»Marina ist der Meinung, wir sollten auch mal etwas mit ... Gefühl machen.« , meinte Vincent, als er gerade mit Dag ein wenig Musikalisches aufnahm.
»Marina ist aber nicht Teil der Band.«
»Nein. Aber ... weiblich. Es ist statistisch bewiesen, dass es eher Fangirlies gibt als Fanboys. Und ...«
»Ich will kein Liebeslied schreiben.« , gab Dag in einem leicht gereizten Ton von sich.
»Ist ja gut.« , sagte Vincent. »Was bist du direkt so eingeschnappt?«
»Bin ich nicht. Aber über was soll ich denn schreiben? Ich finde bei so einem Song gehört auch eine Spur Persönlichkeit hinein.«
»Hast ja Recht. Aber ist ja nicht so, als wüsstest du nicht, wie das Gefühl ist.«
»Marina irrt sich nicht. Als Künstler sollten wir auch etwas mit ... Schmalz herausbringen. Da bin ich komplett bei ihr. Aber ... ich bekomm in dieser Sache irgendwie nichts Poetisches ... zustande. Wenn wir so etwas schreiben, will ich auch ... das Gefühl verspüren. Noch Jahre danach. Weißt du?«
Vincent nickte. »Dann irgendwann halt. Notieren wir es uns gedanklich ... und warten einfach mal ab.«
»Da muss ja nicht alles eins zu eins stimmen. Klappt ja eh nicht, sonst bekommt man keinen Reim hin. Aber ... die persönliche Note muss rein. Was soll ich denn da aus meinem Ärmel zaubern? Wie ich mit Alessandra damals voll im Rausch genudelt habe?«
»Ich glaube nicht, das dies jemand vorgesungen haben will.«
»Na siehst du. Der Schuster bleibt bei seinen Leisten. So lange sollten wir erst das machen, was wir können. Vielleicht haben wir die Liebesschnulzen auch gar nicht drauf.«
»Das Talent wurde uns mit in die Wiege gegeben. Klar hätten wir auch das drauf.«
Dag lachte ein wenig. »Werden wir ja dann mal sehen. Von Bananensaft auf oh Baby ich liebe dich. Wäre auf jeden Fall ein riesiger Katzensprung.«
»Du denkst, wir sollen Bananensaft aufs Album packen?«
»Klar. Das ist künstlerische Freiheit. Also wenn die Leute von Big Brother in den Charts vertreten sind, können die Erwartungen der Menschen nicht gerade ... hoch sein. Dementsprechend würde es auch Personen geben, die Bananensaft feiern werden.«
»Da bin ich aber mal gespannt.« Vincent lachte.
»Hey. Wir machen die Mucke doch eh eher für uns und weil wir Spaß dran haben. Ich finde, das sollten die Leute auch merken. Wir laufen keinem Trend hinterher und machen das, worauf wir Lust haben. Irgendwann wird das schon ankommen.«
»Ja wird schon irgendwann klappen. Und wenn nicht ... verschwendete Zeit war es dann doch nicht. Haben schließlich unseren Schnack dabei.«
»Schnickschnackschnuck.«
»Wird schon alles gut. So lange wir uns selber treu bleiben.«
»Genau.« Dag drehte sich mit dem Stuhl. »Hast du Hunger?«
Vincent zuckte mit den Schultern. »Joa. Geht. Aber meine Mutter kocht gleich.«
Dag stand auf. »Na ja ich geh jetzt was futtern.«
Sein Freund schaltete seinen Computer aus. »Dann komm ich mit.«
»Und deine Mutter?«
»Die kommt nicht mit.«
»Witzig.« Dag ging die Treppe nach oben. »Ich mein', ob sie nicht sauer wird, wenn du ...«
»Ach quatsch.« , sagte Vincent und zog sich mit Dag zusammen im Flur die Schuhe an. Gemeinsam traten sie ins Freie und gingen Richtung Bushaltestelle.
»Weißt du, was mich stört?!« , kam aus dem Lockenkopf, nachdem sie eine Weile bereits auf den Bus warteten. »Ich will irgendwie eine Beziehung. Aber ... wenn ich dann eine date, dann bin ich ... dann will ich irgendwie nicht mehr.«
»Vielleicht weil nie ... die Richtige dabei war.«
»Du liebst Marina, oder?«
»Ja. Auf jeden Fall.«
»Aber es kam ... langsam, oder?«
»Na ja ... also ... wir hatten am ersten Abend Sex. Das habe ich nicht aus Traurigkeit getan. Sie hat mir da schon voll gefallen, aber ...«
»Ja Vinne, aber einen sexuell ansprechend finden und lieben ist ein Unterschied. Ich liebe dich. Ich würde für dich sterben, weil du ... du bist mir extrem wichtig. Das sind Gefühle ... kein Trieb.«
»Bin auch froh, dass du nur Gefühle für mich besitzt und keinen Trieb.« , lachte Vincent.
»Spinner.« Dag lachte ebenso. »Nein, du weißt, wie ich das meine. Das Gefühl für Marina kam ja nicht direkt.«
»Nein hat sich halt entwickelt. So, wie es normal abläuft.«
»Ist es vielleicht das? Weil ich irgendwie trotzdem direkt etwas ... in der Art halt ... spüren will, und deshalb ...«
»Dag, erzwingen kann man nichts. Ich bin der Meinung, wenn du eine triffst, sie kennenlernst ... also bei irgendeiner, wird schon irgendwann dieses Gefühl aufkommen, das sie es wert sein könnte, sie ... mehr kennenzulernen. Und dann wirst du schauen, wie sich alles entwickelt.«
»Ja, aber ... damals bei Alessandra war es irgendwie ... normal. Also ich glaube, umso jünger ...«
»Wir sind noch jung. Blutjung.« , unterbrach Vincent ihn.
»Ja. Is' mir schon klar. Aber mit fünfzehn zum Beispiel, man denkt nicht viel nach. Man macht einfach. Wenn ich jetzt schon zu viel nachdenke, was das weibliche Geschlecht betrifft ... also wen ich da genau in mein Leben lasse, wie soll das dann erst mit dreißig werden?«
»Du hörst dich an, wie ein alter Mann.« Vincent räusperte sich. »Früher ... ja, früher war alles besser.« , gab er in einer röchelnden Stimmlage von sich.
»Arschloch.« Dag musste dennoch lachen. »Mich beschäftigt das halt.«
Sein bester Freund legte den Arm um seine Schulter. »Besser du denkst nach, als wenn du jedem eine Eintrittskarte in Dags Wonderland überreichst. Wird schon richtig sein, was du machst.«
»Ich hoffe es.«
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Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)
FanfictionBAND 1 (Triggerwarnung: beinhaltet verstörende Handlungen, die von manchen als verletzend wahrgenommen werden oder eventuell Traumata reaktivieren könnten) Die unscheinbare 18-jährige Célia hat bisher ein langweiliges Leben geführt, bis sie das ers...