Dag lag in seinem Bett. Er fand keinen Schlaf.
Ihm war klar, dass es daran lag, da er nicht wusste, wo Célia gerade war. Er hätte schlichtweg drauf beharren sollen, dass sie Nummern austauschen.
Für den Notfall war so etwas immer gut.
Notfall ...
Was war, wenn sie in einer Notlage steckte? Gerade jetzt. Und niemand war da, der ihr helfen konnte?
Er setzte sich auf. Aber vielleicht ging es ihr auch gut. Wahrscheinlich saß sie ... mit Freunden ... ihrer Familie ... oder sonst wem zusammen und ... hatte einfach eine schöne Zeit.
Oder sie lag sogar in ihrem eigenen Bett und träumte bereits ohne auch nur ...
Dag sah zur Türe.
Hatte jemand geklopft?
Er lauschte.
Er wusste nicht, ob es ein Klopfen war, aber irgendjemand befand sich definitiv im Hausflur nahe seiner Wohnungstüre.
Langsam stand er auf und versuchte, dabei kein Geräusch von sich zu geben, als er seine Türe mit Schwung aufriss.
Célia, die auf dem Boden saß und weinte, blickte ihn erschrocken darüber an. Dag ging sofort in die Hocke und half ihr auf die Beine. »Célia, was ist los?«
Sie wusste nicht genau wieso, und was sie hergeführt hatte, aber in dem Moment wollte sie nur noch von ihm gehalten werden. Schluchzend fiel sie ihm um den Hals und spürte diese Erleichterung, als er sie fest an sich drückte und mit ihr in das Innere seine Wohnung ging.
Es war, als würde er damit irgendwas zusammenhalten können, was kurz zuvor in ihr kaputtgegangen war.
Wie ein Kleber der Bruchteile von ihr wieder zusammenfügte.
Er verharrte mit ihr mitten im Raum, drückte ihren Kopf an seinen nackten Oberkörper und sprach beruhigend auf sie ein. Sie verstand nicht alles, aber es tat einfach nur gut. Doch plötzlich spürte sie es. Diese eklige Übelkeit, die sie schon begleitete, seit Max meinte, sie müsse nun gehen und wieder draußen schlafen, weil er eh noch mit seinen Jungs unterwegs sein würde. Dieser Brechreiz hatte sie dazu gebracht, nahe Dags Wohnhauses auf den Bürgersteig zu reihern.
Das wollte ihr nun nicht auch zusätzlich in seiner Wohnung passieren, weshalb sie sich von ihm löste und blitzartig in das Badezimmer rannte, wo sie sich dann auf Anhieb in die Schüssel übergab.
Dieser eklige bittere Geschmack des Speeds gepaart mit seinem Sperma, weil er nach dem Fick in ihren Mund kommen wollte, gedachte nicht zu verschwinden.
»Hey, warte ...« , hörte sie Dag plötzlich sagen und spürte den eiskalten Lappen in ihrem Nacken.
Ihr war das so peinlich, dass er sie in so einer Situation sah, aber Célia hatte auch nicht die Kraft ihm zu sagen, er solle gehen. Das Einzige, was sie tun konnte, war übersensibel ihre Tränen hinauszulassen, während sie sich dabei immer wieder mal übergab.
Dag blieb und streichelte ihren Rücken.
Wie konnte man nur so fürsorglich sein?
Sie Verstand es immer noch nicht ... und noch weniger den Umstand wie sie ohne Umwege sofort hergefahren war.
Aber ihr war auch klar, dass sie reden musste. Sie schuldete ihm wenigstens eine minimale Erklärung für alles.
Doch wo genau sollte sie anfangen ... was verschweigen ... und wie startete sie im Allgemeinen?
Sie wollte ihm nichts von dem Pep erzählen, was sie von Maxs Schwanz lutschen musste. Auch nicht von dem Sex, der ihr dieses Mal noch mehr wehgetan hatte, weil er ebenfalls anal in sie eingedrungen war.
Doch was konnte sie ihm anvertrauen, um verständlich zu machen, das sie nur ...
Célia betätigte blind die Spülung, ehe sie den Deckel schloss und ihren Kopf darauf ablegte.
... ja ... was ... nur?
Was hatte sie hergezogen? Es war nicht nur, um nach einer Schlafgelegenheit Ausschau zu halten. Sie hatte diese Umarmung benötigt. Aber wieso?
»Kann ich hier schlafen?« , jammerte sie.
»Natürlich kannst du hier schlafen. Ich hab's dir doch angeboten.«
Sie sah ihn an. Ihre Unterlippe zitterte immens. »Danke.«
Dieser mitfühlende Blick von ihm. Dag kam näher und umarmte sie. Trotz, dass sie vorher noch ihren Mageninhalt in seine Toilette rausgelassen hatte. »Ich hol' dir jetzt etwas zum Schlafen.« Er stand auf und kam wenig später wieder mal mit einem T-Shirt von sich und einer kurzen Sporthose an. »In dem Schränkchen hier müsste eine frische Zahnbürste sein. Mach dich etwas frisch. Ich mache in der Zwischenzeit das Bett für dich fertig.«
Dag verließ das Badezimmer und schloss dabei die Türe.
Célia wusch sich zu allererst das Gesicht mit kaltem Wasser. Es tat einfach nur gut. Ihr Blick fiel auf ihr Spiegelbild. Irgendwie sah sie eine Fremde. Das war nicht sie. Sie sah schlimm aus. Sie fühlte sich schlimm.
Mit der neuen Zahnbürste und seiner Zahnpasta putzte sie sich die Zähne ... die Zunge ... sie wollte diesen Geschmack loswerden, der nun auch noch mit ihrem Erbrochenen gemischt war. Anschließend zog sie sich aus, um ihren Körper zu waschen, und bemerkte die blauen Flecken an ihrem Bauch.
Als Max sie von hinten genommen hatte und anal in sie eingedrungen war, woraufhin sie geschrien hatte, weil er dies nicht einmal vorsichtig angestellt hatte, hatte er sie zeitgleich an den Haaren nach oben gezogen und sie nahe an seinen Körper gehalten. Dabei zwickte er ihr in den Bauch und hatte in ihr Ohr geflüstert, wie dick sie doch noch immer sei.
Mit wieder aufkommenden Tränen in den Augen zog sie die Kleidung an, die Dag ihr gegeben hatte, und trat aus dem Badezimmer hinaus.
Der Lockenkopf stellte ihr gerade eine Flasche Wasser neben das Bett. »Es ist alles fertig. Du kannst dich direkt hinlegen.«
Wie von selbst ging sie unverzüglich auf ihn zu und umarmte ihn ein weiteres Mal. Sie brauchte das jetzt. »Schläfst du bei mir ... bitte?« Wieso sie das sagte und wollte, wusste sie nicht. Aber Célia spürte dieses Verlangen danach nicht allein sein zu wollen. Sie wollte sich ... sicher fühlen. So wie gerade ... in seiner Umarmung.
»Du meinst ... zusammen in dem Bett?«
»Ja.«
Es dauerte einige Sekunden, bis eine Antwort kam. »Okay.« , sagte Dag schließlich und ließ sie los, damit sie sich zuerst hinlegen konnte. Anschließend legte er sich neben sie.
Célia rutschte sofort näher und umarmte ihn auch in diesem Fall. Dags Fingerkuppen, die irgendwie rau zu sein schienen, glitten über ihren Oberarm. Dennoch war es ein schönes Gefühl. »Danke.« , sagte sie ein weiteres Mal und schlief kurz danach, mit dem Geräusch seines Herzens in ihrem Ohr, ein.
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanfictionBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...