Es war kalt. Es schneite gewaltig.
Célia hatte den Sitz ihres Autos in eine halbliegende Position gebracht. Sie wusste nicht mehr weiter.
Nachdem sie gegangen war und Dag zurückgelassen hatte, ging es ihr rapide schlechter. Sie hatte es regelrecht gespürt, wie immer mehr Kälte eingetroffen war und ihr Wohlbefinden tiefer sank. Da sie davon ausging, es war das schlechte Gewissen, rief sie Max an. Nicht um ihm über ihren Fehltritt zu berichten, sondern einfach, weil sie ... bei ihm sein wollte.
Ihr Freund hingegen ging nach dem dritten Anruf mehr als wütend an den Apparat und brüllte sie an, was falsch bei ihr laufen würde. Weshalb sie ihn immer nur nerven müsste.
Heulend war sie dann doch zu ihm gefahren und verharrte in ihrem kleinen Opel Corsa ... bis ...
... Maxs Ex Janina aus dem Wohnkomplex trat.
War sie bei ihm gewesen?
Bestimmt.
Bei wem hätte sie sonst gewesen sein sollen?
Hatte sie da geschlafen?
War das der eigentliche Grund, weshalb Célia nicht bei Max schlafen durfte?
Weil dort eine ... andere lag?!
Ihr Magen verkrampfte sich dermaßen.
Sie war fast gar nicht mehr in der Lage gewesen richtig, zu atmen, als sie knatschend weggefahren war. Eine weitere Schramme in ihr Gefährt hatte sie ebenso kassiert, als sie vor lauter Tränen wiederholt ein parkendes Auto gerammt hatte.
Völlig fertig mit den Nerven lag sie nun mitten in der Nacht im Wagen. Das Handy verstaut in ihrem BH, damit sie es auch sofort mitbekommen konnte, falls Max unverhofft anrufen würde.
Dieses Mal nächtigte sie hinter einer Tankstelle. Hier war eine kleine Einbahnstraße und ein wenig fühlte sie sich sicherer als auf dem Parkplatz, wo sie auch einst genächtigt hatte.
Die Jacke, die sie nicht trug, sondern irgendwie als Decke nutzte, zog sie über ihr Gesicht.
Sie musste an Dag denken. Sie hätte das nicht sagen dürfen. Er hatte ja Recht, dass sie Sex mit ihm haben wollte. Und immer noch wusste Célia nicht, wie sie überhaupt auf den Gedanken gekommen war. Wie das geschehen konnte.
Sie spürte dieses verdächtige Ziehen in ihren Unterleib.
Dasselbe, was sie im gleichen Sinne in seiner Nähe verspürt hatte ... und auch das Gefühl in ihrer Magengegend war wieder da und zog das Schlechte, was sie empfunden hatte, als Janina aus dem Haus kam, für diesen Moment weg.
Dag tat ihr selbst jetzt gut.
... doch er war nicht hier.
... und sie durfte ihn nicht wiedersehen.
Das wiederum schmerzte.
Sie hätte nicht mit ihm schlafen dürfen. Doch schon als sie genau das dachte, verstärkte sich das Ziehen und sie konnte nur noch daran denken, wie wohltuend es mit ihm gewesen war. Dieses Gefühl dabei ... und keinerlei Schmerz. Er hat sie währenddessen nicht geschlagen, nicht gezwickt ... und auch nicht angespuckt.
Keine Sekunde kam sie sich abwertend vor. Und das hatte sie noch nie beim Sex verspürt.
Max meinte, sie wäre frigide ... und irgendwie hatte sie das auch geglaubt, bis zu gestern Nacht.
Der Sex mit Dag war so ... anders gewesen, dass sie sich in den Sekunden gerade zu diesem Moment zurücksehnte.
Erschrocken riss sie die Augen auf. Von draußen waren Stimmen zu hören. Und diese gingen nicht vorbei. Sie wurden lauter, obwohl sie gedämpft miteinander sprachen.
Ihr Herz pochte rasendschnell vor purer Angst.
»Da ist voll viel Zeugs drin.« , hörte sie einen sagen.
Was sollte sie tun?
In Windeseile in die Höhe schnellen, den Wagen starten und wegbrettern?
Sie war total überfordert und wusste nicht, was jetzt der richtige Ansatz sein sollte. Zudem ... Entschied sie sich nicht generell immer falsch?
Der Knall erschrak sie derbe, als die Jungs die Scheibe ihres Wagen unerwartet und plötzlich hinten einschlugen. Célia schrie auf und wurde entgegen den Erwartungen von einem gepackt, der sie nach draußen beförderte, nachdem er die Fahrertüre von innen geöffnet hatte. Unsanft knallte sie mit ihren Podex auf den Boden. »Ich glaub' ich hab das siebte Ei gefunden.« , lachte einer. »Welch Überraschung da wohl drinsteckt, wenn wir sie auspacken?!«
»Lass sie Tommy. Wir wollten den Inhalt. Die Schlampe hat uns jetzt gesehen. Die wird uns anzeigen.«
»Ich mach' nichts.« , versprach sie und rutschte mehr und mehr auf den Boden zurück.
»Ach laber keine ...«
Sie wollte nicht abwarten oder austesten. So schnell wie sie nur kannte, kam sie auf die Beine und sprintete in der eiskalten Nacht von dannen.
Célia hörte, wie einer der drei hinter ihr herrannte. Sie hatte so eine Angst, dass sie beim Umdrehen auch noch seitlich mit dem Beckenknochen gegen einen Pfeiler rannte. Es tat derbe weh, aber sie hielt nicht an und wetzte weiter.
Bis sie den Typ nicht mehr hören konnte.
Ohne Jacke setzte sie sich in eine Ecke auf den schneebedeckten Boden und weinte.
Jetzt hatte sie gar nichts mehr.
Kein Auto.
Keine Kleidung.
Keine Schuhe.
Kein Geld.
Nichts mehr.
Was sollte sie tun?
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanficBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...