𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 42

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Der Abend mit Vincent und seiner Freundin war toll.

Célia hatte es total gefallen. Er war nett, gelegentlich schaute er zwar skeptisch, aber im Grunde schien er witzig zu sein, und Marina sowieso.

Sie blickte zu Dag, der auf der Couch schlief, während sie wieder im Bett lag. Sie hatte ihm gesagt, dass sie es gern andersrum hätte, weil sie seine Matratze als Besuch nicht in Beschlag nehmen wollte, doch er weigerte sich.

Er war einfach herzensgut. Dabei wusste sie, dass die Couch nicht sehr bequem war, wenn man länger darauf lag.

Dag drehte sich ein wenig und sie schaute in sein Gesicht. Er schlief immer noch ... und er sah richtig süß dabei aus.

Marina hatte, als sie beide gemeinsam zur Toilette gegangen waren, gesagt, das sie und Dag ein süßes Paar abgeben würden.

Célia musste darüber ein wenig schmunzeln, dachte dann aber an die Worte von Max. Keiner würde es mit ihr aushalten. Sie war nervig.

Sie griff nach ihrem Handy. Keine Mail. Nichts.

Der Drang war da, ihrer Mutter zu schreiben. Aber was?

Das sie quasi ausgeraubt wurde? Mittellos war? Ihr Wagen kaputt hinter einer Tankstelle stand? Sie nicht mehr wusste, wie sie weitermachen sollte, weil sie auch keinen Einblick hatte, ob das mit Max noch ... aktuell war?

Ihr Blick fiel wieder zu Dag. Was würde sie nur ohne ihn tun? Er war ... aus dem Nichts gekommen und war dennoch binnen kürzester Zeit ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens geworden.

Sie berührte wie in Trance ihre Schulter und müsste lächeln, weil sie daran dachte, wie er seinen Kopf dort abgelegt hatte, als er ihr das Billard Spielen beibringen wollte. Wie er in ihr Ohr geflüstert hatte, um ihr Tipps zu geben ... und sie gar nicht richtig zugehört hatte, weil sie eine Gänsehaut überfiel.

Wie auch jetzt.

Da war wieder dieses Gefühl. Nicht nur, weil sie ihn nahe bei sich haben wollte. Auf irgendeine Weise musste sie nun daran denken, wie ihre Eltern wohl bei Dag reagiert hätten. Hätten sie gegen ihn auch eine Ablehnung gehabt? Wie ein schicker Büroangestellter sah er ja nicht gerade aus.

~ ihr wärt voll das süße Paar. ~

Marinas Worte hallten in ihren Ohren.

Warum hatte sie ihn nicht zuerst kennengelernt?

Diese Frage war für einige Sekunden in ihrem Kopf, bis ihr wieder bewusst war, dass er sie nicht mögen würde, wenn sie seine Freundin wäre.

Das war wiederum etwas vollkommen anderes.

Warum war sie, aber auch so ein komplizierter Mensch?

Weshalb war sie nicht einfach?

Sie sah wieder auf ihr Handy und hatte das dringende Bedürfnis sich bei Max zu entschuldigen.

»Kannst du nicht schlafen?« , erklang rauchig Dags Stimme.

»Nein.« , gab sie als Antwort.

»Soll ich dir'n Schlaflied singen?«

Sie lachte. »Nein.«

»Soll ich mit dir gemeinsam Schäfchen zähl'n?« Er streckte sich und legte sich anschließend mehr seitlich.

Célia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich ... ich will ...«

»Was möchtest du?«

»Ich ...« Wieso bekam sie jetzt wieder eine Gänsehaut?

Dag sah sie ein wenig länger an, als sie urplötzlich schwieg. »Du willst das ich bei dir schlafe?!« , fragte er.

Ihr dezentes Nicken vernahm er, dennoch blickte er sie weiter an, ohne sich zu bewegen. »Ja, aber ohne ...« , begann sie.

»Ich bin kein Tier Célia.« , unterbrach er sie »Wenn du willst, dass ich neben dir schlafe, dann kann ich neben dir schlafen, ohne dich ... anzufassen. Nur ... wenn du willst, dass ich dich anfasse ... dich berühre ... wenn du das so richtig willst, dann ... musst du aufhören, dir oder mir danach die Schuld für irgendwas zu geben. Ich will nicht, dass du dich so fühlst.« Er setzte sich nun auf. »Willst du, dass ich bei dir bin?« Sie nickte. »Dich ... umarme? Festhalte?« Ihr Nicken blieb.

Dag dachte an sein Versprechen, welches er ihr geben sollte, nachdem er aufstand und zu ihr kam. Célia setzte sich ein wenig auf und rutschte rüber. »Wirst du ... mich küssen?« , fragte sie, als er sich gerade abstütze und setzen wollte.

Dag hielt inne und sah sie an. »Willst du denn ... geküsst werden?«

Wieso fragte sie ihn das? Célia hatte keine Kontrolle. Irgendwie kam alles, wie von selbst aus ihr heraus. Auch das Nicken, das zwar dezent, aber dennoch nicht zu übersehen war.

Wiederholt sah er sie ein wenig länger an ... kam näher ... und näher ... und legte einfühlsam seine Lippen auf ihre. Jedoch nur kurz.

Célia schien irritiert zu sein, als sie ihn anblickte.

Obwohl ...

Was hatte sie erwartet?

Sie hatte ja sogar vor einigen Sekunden noch gesagt, dass es OHNE ablaufen sollte.

Dag legte sich hin. »Ich habe dir etwas versprochen. Und auch wenn es echt schwer für mich ist, weil ... ich dich wirklich mag, und du ... mich auch noch in so eine Lage bringst, werde ich nichts tun. Wenn du jedoch von selbst ...«

Er hatte seinen Satz nicht mal beendet, als Célia sich unerwartet schnell rittlings auf seinen Schoß setzte.

War das die Probe aufs Exempel?

Wollte sie ihm einem Test unterziehen, ob er sein Versprechen hielt?

Ob er ... ihr widerstehen könne?

Nein ... so war Célia nicht. Sie war nicht der Mensch, die ihn ... mit vollster Absicht reizen und dann fallen lassen würde.

Sie wollte das.

Er wollte das.

Die Frage war nur ... was wäre ... danach.

Dag kam nicht dazu, weiter über diesen Sachverhalt nachzudenken, denn in Windeseile zog sie ihr T-Shirt aus und küsste ihn mit voller Hingebung.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt