𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 20

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Célia nutzte die Chance.

Das Auto ihrer Eltern war nicht zu sehen. Sie benötigte dringend frische Kleidung. Dieses Mal wollte sie mehr einpacken.

Sie steuerte mit Absicht dahin so hineinzuspazieren, wenn niemand da war, weil sie keine Lust auf eine Diskussion mit ihrer Familie hatte.

Sie hatte nicht vor, sich abermals anhören zu müssen, dass Max nicht der Richtige für sie war, weshalb sie dieses Mal auch wirklich viel mehr Kleidung einpacken wollte. Zwei blaue Säcke hatte sie schon ins Auto geladen, nun wollte sie den letzten holen, der noch in der Wohnung stand.

Als sie das Treppenhaus betrat und nach oben ging, öffnete sich zeitgleich der Aufzug und ihre Eltern traten hinaus. Sie waren wohl über die Tiefgarage hinauf gekommen. Erschrocken blieb Célia stehen.

»Du lässt dich auch mal wieder blicken?« , fragte ihre Mutter und schloss den Eingang auf, als sie den zurückgebliebenen letzten Sack im Hausflur vorfand. »Was soll das?«

»Ich ... ich wollt' ein bisschen mehr ... holen, weil ...«

»Du gehst wieder?«

Sie nickte und sah zu ihrem Vater, der den Kopf schüttelte. »Du gehst nirgendwo hin. Du bleibst hier. So lange du deine Füße unter unseren ...« , startete er.

»Ich bin achtzehn.«

»Das interessiert mich nicht. Du bist und bleibst unsere Tochter. Der Typ ist nichts für dich. Er ...«

»Hört auf.« , schrie sie herum.

»Geh' rein.« Ihr Vater sprach weiter in einem ruhigen Ton.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich verlasse ihn nicht.«

»Célia. Du wirst selber merken, dass es dir besser gehen wird, wenn du ihn ...«

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Warum hörten sie nicht auf? »Ich werde Max niemals verlassen.«

»Merkst du denn nicht, das wir nur das Beste für dich wollen?« Ihre Mutter sah sie mit einem traurigen Blick an.

»Das Beste? Er ist das Beste in meinem Leben.«

»Er ist dein Untergang. Du bist von der Schule geflogen. Alles seinetwegen. Ist es das wert? Keine Zukunft zu haben?«

»Er ist meine Zukunft. Nur er.« Célia schnappte sich, so schnell sie nur konnte den letzten Sack und rannte mit diesem nach unten.

Das musste aufhören. Das ging so nicht weiter. Sie konnte sich nicht von ihren Eltern verbieten lassen ihren Freund zu sehen.

Ihren Vater hörte sie hinter sich herlaufen, doch sie schaffte es noch rechtzeitig, ins Auto zu gelangen, den Sack neben sich zu werfen und loszufahren. Sie streifte dabei einen anderen parkenden Wagen, jedoch war ihr das egal.

Sie musste weg.

Für immer.

Es gab keine andere Lösung.

Ihre Eltern akzeptierten Max nicht. Und sie wollte beim besten Willen ihre Beziehung nicht beenden.

Nicht für ihre Familie. Er war doch jetzt ihre Familie.

Immer wieder sah sie in den Rückspiegel, aus Angst das ihr Vater sie verfolgen könnte. Allerdings war der Wagen ihrer Eltern nirgends zu erkennen.

Erleichtert atmete sie ein und aus und hielt seitlich schließlich nach einigen Minuten an. Sie stopfte den Sack zu den anderen auf die Rückbank und rief Max an.

»Was ist?« , ging er dran.

»Ich bin ... abgehauen.« , schluchzte sie plötzlich, als sie die Erkenntnis traf, dass sie ihre Familie vielleicht nie wieder sehen würde.

»Was? Wo bist du?«

»Ich komme jetzt zu dir.«

»Warte. Du ... du bist von zu Hause abgehauen?«

»Ja.«

»Du willst jetzt bei mir einzieh'n?«

Célia war wegen seiner Tonlage ein wenig irritiert. »Ehm ... ja. Ich ... ich bin doch eh fast nur bei dir.«

»Aber du kannst nicht bei mir wohnen.«

»Ich ... ich kann jetzt nicht zurück.« Ihr war klar, dass ihre Eltern sie dann nicht mehr gehen lassen würden.

»Na ja, das ist aber jetzt auch nicht mein Problem, wenn du solche Entscheidungen einfach triffst. Tagsüber können wir uns ja mal treffen, aber nicht nachts.«

»Was? Ich ... ich hab' doch immer bei dir geschlafen, seit wir ...«

»Ja, aber doch jetzt nicht mehr. Meinst du, ich habe Bock, dass deine Familie bei mir aufkreuzt und dich sucht?«

»Wo ... wo soll ich denn hin?«

»Das hast du dir selbst eingebrockt Célia. Du musst schauen, wo du bleibst.«

»Aber ... ich ... ich hab' doch niemanden.« Ihr war nun richtig nach Heulen zumute, allerdings unterdrückte sie es. Sie wollte nicht, dass Max sich ihretwegen noch schlecht fühlte.

»Kann ich jetzt etwas dafür, wenn du keine Freunde hast?«

Freunde ... Katharina.

Vielleicht könnte Simons Freundin ihr helfen.

»Nein. Du kannst nichts dafür. Keine Sorge, ich finde schon etwas.«

»Gut. Ich hoffe nur für dich, das deine Familie nicht herausfindet, wo ich wohne. Habe keine Lust auf so 'ne Scheiße.«

»Nein. Bestimmt nicht.« , gab sie leise von sich.

Max gab ihr noch an, dass sie an dem heutigen Tag besser nicht zu ihm kommen sollte, was ihr sofort einen ekligen Druck in ihrem eh schon verkümmerten Magen verpasste.

Nachdem sie sich wegen eines Heulkrampfs beruhigt hatte, rief sie im weiteren Verlauf Katharina an.

»Hey Süße. Wie geht es dir?« , kam die Blondine an den Apparat.

»Ich ... ich bin von zu Hause weggelaufen.«

»Oh. Wieso denn das?«

»Meine Eltern wollten mich zwingen, Schluss zu machen. Ich weiß nicht, wo ich hin soll.«

»Du meinst jetzt?«

»Ja das auch. Aber ... ich hab' kein'n Schlafplatz.«

»Oh.« Ihr Oh war nicht gerade positiv. Das vernahm Célia auf Anhieb. »Ich würde dich gerne zu mir nehmen.« , sprach Katharina weiter. »Aber meine Eltern sind in der Hinsicht voll komisch. Bei mir darf niemand schlafen.«

»Ist nicht schlimm. Ich hab' noch andere Optionen.« , log sie mit Absicht und freundlicher Stimme.

»Wirklich?«

»Ja natürlich.«

»Okay. Aber wenn etwas ist, dann melde dich ruhig.«

»Ja mache ich.« Célia legte auf ... und wusste nicht weiter.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt