𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 55

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»Für mich ... Bitte.« Dag hielt Célia in seiner kleinen offenen Küche den Löffel hin, wo ein wenig Sahne mit Zimt drauf war.

Sie lächelte ihn an und öffnete dann ihren Mund. »Irgendwann kann ich meinen Lieblingskakao nicht mehr trinken, weil du mich damit überfüttert hast.«

»Wenn du etwas liebst, kannst du nie genug davon bekommen.« Er strich ihr einige Strähnen aus dem Gesicht.

Célia sah ihn länger an und ihre Mundwinkel erhoben sich minimal.

Dag kam näher und küsste sie dezent ... als es an der Türe klopfte.

Er atmete tief ein, weil es einfach zu einem ungünstigen Zeitpunkt geschah, und ging dann zur Wohnungstüre, die er öffnete.

Es waren Vincent und Marina.

»Was macht ihr denn hier?« , fragte Dag und ließ beide eintreten.

»Nach dem Rechten sehen. Ihr zwei verschanzt euch ja seit einigen Wochen richtig hier in der Bude.« , antwortete sein bester Freund.

Marina begrüßte Célia mit einer langen Umarmung. »Wie geht es dir?«

»Schon etwas besser.« Sie wusste, dass Dag über ihren gesundheitlichen Zustand nicht vollkommen geschwiegen hatte, weil Marina und Vincent eigentlich täglich angerufen hatten, um sich zu erkundigen.

»Uns geht's gut.« , meinte Dag zu seinem Kumpel. »Wir verschanzen uns nicht.«

»Ja doch. Finden wir schon.«

»Genau.« Marina grinste breit. »Deswegen haben wir eine Idee.«

»Die wäre?«

»Was haltet ihr von Schwimmen?« Sie hielt jubelnd die Arme nach oben.

»Es ist kalt.«

»Hallenbad, du Idiot.« , meinte Vincent.

»Ich weiß nicht.« Er sah zu Célia. »Willst du?«

»Ich ... ich weiß nicht.«

»Ach komm schon. Das wird lustig.« Marina lächelte sie an. »Ich glaube nach allem, was war, benötigt ihr beide ein wenig ... Spaß mit Freunden.«

»Ich ... ich hab' gar kein ... Badezeug hier. Also ...« Célia lachte kurz auf. »... ich glaub' nicht, das Dag mir eine Badehose leihen kann.«

»Wir holen dir etwas.«

»Ich hab' kein ...«

»Ich bezahl' für dich.« , meinte Dag.

»Du weißt, ich will nicht, das du nur für mich bezahlst.«

»Mach' dir darüber keine Gedanken.«

»Komm schon.« Marinas Lächeln Célia gegenüber blieb. »Lass uns ein bisschen Spaß haben.«

Sie atmete tief ein. »O-kay.«

Dag machte sich sofort fertig und packte einen Rucksack, ehe er mit den dreien die Wohnung verließ. Mit Vincent ging er ein paar Schritte hinter Célia und Marina. »Ich find' das nicht gut.«

»Wieso?«

»Du weißt, das sie Probleme mit ihrer Figur hat. Da so ... halbnackt rumzurennen, ist ...«

»Es war Marinas Idee. Sie meint, nur so, kommt sie damit auch besser klar.«

»Indem sie sich zeigt?«

Vincent schüttelte den Kopf. »Es geht ums Allgemeine. Zu sehen, dass nicht jeder perfekt ist. Denkst du, da rennen nur Models rum? Marina hat zudem eine Narbe quer über ihren Bauch. Nicht dezent. Man sieht's total. Für Célia will sie bauchfrei da antanzen, um ihr zu zeigen, dass egal, wie man ausschaut, man richtig ist. Sie muss sich nicht schämen.«

»Ich weiß nicht. Ich hab' Angst, dass es nach hinten losgeht.«

»Wird's schon nicht. Du bist nicht ihr ... also ... dieser Typ.« Vincent vermied mit Absicht das Wort Freund. »Sie muss lernen sich nicht ... zu verstecken. Sie in der Wohnung zu halten, wird ihr Selbstwertgefühl nicht steigen lassen. Es lässt sie einfach in ihrer Komfortzone.«

»Da hast du vielleicht Recht, aber ... ich will sie halt beschützen.«

»Ich weiß. Du hast gesagt, sie fühlt sich ... nicht lebendig. Also gib ihr ein Leben. Lass sie leben.«

Dag nickte. Vincent hatte Recht. Er musste Célia mehr Freude geben. Zu Hause bei ihm ging es ihr zwar gut, doch es war auch erforderlich, dass sie dennoch am Leben teilnahm.

Weggehen mit Freunden.

Ihre Familie vielleicht wiedersehen, sobald sie so weit war.

Und ein Job, der ihr möglicherweise auch Routine schenkte.

Natürlich alles mit der Zeit.

Überstürzen musste man ja nichts. Freizeitaktivitäten waren schon mal ein guter Anfang.

Das mit ihrer Familie musste sie logischerweise selbst entscheiden. Das konnte er ihr nicht abnehmen, oder sie dazu zwingen. Aber vielleicht würde sich ihre Meinung ja ändern, wenn Célia seine Mutter langsam mal kennenlernen würde.

Irgendwie empfand Dag es als richtig.

Sie lag ihm am Herzen. Das konnte im Übrigen gerne seine Lebensspenderin erfahren.

Und vielleicht wäre das auch für Célia ein Schritt in die richtige Richtung, wo sie ... eine Zukunft mit ihm wahrnehmen konnte.

Seine Mutter hatte natürlich schon mitbekommen, das er nicht mehr alleine lebte. Sie hatte ihn auch kürzlich dabei erwischt, Célias Wäsche mit zu waschen.

Nun war es gegebenenfalls mal an der Zeit ihr zu zeigen, wie ernst es ihm mit dem Mädchen war, das so plötzlich in sein Leben getreten war.

Er lächelte ihr zu, als sie sich umdrehte, um ihm ebenfalls ein Lächeln zu schenken.

Sie war wunderschön. Dag hoffte, er könnte ihr bald zeigen, wie sie in seinen Augen wirkte.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt