𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 15

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Dag schlurfte von einem misslungenen Date nach Hause.

Statt zuckersüß war sie eher mit bitteren Stoffen vollgestopft. Er hatte noch nie eine unhöflichere Person kennengelernt. Dabei hatte sie sich beim Chatten nicht so gegeben.

Na ja ... so war es eben.

Ihm war ja schon vorher klar, das nicht das erste Mädchen was er mal daten würde, auch ein Volltreffer sein musste.

Vielleicht sollte er doch lieber noch alles etwas schleifen lassen?! Es war ja nicht so, dass er eines Morgens wach werden würde, und er wäre zack vierzig und weiterhin solo. Oder wieder mal.

Warum machte er sich auch darüber Gedanken? Er hatte eine Beziehung gehabt. Eine. Die ganze Welt stand ihm doch quasi noch offen.

Lag es an Vincent?

Denn irgendwie ... nach anfänglichen Schwierigkeiten, und weil Dag auch davon ausging, sie wäre nur da, um von Vanessa abzulenken, war dieser mittlerweile mit Marina im siebten Himmel angelangt.

Sie turtelten herum und agierten inzwischen sogar wie ein altes Ehepaar.

Auch ihren Geschmack hatte sie mal richtig eingeordnet und mochte neuerdings alles, was der Große musikalisch so von sich gab.

Wer hätte das gedacht.

Vielleicht mussten sie ja wahrlich erst irgendwie ... zueinanderfinden.

Dag wusste es nicht, aber er merkte mehr oder weniger, dass ihm doch etwas fehlte. Wahrscheinlich war dies ja tatsächlich eher so der Schubs, der ihn dazu gebracht hatte, diese nervige Alicia zu daten.

Sie hatte nur gemeckert. Egal über was und ... über wen. Wie kam man so durchs Leben? Das konnte doch nicht glücklich machen, wenn man nur Negativitäten aufzählte.

Dag war auf jeden Fall klar, dass er kein weiteres Treffen wollte. Nicht mal für ein wenig Intimität.

Bei Alessandra hatte er sich auch noch mal gemeldet und sah gelegentlich bei ihr vorbei. Ihr ging es wirklich gut. Zumindest fiel ihm nichts Verdächtiges auf. Seine Ex datete zurzeit einen Ludwig. Netter Typ. Blond, blaue Augen, groß. Er hatte ihn bereits selbst persönlich kennengelernt. Man merkte, dass ihm allen Anschein nach viel an Alessandra lag. Das war gut.

Er schlurfte weiter. Sein fahrbarer Untersatz fehlte ihm irgendwie nicht, dennoch war er ein wenig sauer auf sich selbst.

Erst vor ein paar Tagen wurde er angehalten und ... seinen Führerschein war er nun los, nachdem man registriert hatte, das er unter Cannabis-Einfluss gefahren war.

Na ja in scheiße bauen, übertraf ihn momentan wohl keiner.

Seine Mutter war nicht gerade begeistert aufgrund dessen, dennoch ... lächelte sie es weg. Anscheinend hatte sie es eh aufgegeben noch irgendwas ändern zu können. Er war nun mal, wie er war. Und er war ... das konnte jeder bestätigen, im Grunde kein schlechter Mensch.

Auch wenn diese Alicia das behauptet hatte, nachdem er plötzlich aufgestanden war und gemeint hatte, dass er nun nach Hause gehen würde.

Sie konnte es in ihren Augen einfach nicht fassen, wie er diese tolle junge Frau, welche sie verkörperte, nicht wollte.

Oh ja ...

Sie sollte dringend von ihrem hohen Ross hinuntersteigen. Hochmut kam bekanntlich vor dem Fall. Und so hoch, wie sie saß, wäre der Sturz aller Wahrscheinlichkeit nach ... schmerzlich.

Aber das war nicht sein Bier.

Wiedersehen würde er sie eh nicht mehr. Zumindest nicht gewollt. Und wenn würde nicht mal mehr ein Gespräch stattfinden. So hoch, wie sie sich befand, war er generell bestimmt nicht mal sichtbar für sie und das Date im Grunde nur eine Ausnahme, wo sie ... herabsah.

Wie hatte sie ihn nochmal zum Ende hin genannt?

Er wäre eine Made mit Bubigesicht, die auf dem Boden kriechen würde. Irgendwie so etwas. Und Maden würden nie im Leben so eine Frau, wie sie es war, abbekommen.

Dag war froh. Da war er lieber in ihren Augen ein Engerling, statt sich so eine anzutun.

In Biologie hatte Alicia anscheinend nie aufgepasst, denn sie vergaß die Ansicht, dass eine Larve sich irgendwann entpuppen würde.

Er musste ja kein bildschöner Schmetterling werden ... das war gar nicht seine Absicht. Obwohl ... er stellte es sich irgendwie nice vor, eines schönen Tages auf der Bühne dementsprechend angeschaut zu werden.

Doch nicht aufgrund seiner Äußerlichkeit, wie es bei einem bunten Falter der Fall war. Eher, weil man das wertschätzte, was er zustande brachte. Seine Musik. Seine Kunst.

Demzufolge war er ja vielleicht keine Made. Kein Insekt. Sondern ... noch ein Ei. Irgendwann würde er ausbrechen ... Schale für Schale aufpicken ... lernen zu fliegen und die Menschen mit seinem Gesang erfreuen.

~ Eines Tages werd' ich mich rächen. Ich werd' die Herzen aller Mädchen brechen ~

Er grinste und schloss seine Türe auf.

Das war nicht sein Vorhaben. Aber irgendwie war es schon ein tolles Gefühl, daran zu denken, all das könnte mal wahr werden und so eine wie diese Alicia würde sich bei seinem Anblick ins Gedächtnis zurückrufen, wie eklig sie doch zu ihm gewesen war.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt