Die Autoschlüssel hatte ich Ijichi schnell abgeluchst und schlenderte jetzt mit ihnen in der Tasche meiner Lederjacke in Richtung Wagen. Es war ja nett, dass er für alle an der Akademie den Chauffeur spielte. Aber ich brauchte das nicht, zudem waren wir flexibler und nicht so unter Zeitdruck, wenn niemand auf uns wartete. Yuji, Nobara und Megumi warteten bereits, Megumi sah sich irritiert um. „Wo ist Ijichi?" die Autolichter blinkten, als ich es öffnete und mich hinter das Steuer setzte. „Der hat heute mal frei. Ich fahr uns." Nobara grinste breit und ließ sich neben mich auf den Beifahrersitz plumpsen, die Jungs nahmen hinten Platz. „Weiß Ijichi, dass er heute frei hat?" fragte Megumi und schnallte sich an. Ich justierte den Rückspiegel, startete den Wagen und schon schossen wir mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Bevor wir um die Kurve bogen sah ich Ijichi durch die Staubwolke, die die Reifen aufgewirbelt hatten, hinter dem Auto herrennen, dicht gefolgt von Satoru und Shoko, die sich das lachend ansahen.
Yuji war das ebenfalls nicht entgangen, ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er sich wieder umdrehte und mich durch den Rückspiegel ansah. „Ich glaube Ijichi weiß erst jetzt, dass er frei hat." Giggelte er und Nobara stieg mit ein. „Wer mag keine Überraschungen?" fragte ich und ordnete mich in den Verkehr ein. Ich gab den Welpen eine kurze Zusammenfassung unserer Aufgabe. „Ich denke, dass wir das alles zügig schaffen sollten." Meinte ich abschließend. Nobara legte ihre Füße auf das Armaturenbrett und dachte nach. „Ja könnte hinhauen." Sie wickelte einen Lolli aus und steckte ihn sich in den Mund. „Wie ist das eigentlich mit deinem Ex-Verlobten gelaufen?" ungläubig sah ich zu ihr rüber, doch sie zuckte nur die Schultern. „Die Leute an der Akademie sind schlimmer als Waschweiber." Sie grinste und zog sich den Lolli aus dem Mund. „Also?" „Ich glaube Satoru hat es gar nicht gefallen, dass er da war." Meinte Yuji vom Rücksitz aus. „Er wirkte sehr angespannt als Yaga meinte, er sei hier." Was ja verständlich war, wäre ich an seiner Stelle gewesen wäre ich sicher auch angespannt gewesen. „Für die Zusammenarbeit der Schulen schadet es sicher nicht, dass er und ich uns kennen, unabhängig von den Umständen." Ich sah meiner Freundin an, dass sie lange nicht zufrieden war mit der Antwort und so wie ich Yujis Worte deutete wussten die drei auch, dass Satoru und ich uns mochten. Aber Nobara hatte genug Fingerspitzengefühl, um nicht weiter nachzufragen.
Wir fuhren eine Weile in einvernehmlicher Stille, bevor Megumi wieder das Wort ergriff. „Ich wusste gar nicht, dass du einen Führerschein hast, Kira." Meinte er und sah aus dem Fenster. „Hab ich auch nicht." „Was?!" brüllten mich alle drei gleichzeitig an, so laut, dass ich erschrak und das Lenkrad verriss, was uns prompt auf die gegenüberliegende Spur rollen ließ. Unglücklicherweise direkt auf ein anderes Auto zu, dessen Fahrer auch gleich und nur für uns ein Hupkonzert gab. Kaum, dass ich den schwarzen Wagen wieder in die richtige Spur gebracht hatte, sah ich, dass sich alle drei an den Sicherheitsgriffen über ihren Türen festklammerten. „Leute, jetzt übertreibt ihr aber. So schlimm fahre ich nicht. An dem eben seid ihr schuld, da hätte sich doch jeder erschreckt, wenn er plötzlich angeschrien wird." Ich angelte einen Kaugummi aus der Mittelkonsole und steckte ihn mir in den Mund. „Entspannt euch mal." Yuji ließ als erster den Griff wieder los. „Wie hast du dann Autofahren gelernt?" ich setzte den Blinker und fuhr Richtung Kyoto raus. „Am Land kontrolliert die Polizei nicht so viel wie hier. Also hat Zero es mir gezeigt."
