Kaum das wir vier das Gebäude betreten hatten wusste ich, dass es sich um eine nur zum Teil entfaltete Sphäre handelte. Gänge und Türen, die entweder ins Nichts oder wieder an den Eingang führten, dass verriet mir zumindest mein Lebensfaden, den ich aufteilte und so in alle möglichen Richtungen schickte. Mal ganz zu schweigen von der hohen Decke, die kein Ende zu nehmen schien. „Die ... die Türe! Sie ist weg!" rief Yuji panisch. Tatsache. Die Türe war wirklich weg. „Mach dir mal nicht ins Hemd. Der Höllenhund findet den Weg nach draußen." Stellte Megumi fest und schien dann zu überlegen, in welche Richtung wir wohl am besten gingen. „Der Gang." Ich deutete auf den mittleren. „Da liegt zumindest die Überreste einer Leiche."
„Woher weißt du das?" fragte Nobara und linste in den Gang, ohne etwas zu erkennen. Manchmal vergas ich, dass andere Leute Lebensfäden nicht sehen konnten, bis ich sie für jedermann sichtbar machte. Auch Flüche konnten sie nicht sehen, bis ich meine Fluchkraft in die Fäden pumpte, um die Flüche so zu fangen. Nachdem es aber schon ausreichte, den Fluch zu berühren und dann mit dem Dolch den Faden zu zerschneiden, setzte ich Fluchkraft eigentlich so gut wie nie ein. Nur bei höherrangigen Flüchen war es nötig, um sie überhaupt mit dem Faden eingefangen zu bekommen und sie auch an Ort und Stelle zu halten, bis ich sie mit dem Dolch erreicht hatte.
„Intuition?" schlug ich Nobara auf ihre Frage hin als Antwort vor und ging weiter. Ich wollte meine Fluchtechnik hier drin so lange wie möglich versteckt halten. Die drei folgten mir und nach einigen Ecken tauchte schließlich die Leiche auf, die ich durch den Faden hatte sehen können. Yuji ging neben ihm in die Knie. „Das ist der junge Mann. Seine Mutter wartet draußen. Ich werde seine Leiche mitnehmen." „Wie jetzt, du willst die Leiche den ganzen Weg mitschleppen?" Nobara zog eine Augenbraue in die Höhe. „Natürlich! Wenn die Wege sich hier verschieben, kommen wir doch nie mehr zurück zu ihm." Plötzlich gab es ein gluckerndes Geräusch und Nobara war verschwunden. Verdammt. Ich hatte die Seelenlieder ausgeschalten und so natürlich nicht bemerkt, dass sich der Sonderfluch schon lange unter uns befand!
Yuji und Megumi, die sich bis grade noch wüst darüber gestritten hatten, was jetzt mit der Leiche des Jungen passieren sollte, starrten sich stumm in die Augen. Direkt neben ihnen stand der Sonderrang, ein grässliches Wesen mit einem kokonähnlichen Unterleib, den er jetzt zerriss und so zwei nackte Beine präsentierte, begleitet von einem wirklich lächerlichen Lendenschurz. Keiner wagte es, sich zu rühren, bis Yuji sein Fluchwerkzeug aus der Scheide riss, das kurz darauf samt seiner Hand zu Boden fiel, Blut spritzte und besudelte den Boden. Blitzschnell hatte ich sowohl Yuji als auch Megumi mit meinem Lebensfaden gepackt und hinter mich gezogen, weg von dem Fluch, der sich augenscheinlich prächtig zu amüsieren schien.
„Ich möchte, dass ihr geht und Nobara sucht." Meine Lebensfaden begann zu summen, als ich ihn sichtbar machte und meine Fluchkraft in ihn pumpte, ehe ich ihn locker um meine Arme winden ließ und der Rest weite Bögen um mich und die Jungs zog. In den Augen des Fluches reflektierte sich mein Blick, die grünen Augen geziert von einem leuchtend weißen Ring, der immer dann sichtbar wurde, wenn es der Faden wurde. „Wir treffen uns dann draußen." Der Fluch, nach wie vor unbeeindruckt, schien jetzt zu lachen. Ich wischte mir Yujis Blut von der Wange und grinste den Fluch an, während ein Teil meines Fadens die Jungs sanft, aber bestimmt in Richtung Ausgang schob. Mit einer Hand deutete ich auf den Fluch.
„Du solltest wahrlich mehr Angst haben in meiner Gegenwart."
Pure, orangefarbene Fluchkraft schoss aus dem Fluch hervor, die sofort von meinem blau leuchtenden Faden eingefangen und aufgelöst wurde. Ich verdickte den Faden, als ich losrannte, auf den Fluch zu. Das der Faden als eine Art Armverlängerung fungierte, glich den Nachteil, dass ich Leute für ihre Lebensfäden erst berühren musste, wieder aus. Doch der Fluch schaffte es, sowohl mir als auch meinem Faden auszuweichen, der mittlerweile dick wie eine Peitsche geworden war und bedrohlich summend in Richtung des Sonderranges um mich herumkreiste. Ich richtete mich auf.
„Wir können das jetzt auf die harte oder auf die sanfte Tour machen." Ich grinste. „Such dir eine aus." Die Fluchkraft des Fluches ließ die Wand hinter mir explodieren, mit einigen Hechtsprüngen rettete ich mir vor den herabfallenden Trümmern, sprang sie der Reihe nach hinauf, nur um von oben auf den Fluch herabzustürzen. Der Sonderrang schickte mir erneut eine Salve Fluchkraft entgegen, ich bremste rapide auf einem der fallenden Trümmerteile ab und wartete, dass die Fluchkraft den Stein traf. Alles wie nach Plan.
Ehe die Fluchkraft das fallende Trümmerstück traf, wickelte ich mich dick mit dem Faden ein. Das würde mich zwar einiges an Energie kosten, töten würde es mich aber nicht. Die Fluchkraft vibrierte durch mich hindurch, als sie das Trümmerstück und Teile des Fadens zerfetzte, was mich Blut spucken ließ. Ja, das war ein grober Nachteil. Der Faden war zwar eine tolle Angriffsmöglichkeit und zum Teil auch ein guter Schutz, allerdings repräsentierte er auch mein Leben und meinen Körper. Mit anderen Worten: machte ich den Faden durch Fluchkraft oder auch ohne einfach so sichtbar und damit auch greifbar für andere, und dass musste ich früher oder später bei hochrangingen Flüchen, dann vergrößerte ich damit auch meine Angriffsfläche. Sehr lästig. Sichtgeschützt durch den fliegenden Staub machte ich den Faden wieder unsichtbar, ließ mich scheinbar tot zu Boden fallen und schloss die Augen. Wenn der Fluch den Faden nicht mehr sehen würde, würde er mich für tot halten. Mehr brauchte ich nicht.
Und tatsächlich. Durch den für den Fluch jetzt unsichtbaren Faden sah ich, dass der Fluch lachend von Dannen zog und einen groben Fehler beging. Mir den Rücken zuzuwenden. Mit einem gewaltigen Sprung schraubte ich mich in die Luft, stieß mich an der schrägen Wand ab und sauste auf den Fluch zu, der mich erst bemerkte, als es zu spät war. Mit einer Hand riss ich den Faden aus ihm heraus und landete einige Meter von ihm entfernt. Sein Lebensfaden vibrierte vor lauter Wut, als er Brüllend auf mich zurannte.
Grinsend hob ich seinen Faden samt dem Dolch hoch, wartete, bis ich seinen Atem auf meiner Stirn spüren konnte, bevor ich den Faden durchtrennte.Der Fluch verschwand, mit einer eleganten Bewegung verstaute ich den Dolch und begutachtete das, was der Fluch seltsamerweise zurückgelassen hatte.
Es war ein Finger.
Aber keiner seiner Finger. Als ich ihn aufhob, rasten wild zusammenhanglose Bilder an meinem inneren Auge vorbei, ich konnte nicht alles erkennen, aber was ich sah, waren Schlachtfelder, gespickt mit Blut und Leichen, ich sah leuchtende Lebensfäden und einen vierarmigen Dämon. Schnell ließ ich den Finger wieder los und stupste ihm misstrauisch mit dem Fuß an. Nichts rührte sich. Wieder hob ich ihn auf, ohne das erneut eine Bilderflut meinen Geist flutete. Ich packte den Finger ein und verließ nachdenklich das Gebäude.
Als ich aus dem Gebäude trat, war der Schleier verschwunden, Megumi und Nobara standen mit dem Rücken zu mir, und das offenbar in Kampfhaltung. Schnellen Schrittes schloss ich zu ihnen auf und sah über ihre Schultern.
„Sagt mal bin ich jetzt blöd oder hatte Yuji diese Tattoos schon die ganze Zeit?"
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Kapitel 4!
Mal sehen, gut möglich das ich heute noch Kapitel 5 hochlade :D
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...