𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 10

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Célia war aufgeregt. Heute sollte sie Maxs Tante Silke, ihren Mann Erwin und ihre gemeinsame kleine vierjährige Tochter Kimy kennenlernen.

Anlass war ein Straßenfest, wo Max anscheinend jedes Jahr mit ihnen hinging.

Letzte Woche hatte er ihre Eltern kennengelernt und hatte sich demzufolge einen Blaumann geborgt, um so zu tun, als wäre er gerade von seiner nicht vorhandenen Arbeit gekommen. Dennoch waren ihre Erziehungsberechtigten nicht so begeistert ... aber es war ein Anfang.

Célia war zumindest mehr als happy, nun auch einen Teil seiner Familie richtig kennenlernen zu dürfen. Das bedeutete ihr eine Menge.

Silke war in jeder Hinsicht nett. Die Ähnlichkeit mit Max war definitiv vorhanden.

Erwin war von Kopf bis Fuß tätowiert, hatte leicht gräuliches Haar und erzählte viel, wie gefürchtet seine komplette Familie war ... dabei hatte sie nie von ihnen gehört. Dennoch war sie freundlich und hörte sich alles Mögliche an.

Kimy war süß und Célia ertappte sich hierdurch auszumalen, wie ihre eigene Tochter mit Max irgendwann eventuell mal aussehen könnte.

»Was willst du essen?« , fragte ihr Freund sie, als sie sich an einer Bude anstellten.

»Oh ich hab' kein'n Hunger.« , sagte sie, obwohl ihr Magen knurrte. Schon länger hatte sie kaum etwas zu sich genommen. Erst ungewollt, weil sie bei Max wahrlich nichts zu Essen angeboten bekam, dann gewollt, da er Späßchen gemacht hatte, sie wäre in gewisser Weise speckig an einigen Stellen und müsste dringend abnehmen.

»Wieso denn nicht?« , fragte Silke freundlich und bestellte schon mal für sich selbst und ihre kleine Familie.

»Ich möchte halt nichts.«

»Jetzt bestell etwas.« , meinte Max in einem bissigeren Ton.

»Ich möchte echt nichts.«

Ihr Freund ging nicht darauf ein und bestellte ihr das fettigste Essen, was die Bude hergab. Nicht gerade freundlich klatschte er dies vor sie hin, als sie sich an einen kleinen Rundtisch befanden. Es war nicht einmal etwas, was sie mochte ... und das wusste er.

»Ich ... ich möchte das nicht.« , sagte sie leicht zögerlich und schob es minimal zur Seite.

»Iss jetzt.« Max schien das nicht zu akzeptieren.

»Wenn sie das doch nicht will.« , sprach seine Tante.

»Ich hab' doch jetzt nicht unnötig Geld ausgegeben.«

»Na gib schon her, dann esse ich es.« , meinte Erwin.

»Das verträgst du doch gar nicht wegen deines Magens.« Silke schüttelte dabei den Kopf.

»Iss jetzt.« Diese Worte, die Max wiederholte, sprach er ganz nah und leise in Célias Ohr, dabei zog er kräftig an ihrem Arm ... so das es wehtat.

Sie wusste nicht wieso, aber sie war plötzlich den Tränen nahe. »Entschuldigt mich.« Sie wollte nicht, das sie jemand weinen sah und huschte durch die Menge hindurch, rasendschnell in eine Gasse und hielt hinter einem Vordach eines Hauses an.

»Was sollte das?« , erklang Maxs mehr als erboste Stimme wenige Sekunden danach.

»Ich hatte keinen Hunger.« , kam fipsig aus ihr heraus.

»Kein'n Hunger? Schau deinen ganzen Schwabbel doch mal an. Denkst du, das glaubt dir einer?« Die Ohrfeige traf sie unerwartet. Max packte daraufhin ihr Top und zog sie nahe an sich, ehe er weitersprach. »Du hast mich vor meiner Familie blamiert.«

Ihre Unterlippe zitterte. Die Tränen liefen ihre Wangen hinunter ... und die Stelle, die er nicht gerade leicht getroffen hatte, brannte. »Es ... es tut mir leid.« , flüsterte sie und zuckte zu spät zusammen, als eine weitere Ohrlasche sie traf.

Mit einem widerlichen Blick, als wäre sie Abfall, sah er sie an und stampfte davon.

Célias Heulerei verstärkte sich durch den Schmerz, aber auch weil er gegangen war. War nun Schluss, oder was sollte das bedeuten?

Völlig verzweifelt sank sie an der Hausfassade zu Boden, bedeckte ihr Gesicht und weinte ... und weinte.

Sie verstand nicht, was da genau geschehen war.

Hatten sie sich jetzt echt wegen so einer ... Lappalie gestritten?

Hätte sie vielleicht in aller Selbstverständlichkeit einfach Essen sollen? Hunger hatte sie doch zu Genüge.

Aber hatte er sie nicht soeben quasi wiederkehrend dick genannt.

Wie konnte sie da essen?

Selbst wenn es was total Leckeres gewesen wäre, bekam sie teilweise gar nichts mehr hinunter, weil seine Worte in ihren Ohren hallten.

Sie schniefte und nahm die Hände weg, als sie erschrak, angesichts der roten Rose, die vor ihrem Gesicht gehalten wurde. »Es tut mir leid Maus. Du ... du bist das aber auch selber schuld. Hör doch einfach, wenn ich dir etwas sage.« , sagte Max zuckersüß und nahm sie in den Arm. Die Tränen flossen nun noch mehr aus ihr heraus. Die Hände von ihm streichelten über ihren Rücken. Sie nickte fast unmerklich, aber er registrierte dies anscheinend. »Na siehst du. Geht doch.« Er löste sich von ihr und sah sie eindringlich an. »Du gehst jetzt außen rum zum Auto. Es muss dich so niemand sehen. Ich komme danach dahin. Du wartest da. Haben wir uns verstanden, oder ... muss ich das irgendwie anders erklären?«

»Ich ... hab's ... verstanden.« , schluchzte sie wie ein kleines Kind, das zu viel geweint hatte und kaum noch richtig Luft bekam, um sprechen zu können.

Seine Hand ging hoch und sie zuckte minimal. Mit einem Lächeln legte er zwei Finger, auf die pochende heiße Wange. »Wir können eine schöne Beziehung führen, ... wenn du das auch willst.«

Sie nickte. »Ja, ich ... ich will.«

»Dann mach so etwas nie wieder.«

Célia nickte abermals. Er hatte schließlich Recht. Oder nicht? Es war doch ... ihre Schuld gewesen?!

Eigentlich wollt' ich nie ein Liebeslied schreiben (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt