𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 32

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Fünf Nächte hatte Célia nun bei Dag geschlafen.

Max hatte sich bisher nicht einmal gemeldet und sie musste tatsächlich sehr mit sich ringen, ihm nicht zu schreiben.

Doch selbstverständlich wollte sie ihren Freund nicht nerven. Er hatte schließlich gesagt, dass sie dies nicht tun sollte. Dementsprechend konnte sie nur daran denken, dass sie keine Enttäuschung für Max sein wollte ... und sollte.

Er mochte keine komplizierte Freundin.

Es tat weh, dass ihr Freund sie mied. Doch irgendwie dachte sie auch nur explizit daran, wenn sie alleine war. Natürlich geschah es im Übrigen, sofern sie gedanklich versunken in Dags Gegenwart war, aber ... meist ... hatte dieser Lockenkopf es auf irgendeine Weise drauf, dass sie vieles vergessen konnte.

Wie auch jetzt.

Die Musik war laut und sie belegten gerade zusammen eine Pizza. Dag grölte lautstark mit und bewarf sie plötzlich mit ein wenig geriebenen Käse.

Sie lachte und ging in Deckung, als ihr Handy unvorhergesehen eine eingetroffene Nachricht signalisierte. Ihr Herz pochte wie verrückt und sie rannte sofort dorthin.

Dag stellte die Musik leiser, obwohl es kein Anruf war.

- Wieso warst du denn gestern nicht mit uns feiern?

Lautete die Nachricht von Katharina.

Max war ohne sie weggewesen? Ihr wurde übel. Insbesondere, wenn sie an die ganzen halbnackten Mädchen dachte, die sich vielleicht an ihn rangemacht hatten, weil er ohne Begleitung da war, und somit als Single durchging.

Hatte er den Umständen entsprechend schon innerlich die Beziehung beendet?

Eine nächste Nachricht traf ein.

- Max meinte, du wärst krank. Bist du wieder bei deinen Eltern?

Célia sah zu Dag. Was sollte sie antworten? Sie konnte nicht sagen, wo sie war. Und noch weniger wusste sie, inwiefern Max wollte, dass sie Katharina irgendeine Auskunft gab.

Zum Glück konnte man nicht sehen, ob eine Nachricht gelesen wurde oder nicht. Célia legte das Handy daher wieder weg.

»Ist alles okay?« , fragte Dag.

»Jaja.« , log sie.

»Du weißt, das du mit mir reden kannst.«

Sie sah ihn an und zwang sich ein Lächeln hinzubekommen. »Ja. Ich weiß.«

Dags Augen entfernten sich nicht und sahen weiter in ihr Gesicht, ehe er alles liegen ließ und zu ihr aufs Bett kam. »Was ist los?«

»Mein ... nichts.« , startete und beendete sie ihren Satz.

Er nahm unerwartet ihre Hand. »Rede mit mir Célia. Ich will dir nur helfen.«

»Findest du mich hübsch?« , fragte sie, wie aus dem Nichts.

Dag überlegte nicht lang und nickte. »Ja das tue ich.«

Irgendwie war sie erschrocken über seine Antwort. Sie wollte nicht mal fragen. Im Grunde ging ihr nur durch den Kopf, dass Max nachts eine Andere getroffen haben könnte, die viel hübscher aussah als Célia selbst. »Ich ...«

Dag nahm ein wenig des geriebenen Käses von ihrem Kopf, welches da hängengeblieben war, als er sie kurz beschmissen hatte. Er merkte, dass es ihr anscheinend unangenehm war, was er gesagt hatte, weshalb er zurückruderte. »Na komm schon. Die Pizza belegt sich nicht von alleine.« Er stand auf und reichte ihr die Hand.

Célia blickte in seine Augen und legte ihre in seine. Mit einem Lächeln half er ihr auf die Beine, ging zur Musikanlage und stellte diese wieder laut.

Sie hingegen spazierte hin zu dem Teig und begann wortlos weiterhin die Pizza mit sämtlichem Zeugs zu belegen.

Gedanklich erschienen nur noch Bilder von den Tänzerinnen in den Käfigen, die sie in den einen Club gesehen hatte, und wie diese mit ihrem Freund tanzten.

Zeitgleich setzten auch Szenen in ihrem Kopf ein, wo diese Janina ebenfalls anwesend war und mit Max ... knutschte ... ihn berührte ... ihn verführte ...

Sollte sie sich deswegen nicht melden?

Damit er freie Bahn bei anderen Frauen hatte?

Sie hatte oft seine Blicke gesehen, sobald hübsche halbnackte weibliche Personen in den Clubs oder so zu sehen waren. Max gaffte regelrecht. Ihm war es auch egal, wenn Célia es bemerkte. Er lachte und meinte dann, dass so etwas normal wäre. Er wäre schließlich ein Mann.

Dag trat wieder neben sie und lächelte ehe er mit ihr gemeinsam alles fürs Essen vorbereitete.

Er hatte gesagt, er fände sie hübsch.

Sie ...

Wie kam Dag dazu, sich so zu äußern?

Er hatte bemerkt, dass sie etwas bedrückte, und war direkt zu ihr gekommen.

Ja, das war es gewesen.

Er wollte sie aufmuntern.

Genau das, was er bereits die ganze Zeit über tat. Er versuchte, dass es ihr gutging.

Warum auch immer, aber unmissverständlich war das in einfachen Worten der Grund, weshalb er sich so geäußert hatte.

Er war halt freundlich ... er hatte sie sogar aufgenommen, ohne sie zu kennen. Natürlich würde er dann nie behaupten, sie wäre ... nicht sein Fall oder so.

Seine Ansicht war somit doch gar nicht aussagekräftig. Es war einfach so dahergesagt, um ihre Gefühle nicht zu verletzen.

»Hier. Willst du?« Dag hielt ihr ein Stückchen der roten Paprika hin.

Zögerlich biss sie ab und lächelte ihn an. »Du bist wirklich ... nett.«

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt