»Und jetzt?«
Dag, der neben Vincent ging, schüttelte den Kopf. »Ja nichts. Ich hab's versemmelt.«
»Hmm. Ja. Das hast du.«
»Danke.«
»Was willst du hören? Ich habe gesagt, keine Connection, solange sie connected ist.«
»Woher sollte ich denn wissen, dass sie so reagieren wird? Sie hat gesagt, ich soll mit ihr schlafen.«
Vincent stoppte ab und lehnte sich gegen die Tischtennisplatte. Sein Zeigefinger deutete auf eine ältere Dame, die mit einem Yorkshire-Terrier Gassi ging. »Und was machst du, wenn die Frau da zu dir kommt und sich so äußert. Legst du die auf dem Rasen flach?«
Dag blickte ihn leicht verstört an. »Was ziehst 'n du für Vergleiche?«
»Ja. Du hättest dich vielleicht besser im Griff haben sollen?«
»Hatte ich aber nicht. Und warum nur ich? Warum nicht sie?«
»Ja sie ja auch, aber ... sie ist jetzt eh weg. Also ... vergiss es, und ...«
»Ich will es aber nicht vergessen.«
»Hast du eine andere Wahl?«
Dag rieb sich die Stirn, nachdem er sich auf die Platte gesetzt hatte. »Er liebt sie nicht. Er kann sie nicht lieben.«
»Entscheidender ist aber, dass sie ihn liebt.« Vincents Stimme war leise. Wehtun wollte er ihm nicht. Jedoch auch keine falsche Hoffnung schenken. Célia war weg. Wieso sollte sie wiederkommen?!
»Da war aber etwas. Ey Vince, sie hat nicht aus Langeweile mit mir geschlafen. Oder ... weil ich halt verfügbar war.«
»Das habe ich ja auch nicht gesagt.«
»Sie hatte keinen Grund zu gehen. Sie ist ja auch nicht direkt nach dem Sex verschwunden.«
»Vielleicht hat sie ja ... dieses Überdenken benötigt?!«
»Nein. Sie ist kuschelnd mit mir eingeschlafen. Wenn sie hätte Reue empfinden sollen, dann ... davor, währenddessen, direkt danach. Aber nicht am nächsten Morgen.«
»Dag, du kannst dir den Kopf zerbrechen, so viel, wie du willst. Sie ist weg. Und ... allen Anschein nach wird sie auch nicht wiederkommen.«
»Das hilft mir nicht.«
»Doch. Nimm es als ... Denkzettel. Keine Ahnung. Jetzt konzentrier' dich wieder mehr auf andere Dinge. Geh' einfach wieder arbeiten, und ...«
»... ich soll so tun, als würde sie nicht existieren?«
»Was willst du sonst tun? Manchmal muss man halt 'nen Punkt setzen.«
Dag schüttelte den Kopf. »Das kann ich aber nicht. Wo schläft sie heut?«
»Du bist kein Hotel.«
»Kannst du jetzt mal aufhören.« Dag wurde lauter.
»Es tut mir leid. Wirklich. Aber ... du kannst es nicht ändern. Ich will dir nur helfen, damit du checkst, das es von Anfang an ...«
»Ich glaube, ich liebe sie.« Er fiel ihm ins Wort.
»Was?«
»Also nicht diese ... ich meine, ich hab' mich schon verliebt. Ich liebe es, mit ihr zusammen zu sein. Mit ihr einen Film zu schauen. Mit ihr zu kochen. Mit ihr zu essen. Mich mit ihr zu unterhalten. Mit ihr zu lachen. Sie in meinem Arm zu halten. Ihre Haut zu berühren. Sie zu küssen. Sie ...«
»Verliebt ist vielleicht nicht ...«
»... vielleicht nicht die richtige Bezeichnung?« , unterbrach Dag ihn. »Vielleicht. Keine Ahnung. Aber ... ich empfinde etwas für sie.«
»Vielleicht Muttergefühle.«
Sofort blickte er Vincent schräg an. »Wie bitte?«
»Ja nicht direkt Mutter ... ich mein', du kümmerst dich um sie. Machst dir Sorgen.«
»Ich hab' mit ihr geschlafen.«
»Dann streich' Mutter. War blöd formuliert. Aber du weißt, wie ich das meine. Eventuell ...«
»Nein Vinne. Da ist etwas. Und ich weiß auch, dass sie es bei mir besser hat. Ich weiß, dass sie gerne bei mir ist. Und ...«
»Wenn sie ihrem Freund beichtet, dass sie ... untreu war, musst du dich dennoch auf eine Retourkutsche vorbereiten.«
»Ist mir egal. Soll er kommen.« Er zuckte mit den Schultern.
»Dag, du ...«
»Sie wird's nicht sagen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil ich ihr guttue. Sie weiß das.«
»Du denkst also doch, sie kommt wieder?«
»Ich hoffe es.«
Vincent atmete tief ein. »Du weißt, ich gönne dir alles Glück dieser Welt. Aber ... wenn du schlau bist, ... lass es sein. Setz den Punkt.«
»Ich versteh' deine ... mütterliche Fürsorge mir gegenüber, und schätze das wirklich sehr, aber ... ich kann keinen Punkt mitten im Satz setzen. Das geht nicht. Der komplette Satz wäre dann unverständlich.«
»Dann beginnst du halt einen Neuen.«
»Während er sichtbar für mich auf dem Blatt Papier ist?«
»Radiergummi?!«
»Das ist Tinte.«
»Tintenkiller?!« Vincent rutschte näher. »Ich weiß, das es nicht einfach ist. Aber ... du musst auch an dich denken.«
Dag nickte. Ihm war klar, dass sein bester Freund selbstverständlich ihn an erste Stelle setzte. Alles, was er sagte, meinte er nicht böse. Im Grunde wollte er ihm helfen. Dennoch ...
... Dag konnte momentan nur daran denken, was Célia wohl gerade machte. Bei wem sie war. Wo sie diese Nacht schlafen würde. Bei wem sie bleiben würde. Und ob sie auch an ihn dachte.
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanfictionBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...