und müde war sie auch. Ihr fehlte immens viel Schlaf, da sie stets parat stehen musste, wenn er es so wollte, weshalb sie im Auto auf der Fahrt dahin immer wieder wegnickte.
Wach wurde sie, als ein Schmerz in ihrem Oberarm sie dazu zwang. In Angst und Schrecken versetzt sah sie in Maxs Gesicht, der sie nun aus dem Auto zerrte. »Danke für diese Blamage.« , sagte er. »Meine Freunde denken, du bist eine langweilige Olle, weil du auf der Rückbank pennst, als wärst du ein Holzfäller.«
»Es ... es tut mir leid. Ich war müde.« Sie ließ sich weiter von ihm manövrieren, bis sie die Ecke rumgingen, wo die anderen am Eingang auf sie warteten.
»Wenn du mich heute noch einmal wegblamierst, kannst du was erleben Célia.«
»Ich mache schon nichts.«
»Das hoffe ich für dich.« Er blieb stehen und küsste sie. »Und jetzt lächel mal.«
Sie tat, was er wollte und behielt dieses Lächeln bei, als sie nun bei den anderen ankamen.
»Guten Morgen Célia.« , sprach Heiko. Der traf sich schon länger nicht mehr mit Elli, weil sie doch jemand Besseren gefunden hatte. So wie sie mitbekommen hatte.
Sie lächelte weiterhin und gab daraufhin keine Antwort. Irgendwie hatte sie Angst, dass jedes Wort eine weitere Blamage für ihren Freund sein könnte.
Im Inneren dieser riesigen Diskothek waren noch mehr Kumpels von Max vorzufinden und jedes Mal stellte er Célia als seine geile Freundin vor.
War sie darauf stolz?
Irgendwie nicht, aber ... immerhin besser als wenn sie weiterhin diejenige war, die niemanden hatte.
Ihr Handy ging und sie sah drauf. Es war ihr jüngster Onkel Stefan, der gerade mal fünf Jahre älter war als sie.
Wieso rief er sie zu so später Stunde an?
War vielleicht etwas mit ihren Eltern?
So schnell sie konnte, huschte sie zum Ausgang, ließ sich einen Stempel geben und nahm den zweiten Anruf, der mittlerweile eintraf entgegen. »Ja?«
»Wo steckst du Célia?«
»Was? Ich ... ich bin mit ... Freunden unterwegs.«
»Wo genau du bist, habe ich gefragt, nicht mit wem.«
»Wieso?«
»Weil ich dich jetzt abhole.«
»Nein. Wieso?«
»Weil deine Eltern sich Sorgen machen. Merkst du das denn nicht?«
»Warum Sorgen? Mir geht es super.«
»Super? Du warst schon seit Tagen nicht in der Schule. Du hast total abgenommen. Deine Eltern haben schon den Verdacht, dass du Drogen nimmst. Also komm jetzt nach Hause, damit solche Gedanken bei denen aufhören.«
»Ich ... ich nehme keine Drogen.«
»Seit du mit diesem Typen zusammen bist, hast du dich total verändert?«
»Ich bin ... nein, gar nicht.«
»Doch Célia. Man erkennt dich kaum wieder.«
»Ich leg' jetzt auf.« Sie sah, wie Max nach ihr suchte und mit bösem Blick auf sie gerichtet nach draußen stampfte. Per Lippenbewegung teilte sie ihrem Freund mit, dass dies ihr Onkel wäre.
»Wo bist du Célia?« , hörte sie ihn noch sagen, ehe sie auflegte.
»Was wollte er?« , fragte Max und ging mit ihr wieder hinein.
»Das ich nach Hause komme.«
»Warum?«
»Keine Ahnung.« , log sie.
Er grunzte auf. »Als ob du auf die hörst.«
Sie gingen in einen der verschiedenen Säle, die dieses Gebäude besaß. Dort tanzten auf Emporen halbnackte Mädchen in Käfigen. Ihr Blick fiel direkt auf Max, der ohne Scheu selbstverständlich hinsah. Célia verspürte diesen Schmerz, weil er andere Frauen ansah. Reichte sie ihm nicht? War sie weiterhin zu dick?
Verletzt und völlig verunsichert mit sich selbst, setzte sie sich auf einen großen Barhocker an die Theke. Tanzen fiel für sie eh flach. So etwas hätte doch sonst noch eventuell jemanden angezogen, wenn sie sich in diesem Outfit auf irgendeine Art rhythmisch bewegte.
Doch Célia lag falsch. Denn selbst ihr herumsitzen, lockte jemanden an. »Hey, ist alles okay bei dir?« , fragte ein junger Mann.
»Bitte geh weg.« , antwortete sie.
»Du siehst so traurig aus.«
»Es ist alles okay.«
»Willst du nicht ein bisschen tanzen?« Er lächelte sie an. Er hatte ein freundliches Lächeln und meinte es mit Sicherheit nicht böse, doch Célia sah sofort zu Max, der sie beobachtete.
»Bitte geh'.«
»Kann ich dir ein Getränk ...« Er sah erschrocken, wie Célia rückwärts anhand ihrer Haare von dem Stuhl gezogen wurde.
»Sind wir jetzt eine Schlampe?« , brüllte Max sie an.
»N-n-n-n-nein.«
»Hey, Finger weg.« , meinte der junge Mann und wurde sofort von Célias Freund mehrmals ins Gesicht geschlagen.
Panisch und gar nicht in der Lage sich zu bewegen, sah sie, wie er sich die blutende Nase festhielt. Freunde von Max kamen angerannt und fragten, ob sie helfen könnten, doch dieser reagierte nicht. Er griff Célia an ihrem Handgelenk so, das es wehtat und zerrte sie durch den Raum, bis sie draußen waren.
Er sagte kein Wort und sie traute sich nicht, auch nur den Mund aufzumachen. Sie ließ sich weiterhin von ihm mitziehen, bis sie die Ecke erreicht hatten. Rasant fasste er an ihren Hals und drückte sie mit Wucht gegen die Wand. »Findest du das gut?« Sie schüttelte den Kopf und merkte, dass er fester zudrückte. »Du kleine dreckige Hure. Was hast du vor gehabt? Wolltest du ihm auf dem Klo einen blasen?« Ihr Kopfschütteln blieb, obwohl es mehr als schwer durch seinen beherzten Griff hindurch war. »Wegen dir bekomm ich jetzt bestimmt Hausverbot? War das dein Ziel? Wolltest du mich weiter wegblamieren?«
»Nein.« , krächzte sie.
»Jede andere wäre einfacher als du. Kein Mann würde es mit dir aushalten, also sei mal dankbarer, dass ich mir das überhaupt mit dir antue.« Er ließ sie los, nachdem er erst nochmal ihren Kopf gegen das Gemäuer knallte. »Hör auf, mich zu reizen, Célia, lange wird das nicht gutgehen.«
Sie röchelte und nickte, während sie ihren Hinterkopf und ihren Hals festhielt und ihm darauffolgend stumm zurück zum Auto folgte.
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanfictionBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...