𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 48

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Dag saß bei Alessandra.

Sie schmiss mal wieder eine Party. Froggy war ebenso anwesend und torkelte betrunken zu ihm auf die Couch. »Was machst'n du für'n Gesicht?«

»Wenn ich Gesichter machen könnte, hättest du ein anderes.« , antwortete er und stütze seinen Kopf an der Wand neben sich.

»Als du sagtest, du willst nicht mit, wusste ich nicht, dass du echt nicht willst.«

Dag atmete tief ein. »Zwei Wochen.« , kam leise aus seinem Mund. Trotz der lauten Musik verstand Froggy die Worte, aber nicht die Bedeutung.

»Was meinst du?«

»Seit zwei Wochen habe ich nichts mehr von ihr gehört.«

»Ihr? 'ne ... Schnalle?«

»Ich weiß nicht, ob sie je wiederkommen wird.«

»Hat's dich erwischt?«

Dag sah ihn nun an. »Ich glaub', ich geh' nach Hause.«

»Ach was. Bleib' doch noch.«

Er schüttelte den Kopf. »Und was ist, wenn sie genau jetzt vor meiner Türe steht?« Dag hatte einen Zettel für den Fall der Fälle hingeklebt. Seine Nummer hatte er draufgeschrieben und auch eine Nachricht einzig und allein für Célia.

~ Bitte melde dich bei mir ~

»Vergiss sie.« , sprach Froggy, der von nichts einen blassen Schimmer hatte.

»Ich kann sie nicht vergessen.«

»Seid ihr ... zusammen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist ...« Er sprach nicht weiter. Was sollte er auch sagen? Das er lediglich der Andere gewesen war?

»Schau dich ma' um. Hier gibt's 'n Haufen geile Weiber.«

»Und?«

»Wenn die eine Tür sich schließt, öffnet sich 'ne and're.« Er zwinkerte ihm zu.

Dag wusste, wie das gemeint war. Doch er war nicht auf ein Nümmerchen mit irgendeiner Frau aus.

Vorrangig wollte er wissen, wie es Célia ging. Wo sie war. Und ... das Wichtigste, das sie zurück zu ihm kommen sollte.

»Ich geh' jetzt besser.« Er stand auf.

»Ach Alter, das kannst du doch nicht bringen.«

»Das fällt gar nicht auf, wenn ich weg bin.«

»Aber mir fällt's auf.«

»Dir fällt's nicht auf, du bist darüber im Bilde, das ich jetzt gehen will.«

Froggy sah aus, als ob er das, was Dag gerade von sich gegeben hatte, erst einmal durch eine Maschine schicken musste, um es zu verstehen.

Der Lockenkopf nutzte die Chance und wuselte sich durch die Leute bis hin zur Türe, als Alessandra ihn festhielt. »Wohin?«

»Ich muss wieder ... ich will nach Hause?«

»Du Rentner.« Sie lachte, merkte aber auch, dass er seine Miene nicht änderte. »Was ist los?«

»Mir geht's halt nicht so gut.«

»Nee, sag schon.« Sie ging mit ihm vor die Türe an die frische Luft. »Was ist los?« , wiederholte sie.

»Es gibt da ... so ein Mädchen, und ...«

»Eine Freundin?«

»Mehr.«

»Deine ...?«

»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ist sie nicht.«

»Aber ... du hättest es gerne?!«

Nun nickte er. »Ja.«

»Weiß sie es?«

Dag wechselte wieder zu einem Kopfschütteln. »Nein.«

»Und warum sagst du es ihr nicht?«

»Weil es ... ein bisschen komplizierter ist. Das ist nicht so einfach, wie ich es ... gern hätt'.«

»Sie weiß aber, das du existierst? Also ihr habt schon miteinander gesprochen, und ...«

»Ja, wir haben auch ... du weißt schon.«

»Oh. Vielleicht möchte sie ja nur ... so lockere ...«

»Sie hat 'nen Freund.«

»Oooh.« Sie runzelte die Stirn. »Du ... seit wann, ... ich bin gerade etwas perplex. Du hast etwas mit ... einer, die ... einen Freund hat?«

»Jein.«

»Dag, ja oder nein. Da gibt es kein jein.«

»Ich sag doch, es ist kompliziert.«

»Es ist nur so kompliziert, wie du es dir selber machst. Sie ... macht sie den Eindruck, als würde sie öfters fremdgehen?« , fragte Alessandra ihn und sprach auch direkt weiter. »Okay, man sieht es eigentlich keinem an, aber ... gehst du davon aus, dass sie so offen ist, und ...?«

»Nein. Célia ist nicht so.«

»Aber ... mit dir?«

Er nickte. »Ich glaube, der Typ ist ein Arschloch. Ich hab' das irgendwie so im Gefühl, und merke es auch an ... ihr. Einmal als sie zu mir kam, war ihre Lippe ... ich glaub', er schlägt sie.«

»Dann ist es echt sehr riskant von ihr, auch noch fremdzugehen.«

»Ich weiß. Sie ... ich hab' seit zwei Wochen nichts mehr von ihr gehört.«

»Was sagt Vincent?« Natürlich war Alessandra gut unterrichtet, dass beide sich im Grunde alles immer anvertrauten.

»Er hat versucht, das wir irgendwie ... er war zusammen mit seiner Freundin und ihr und mir unterwegs. Einfach damit sie auch sieht, wie gut alles ...« Er stoppte ab. »... nun ist er der Meinung, ich soll' das alles vergessen. Er meint, es macht kein'n Sinn. Ich weiß, dass er mich einfach nur schützen will, weil er weiß, wie tief ich da mit den Gefühlen drinstecke. Aber ich will sie nicht ... aufgeben.«

»Du solltest dringend mit ihr darüber reden.«

»Was soll ich denn sagen?«

»Ganz einfach. Was du für sie empfindest. Was sie für dich ist. Was du in ihr siehst.«

»Ich hab's ja versucht, so ... durch die Blumen hindurch.«

»Dann gib ihr nur eine Blume. Vielleicht bemerkt sie durch zu viele Blümchen den ... Sinn nicht.«

»Ey Dag.« Froggy kam nach draußen. »Ich hab's gerallt.« Er lachte. »Ich komm' mit dir.«

»Ich ... will nach Hause.«

»Ja, ich begleite dich 'n Stück. Vielleicht hast du ja doch noch Bock, was zu machen.«

»Das bezweifle ich.«

»Doch. Lass ma' schau'n, was auf den Straßen noch so abgeht.«

Alessandra umarmte Dag. »Ich drück' dir die Daumen, das es irgendwie mit ihr klappen wird.«

»Danke.« Er lächelte sie an und ging mit Froggy zur Haltestelle.

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt