𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 39

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Dag saß an dem kleinen Küchentisch und betrachtete Célia am nächsten Morgen, die tief und fest in seinem Bett schlief.

Sie war schnell eingeschlafen, dementsprechend hatte er auch keine Infos, was genau vorgefallen war. Heut morgen war er noch kurz bei seiner Mutter gewesen und hatte gefragt, ob sie die Wäsche waschen könnte. Célias hatte er mit in den Korb gelegt. Ganz nach unten. Mit der Hoffnung, dass sie diese nicht sehen, und sie einfach alles in die Maschine stopfen würde.

Doch ... falsch gedacht.

Sie sortierte erst einmal sämtliches nach dunkel und hell, und was sonst noch so anstand.

Seine Mutti hatte selbstverständlich ein wenig skeptisch in seine Richtung geschaut, als sie den BH und das Höschen gefunden hatte. Zudem meinte sie sagen zu müssen, dass es nur eine Ausnahme wäre und sie nicht die benutzten Slips seiner Gespielinnen reinigen würde, denn das er damit nicht selber durch seine Wohnung stolzierte, war ihr unmittelbar einleuchtend klar gewesen.

Erklären, das Célia keine Bettgenossin war, wollte er hingegen nicht. Wie sollte er auch alles begründen, wenn er selbst keinen genauen Einblick hatte?

Sein Handy hielt er in der Hand und auch da überlegte er, wie und ob er Vincent etwas mitteilen könnte. Sein bester Freund wollte, dass er einen Punkt setzte. Dag sah wieder zu Célia. Das war kein Punkt. Definitiv nicht.

Er legte das Handy auf den Tisch.

Nein. Das war noch nicht der Zeitabschnitt ihn mit ins Boot zu holen, auch wenn er viel wusste. Dag musste erst einmal alleine mit Célia sein.

Sie bewegte sich und er sah, wie sie langsam erwachte. Ihr Blick ging einleitend neben sich, ehe sie sich mehr aufsetzte und zu ihm sah. »Guten Morgen.« , sagte er.

»Morgen.« Sie zog die Lippen ein. »Dag, ich ... ich schulde dir ...«

»Nichts.« , sagte er. »Du weißt, das du mir nicht egal bist. Deshalb war das ...«

»Aber eine Erklärung.« , sprach sie. »Drei Typen sind in mein Auto eingebrochen, als ich noch drin war. Ich ...«

»Haben sie dir etwas getan?« Er stand direkt auf und kam zum Bett.

»Nein. Ich ... ich bin weggerannt. Ich hab' alles dagelassen und ... bin abgehauen.« Ihr Beckenknochen fiel ihr wieder ein und sie fühlte leicht darüber. Es tat weh. Sachte schob sie die Decke beiseite und zog die Hose ein klein bisschen nach unten. Die Seite war grün und blau.

»War das einer von den Typen?«

»Nein. Ich ... ich bin gegen so 'ne Stange gelaufen.« Sie zog die Hose wieder höher. »Ich bin halt ... dumm.«

»Diese Wichser. Wo steht das Auto?« Er setzte sich auf die Matratze.

»Ich wollte bei dir sein.« , sagte sie, statt auf seine Frage einzugehen. »Ich will, das du weißt, das ich dich nicht als ... einzigen Ausweg hin gewählt habe.«

»Ist schon okay.«

»Nein. Ich bin gegangen, obwohl ich nicht ... gehen wollte. Ich wollte nicht weg von dir. Ich ... es war ein Mädchen bei ihm.« Sie sah in eine andere Richtung und unterdrückte ihre Tränen. »Er ... ich glaube, das sie bei ihm war. Ich weiß nicht, warum ich dir das gerade sage.« Nun weinte sie doch. Dag fühlte sich sofort hundsmiserabel. Célia heulte wegen des anderen Kerls. Natürlich gefiel ihm dieser Aspekt nicht, dennoch ... nahm er sie in den Arm und tröstete sie. »Das tut so weh.« , schluchzte sie.

»Ich weiß.« , sagte er ... jedoch im Bezug auf sich selbst. In diesem Fall war er nämlich derjenige, der mit ansehen musste ... eventuell zweite Wahl zu sein. Oder ... sogar gar keine. Das schmerzte. Doch wollte er ihr das nicht mitteilen.

»Kann ich ... eine Zeitlang jetzt bei dir bleiben? Zumindest bis ich weiß, was ich jetzt tun soll?! Wenn nicht, dann sag' es ruhig. Ich wäre dir nicht böse. Ich will dir nicht zur Last fallen.«

»Nein. Natürlich kannst du bleiben. Egal wie lang.«

»Danke.« Sie löste sich aus seiner Umarmung und sah ihn an. Sein Blick war auf ihre Augen gerichtet und für eine Millisekunde auf ihren Mund. Célia zog die Lippen ein. »Dag, aber ... das, was geschehen ist, darf nicht nochmal passieren.«

Zack. Ein weiterer Stich für ihn.

»Du weißt, ich würde nie etwas tun, was du nicht ...«

»Auch wenn ich es will, musst du Nein sagen.«

Sie wollte ihn. Das war doch eine klare Aussage oder nicht? Dag wertete dies zumindest so. Vielleicht benötigte sie einfach nur Zeit.

Das war selbstverständlich kein Problem, ihr diese zu geben.

Das mit ihrem Freund war allen Anschein nach Geschichte. Sie hatte ja vorhin erzählt, dass eine andere bei ihm gewesen war. Zudem war sie wieder drauf und dran gewesen, auf der Straße zu schlafen.

Was war das nur für ein Kerl?

Er hasste ihn, ohne ihn zu kennen. Aber auch, weil Célia an diesem Typen festhielt.

»Ich werde nichts machen, was du nicht ...« , begann er abermals und wurde zum wiederholten Male unterbrochen.

»Aber auch wenn ich ... Dag, bitte ... du musst mir versprechen, dass nichts mehr zwischen uns geschehen wird.«

~ Nichts mehr ~

Konnte er das versprechen?

Wollte er das versprechen?

Er nickte. War sich aber nicht sicher, ob er nicht doch gerade log.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt