𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 54

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Dag kraulte Célias Kopf, nachdem sie nachts halb auf ihm drauf lag.

Sie hatte ein wenig Nahrung zu sich nehmen können. Alessandra erklärte ihm, dass es bei ihr eine reine Kopfsache war und nicht bedingt der Auslöser des Entzugs. Auch wenn Pep schnell abhängig machte und sie wahrlich viel bekommen hatte in der kurzen Zeit, war dies nicht die Quelle.

Es war psychisch.

Seine Ex empfahl dennoch, ein Krankenhaus aufzusuchen. Das lehnte Célia jedoch strikt ab. Sie wollte nicht, dass am Ende ihre Eltern noch davon erfahren würden. Dag fügte sich ihrem Wunsch. Auch wenn er es nicht gerne tat.

Obwohl er der Meinung war, sie sollte unbedingt Kontakt zu ihrer Familie aufnehmen, wollte er dies dann doch lieber Schritt für Schritt mit ihr gemeinsam machen. Andere Dinge hatten momentan mehr den Vorrang. 

»Du hasst mich oder?« Ihre Stimme war kaum vernehmbar. Sie hörte sich so kränklich und verletzlich an. Als hätte sie auch Angst, überhaupt reden zu dürfen.

»Ich hasse dich nicht.« , antwortete er.

»Aber ... ich bin nicht ... du musst dich doch ...«

»Hör zu Célia, du gehst einfach nur durch eine schwere Zeit. Ich gehe mit dir dadurch. Egal, wie lang. Nichts davon mindert meine Gefühle. Nichts.«

»Ich fühl' mich so schwach.«

Dag wusste, dass sie damit ihre komplett seelische und körperliche Verfassung meinte. »So lange bin ich doppelt stark für dich.«

»Ich will nicht dein ... Pflegefall sein.«

»Könntest du jetzt aufhören, dich so klein zu machen?! Bitte.«

»Er meldet sich nicht.« , sagte sie nach einigen Sekunden leise mit Blick auf ihre Tasche.

»Célia, konzentrier' dich auf das Jetzt. Er tut dir nicht gut. Er macht dich krank.« Selbstverständlich versuchte er, ihr die rosarote Brille abzunehmen, doch so ganz kam dies bei ihr nicht an.

»Ich bin halt nicht einfach.«

»Doch das bist du.«

»Nein. Du kümmerst dich auch gerade um mich. Ich bin zu nichts in der Lage. Ich bin ... vollkommen fehl am platz.«

»Das bist du nicht, Célia. Er erzählt dir Bullshit. Du bist eine wunderbare junge Frau. Und ... er hat Angst vor dieser Frau. Deswegen versucht er dich kleinzuhalten.«

»Er liebt mich. Er will mich heiraten, und ...«

Dag atmete tief ein. »Bist du glücklich bei mir?«

»Ja.« , antwortete sie ohne Zeitverzug.

»Ich würde dir niemals wehtun Célia. Auf keine Art und Weise.«

Sie schmiegte sich mehr an ihn. »Ich ... ich wäre gern' der Mensch, den du in mir siehst.«

»Du bist dieser Mensch. Ich werde dir helfen. Ich lass' dich nicht los.«

»Ich würde gern' die Zeit einfrieren, Dag. Einfach das hier ... für immer haben wollen.«

»Niemand zwingt dich, zurückzugehen.«

Sie lauschte seinem Herzschlag. »Ich liebe den Klang von deinem Herzen. Ich weiß nicht wieso, aber ... ich fühle mich dann ... selber lebendig.«

»Du bist lebendig.«

»Und warum ... fühle ich mich nicht so? Ich habe das Gefühl, als würde ich hier nicht hergehören. Nicht in diese Welt. Wie ein ... Geist.«

»Du gehörst hierher. Da wo du jetzt bist. Wo du dich wohlfühlst.« Er hauchte ihr einen leichten Kuss auf ihr Haupt. »Célia, du bist lebendig. Du musst nur teilnehmen.«

»Findest du, ich bin ein böser Mensch, weil ich so gerne bei dir bin?«

»Nein.« Das fand er wirklich nicht.

»Ich fühle mich aber so.«

»Das musst du aber nicht.«

»Ich kann's aber nicht ändern. Ich liebe es, bei dir zu sein. Und hätt's am liebsten für immer so. Wirklich. Aber ich weiß, dass das nicht möglich ist.«

»Natürlich ist es das.«

»Nein.« , sprach sie noch leiser als vorhin. »Irgendwann wirst du merken, dass ich das Problem bin. Und davor habe ich Angst. Du wirst mich irgendwann hassen ... und mich mit Abscheu ansehen.«

»Du bist kein Problem.« Dag hasste Max mehr und mehr. »Und so werde ich dich niemals ansehen. Nie-mals.«

»Doch. Deswegen würde ich das hier wirklich gern einfrieren, weil ich weiß, dass es nicht für immer ist.«

Wie konnte man nur so von sich selber denken? Sie sah sich keineswegs realitätsnah. Sie war fern von allem.

Wie sollte er ihr Selbstwertgefühl pushen, wenn sie ihm kein Wort glaubte?

Wenn sie ... kein für immer sah, was ihn betraf?

»Ich werde dich nicht aufgeben Célia. Ich werde uns nicht aufgeben. Du siehst es vielleicht nicht, aber ... ich seh' eine Zukunft für uns.« Möglicherweise musste er dies halt immer und immer wieder wiederholen.

Irgendwann würde es schon zu ihr durchdringen.

Sie war in Sicherheit. Sie fühlte sich wohl und sie hatte Gefühle für ihn. Das war jetzt erst einmal das Wichtigste. 

Er sah zur Couch. Dahin, wo ihr Handy versteckt lag. Das andere, welches er in ihre Tasche gesteckt hatte, lud er gelegentlich vor ihren Augen, damit sie es wahrnahm ... registrierte. In die Hand nahm sie es nicht.

Es tat ihm weh, falls er es richtig interpretierte. Selbst wenn dieser Max nicht da war, hatte er die Kontrolle über Célia.

Das musste dringend aufhören.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt