Kapitel 55

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Ich spürte, noch bevor sich die Sphäre entfaltete, wie mir schlagartig Fluchkraft entzogen wurde. Verdammt. Ich hatte zwar gewusst, dass es viel Kraft kostete, aber mit so viel hatte ich dann doch nicht gerechnet. Weißes Licht schoss aus mir heraus, füllte Sukunas Sphäre vollständig, bis das Licht schließlich die Wände aufbrach und sich neue, onyxfarbene Wände aus dem Boden schoben und uns vollständig einschlossen. Das Innere meiner Sphäre war von einem tiefen Schwarz, dass von all den gleißenden Lebensfäden erhellt wurde, dich sich durch den leere Ram zogen. Egal, wohin ich auch blickte, überall waren Lebensfäden gespannt, begannen im Nichts und endeten auch dort, verloren sich in der endlosen Schwärze. Ein tiefer, stetiger Bass durchbrach die Stille, der mich an einen Herzschlag erinnerte. Mit einem Satz sprang ich auf einen der unteren Fäden, der unter meiner Berührung begann, zu summen. Durch all die Fäden konnte ich Sukuna sehen, der doch tatsächlich etwas perplex dreinblickte. Immer schneller rannte ich weiter, ich wollte ihm gar nicht erst die Gelegenheit geben, sich zu sammeln. Also griff ich an ... und traf! Doch unter meinem Griff kam kein Lebensfaden zum Vorschein. So sehr ich mich auch bemühte, aus dem Körper des Fluchkönigs kam kein Faden heraus.

Also zog ich mich flink wieder zurück. Ihn jederzeit treffen zu können war hier zwar kein Problem, allerdings konnte ich den Körper nicht töten, wenn ich Yuji zurückholen wollte. Tötete ich den Körper, tötete ich damit nicht nur Sukuna, sondern auch Yuji. Alles, was mir blieb, war, Sukuna über seinen Faden zu schaden, diesen zu zertrennen und so Yuji die volle Macht über den Körper zurückzugeben. Der Körper würde zwar Schaden nehmen, dieser Schaden würde sich aber von selbst wieder neutralisieren durch Yujis unbeschädigten Lebensfaden. Unter mir ertönte ein Lachen und Sukuna gesellte sich vor mir auf den Lebensfaden. „Du weißt nicht, wie deine Sphäre funktioniert!" schallendes Lachen hallte von den Wänden der Sphäre wider. Mit einem einzigen Schlag meines Fadens, der ihn Blut spucken ließ, flog er von dem Lebensfaden herunter, verschwand in der Dunkelheit, nur um gleich darauf aus der Dunkelheit über mir zu fallen und mich mit sich von dem Faden zu reißen. „Und wenn du mir schadest, schadest du dem Rotzlöffel!" grob packte Sukuna im freien Fall, zwischen all den leuchtenden Fäden hindurch mein Gesicht. „Und das weißt du ganz genau." Wütend umwickelte ich seinen Körper mit meinem Faden, riss ihn von mir herunter und landete elegant am pechschwarzen Boden. „Halt den Mund! Du hast doch keine Ahnung!" brüllte ich ihm entgegen, als er sich das Blut vom Mund wischte und mir ein blutiges Grinsen schenkte. „Aber es stimmt doch. Hier, in deiner Sphäre, hast du endlich die Gelegenheit, mich zu berühren." Schon stand er hinter mir, riss mich an den Haaren herum. „Und komischerweise bringt dir das hier drinnen überhaupt gar nichts." Blut tropfte von seinen Lippen auf mein Gesicht, malte eine rote Spur über meine Wange und fiel dann zu Boden.

Seine roten Augen schimmerten, als er mich mit einem Tritt in die Weiten meiner Sphäre katapultierte. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen, röchelnd rappelte ich mich wieder auf und rettete mich in die Höhe, auf einen der pulsierenden Fäden. Und da, im Augenwinkel, fiel mir etwas auf. Der Lebensfaden, auf dem ich stand, zeigte mir das Leben eines mir unbekannten Mannes. Fasziniert kniete ich mich hin, starrte wie gebannt auf die wechselnden Bilder. Ein Tritt an den Kopf ließ mich Sternchen sehen, seitwärts kippte ich von dem Faden und landete bäuchlings auf dem darunter, der das Leben eines Jugendlichen zeigte. Blut lief mir aus der Nase auf den Faden unter mir, als Sukuna nach meiner Schulter griff. Schnell schlang ich meinen Faden um seinen Arm und riss ihn daran in die Höhe, nur um ihn, oben angekommen, davonzuschleudern. Ich brauchte Zeit, um meiner Theorie nachzugehen. Hustend hüpfte ich von einem Faden zum nächsten. Jeder einzelne von ihnen zeigte mir das Leben eines Menschen und je weiter ich mich in die Sphäre hineinwagte, umso mehr Fäden tauchten in der Dunkelheit auf. Waren hier, in meiner Sphäre, etwa die Lebensfäden aller Menschen und Flüche zu finden?

Erst hatte ich etwas Angst, die Seelenlieder zu aktivieren angesichts der unendlichen Menge an Fäden. Doch ich sprang über meinen Schatten und schaltete sie an, nur um gleich darauf mit einer Flut an Liedern bombardiert zu werden. Stöhnend sank ich auf die Knie und presste mir die Hände auf die Ohren, aus denen angesichts der schieren Masse an Liedern bereits Blut lief. Nach einigen Momenten, die mir vorkamen wie Stunden, schafft ich es, mich auf die Füße zu zwingen und die Hände von den Ohren zu nehmen. Ich rief mir Satorus Lied ins Gedächtnis und begann, die Masse an Liedern nach seinem Lied zu filtern. Wenn ich die Lieder all jener Leute, die ich kannte, hier in der Sphäre einem Faden zuordnen konnte, hatte ich tatsächlich die Macht, innerhalb meiner Sphäre auf alle Menschen rund um den Globus einzuwirken. Dort, in einiger Entfernung wurde ich schließlich fündig. Blitzschnell raste ich über die schillernden Fäden in die Richtung, aus der Satorus Lied kam, bis ich schließlich auf seinem Faden stand und sein Leben unter meinen Füßen dahinfloss. Ich fand auch Megumi, Nanami, Kyan und Toshi. Ich fand jede einzelne Person, die ich kannte. Sie alle warteten angespannt vor dem Gelände, die Blicke starr auf meine pulsierende Sphäre gerichtet.

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt