»Mir reicht die Couch aber aus.« , sagte Célia ein wenig zurückhaltend, als sie Dags Wohnung betreten hatte und er ihr sein Bett zurechtrückte, indem er auch die Bettdecke nochmal fürsorglich ausschlug und mehr Kissen darauf ablegte.
»Nein Quatsch. Ist schon okay. Wirklich.« , sagte er und lächelte sie an. »Ich ... ich penn' immer dadrin. Ich kann also auch mal auf der Couch ratzen.«
»Ich hätte aber kein gutes Gefühl, wenn ich dir dein ...«
»Du nimmst mir nichts weg. Und ... ich glaub', du hast es echt nötig in einem Bett zu schlafen.«
Sah sie so ... mitgenommen aus? Instinktiv ging sie mit einer Hand über ihre Wange. Sie fühlte sich ... seltsam, ... aber sein Blick. Er meinte das keineswegs Böse mit ihr. Das war keine Anfeindung. »Okay.« , sagte sie demnach. »Danke ... ehm ... Dag.«
Sein Lächeln blieb und er nickte.
Irgendwie hatte er ein süßes Lächeln. Vielleicht war es ja das, weshalb sie Vertrauen in ihn schenkte, denn sie hatte nicht einmal den Gedanken daran gefasst, er könnte gefährlich für sie sein.
Dag trat ein wenig beiseite, weil sie weiterhin mitten im Raum stehenblieb. »Schuhe und Jacke kannst du in eine Ecke klatschen. Das macht mir nichts aus.«
Célia nickte und legte ihre Jacke über einen Stuhl, der sich vor einem kleinen Tisch befand und ihre Schuhe zog sie nahe der Türe aus. Die Hand um den einen Arm geschlungen schlurfte sie langsam vorwärts ... bis hin zum Bett.
Unwohl fühlte sie sich keineswegs.
Dag setzte sich auf die Couch und sah sie an. »Möchtest du ... eine Zigarette?« Er holte zwei Stück aus einer Schachtel und hielt ihr eine hin.
Sie schüttelte den Kopf und nahm Platz. »Nein danke. Ich ... rauche nicht.«
»Okay.« Er packte beide wieder weg.
Célia sah sich um. Die Wohnung war klein. Irgendwie fand sie es dennoch recht gemütlich. Hatte er den Vorhang aus einem ... Laken angefertigt? Ihr Blick hielt an, als sie in sein Gesicht sah. Dunkle Haare ... wirre Locken ... diese Augen ... »Kennen wir uns ... irgendwoher?« , fragte sie ihn.
»Ja. Also Nein. Also ... schon. Nicht direkt.« , antwortete er. »Wir haben uns schon ein paar Mal gesehen. Nicht richtig, aber ... so kurz ... beiläufig. Im Vorbeigehen zum Beispiel.«
»Oh. Okay. Weil ... du kommst mir so ein bisschen ... bekannt vor.«
»Ja denke mal ... das liegt daran.« Er stand auf und ging an seinen Kühlschrank, der in der offenstehenden Küche vorhanden war. »Ich kann dir ... Wasser ... Eistee und Limo anbieten.«
»Ein Wasser bitte.«
Dag schüttete ihr ein Glas ein und gab es ihr in die Hand. »Hast du auch Hunger?«
»Nein.« , antwortete sie und genau in jenen Moment war es, als würde ihr Magen dagegen protestieren, indem er laute Geräusche von sich gab. Gott war ihr das peinlich.
Dag sagte jedoch daraufhin nichts und kehrte um Richtung Mini-Küche. Abermals öffnete er den Kühlschrank. Davon allerdings den Gefrierteil. »Magst du Pizza? Ich hab Margherita hier, und ... Ich kann auch schnell zum Imbiss, und ...«
»Nein. Pizza ist okay.« , sagte sie flott. Célia wollte nicht, das er nur wegen ihr noch irgendwohin ging. Ihr war das schon unangenehm genug, dass ihr Magen geknurrt hatte. Und zu allem Überfluss war ihre Blase voll. »Hast du ... ich meine, könnte ich ... auf die Toilette?« , fragte sie, obwohl Max ihr beigebracht hatte, dass es eklig sei, wenn weibliche Wesen aufs stille Örtchen gehen würden. Dennoch ... hatte sie das Gefühl gleich zu platzen und das wäre für sie noch beschämender als danach zu fragen diese benutzen zu dürfen.
»Mein Badezimmer ist hier.« Er zeigte schräg hinter sie. »Fühl' dich wie zu Hause.« Dag holte eine Schachtel raus und stopfte die Mafiatorte nach dem auspacken in einen Backofen hinein. Anschließend setzte er sich wieder auf die Couch.
Sie bedankte sich und flitzte nach innen. Abschließen konnte man nicht, aber sie ging auch nicht davon aus, das er jetzt wie ein Verrückter hier hereinspringen würde. Rasch entleerte sie ihre Blase und bemerkte die Schmerzen, die sie dabei in ihrer Bauchgegend hatte. Ihr war klar, dass es darüber kam, weil sie einfach von Mal zu Mal zu oft einhalten musste. Auch wenn sie bei Max war. Am schlimmsten fand sie es nach dem Sex, denn dann war das Empfinden ihrer Blase umso voller. Oder das sie sich nicht zu allen Zeiten direkt säubern durfte. Dabei fühlte sie sich nach dem Akt, jederzeit immens beschmutzt. Im Grunde half da nicht mal ein Bad. Der Gefühlseindruck blieb.
Nach dem Händewaschen, und auch einer kleinen Katzenwäsche generell, trat sie wieder in den Raum. Dag saß weiterhin auf der Couch. »Wieso ... tust du das alles?« , fragte sie und setzte sich zurück auf die Matratze.
»Ich ... hab' halt das Gefühl gehabt, das du ... mich gebraucht hast.«
Célia wollte es verhindern, aber die Tränen flossen umstandslos aus ihr heraus. Sie wusste nicht, ob es die Worte waren, oder das generell Gestaute gerade auf irgendeine Weise ... gebrochen war, doch momentan musste es raus.
Dag sprang direkt auf, setzte sich neben sie und ... nahm Célia, nach ein wenig Zögern, in den Arm.
Als hätte das den Wasserhahn in ihrem Innern nur noch mehr eröffnet, heulte sie nun einleitend so richtig los. Und auf zwei Arten war es dennoch ein gutes Gefühl.
Erstens da sie die Empfindung hatte, ein wenig Druck zu verlieren und zweitens ... weil er sie tröstete. Ein völlig Fremder, dessen Name sie soeben erfahren hatte, hielt sie fest, und spendete ihr Trost, wie noch kein anderer es vorher getan hatte.
Warum fühlte sie sich in dem Moment so geborgen?
Wie schaffte er das nur?
»Hey. Es wird alles wieder gut. Ich weiß zwar nicht was los ist, ...« , sagte er und seine Stimme war dabei einfach nur ... wohltuend. »... aber das ist nicht das Ende. Der jetzige Moment ist nur ein Kapitel deines Lebens. Vielleicht auch nur ein Absatz. Aber es geht vorbei.«
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanfictionBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...