„Dem Typen hast du ja augenscheinlich viel zu verdanken." Stellte Nobara fest und strich den Rock ihrer Uniform glatt. Ich ließ einige Momente verstreichen, ehe ich antwortete. „Zero war der einzige Mensch, den ich kannte und der in die große weite Welt gedurft hatte. Aber ich? Ich musste stets im Dorf bleiben, mir war nie erlaubt, zu gehen, wohin ich will, bis ich es letztlich vor ein paar Wochen selbst in die Hand genommen habe." Ich seufzte und folgte den Schildern in Richtung der Schule. „Er war meine Verbindung in die Welt, weißt du? Wie ein Fenster, durch das ich das echte Leben sehen konnte. Also hab ich mich verzweifelt an all dem festgeklammert, was er mir gezeigt und geboten hat." Stille machte sich im Auto breit. „Das tut mir leid, Kira." Sagte Megumi schließlich, ich hörte Mitleid aus seinem Lied, als ich die Seelenlieder einschaltete, und schenkte dem Jungen ein Lächeln. „Das weiß ich zu schätzen, Megumi, danke."
Auf dem großen Parkplatz vor der Schule hielten wir schließlich an und stiegen aus. Sofort malte mein Atem Muster in die kalte Winterluft, ich zog den Schal enger um meinen Hals und sah mich dann um. Festzustellen, dass der Finger weg war, war keine Kunst. Das Schulgelände wurde zwar nicht von Flüchen geflutet, allerdings waren genug der dritten und vierten Stufe überall verteilt, um zu wissen, dass der Schutztalisman nicht mehr da war. Trotzdem ließ es Megumi sich nicht nehmen, den Aufbewahrungsort etwas außerhalb zu checken und wurde kurzerhand von den anderen beiden begleitet. Mich zog die Neugier in eine andere Richtung, auf die Schule zu. Ich war nie in einer Schule gewesen, meine Mutter hatte mir alles beigebracht. Also war ich auch dementsprechend neugierig und betrat das Schulgebäude. Gerade war Pause, also war es nicht schwer, sich all die leeren Klassenzimmer anzusehen. Nachdenklich strich ich über eines der Schülerpulte und blätterte in einem der Bücher über Stochastik. Ich hatte Mathe gehasst. Jedes gottverdammte Mal. Schmunzelnd legte ich das Buch wieder zurück und sah mich weiter um. Ein paar Schritte später stand ich auf dem Pausenhof, überall tummelten sich Jugendliche in Yujis, Nobaras und Megumis Alter. Die meisten bemerkten mich gar nicht und die, die es taten, dachten wohl, ich sei eine Lehrerin.
So wie die, die am Zaun stand und das Treiben auf der Straße hinter dem Zaun beobachtete. Ihr blondes Haar wehte leicht im Wind, sie war überraschend dünn angezogen für diese Temperaturen. Aber fein, jedem das Seine. Mein Vater war auch kein schneller Frierer. Schließlich drehte sich die Frau um, mir stockte der Atmen. Ein großer, unsauberer Schnitt zierte den Hals der jungen Frau, Blut lief ihr über das dünne Hemd. Ihr Lied war nicht mehr vollständig, abgehackt wurde es von dem Wind an meine Ohren getragen, ich hörte Angst, Unglauben und Selbstzweifel. Ich stolperte zurück, als die blonde Frau mit einem Mal direkt vor mir unter den Schülern stand. Jetzt sah ich die Wunde genauer. Nein, dass war kein Schnitt gewesen. Es ... es sah aus, als wäre ihr der Kopf brutal vom Hals gerissen worden. Ich schrie entsetzt auf, als die Frau sich den Kopf von den Schultern nahm und mir entgegenstreckte. Blut lief aus der Wunde am Hals, ich sah die weißen Knochen der Wirbelsäule durch das helle Fleisch schimmern. „Wirst du sterben, Kira?" fragte mich der Kopf jetzt, Tränen liefen aus den Augen der jungen Frau, vermischten sich mit dem Blut, dass ihr aus dem offenen Mund lief. Plötzlich zupfte wer an meiner Jacke. Die Schüler tummelten sich bereits um mich, alarmiert von meinem Schrei und schienen die Frau gar nicht zu sehen. „Miss? Ist alles in Ordnung?" fragte ein brünettes Mädchen besorgt und wies ihren Kameraden an, einen Lehrer zu holen, als ich nicht auf sie reagierte.
Alles, was ich sah, war diese junge Frau. Brutal aus dem Leben gerissen. Warum sah sie nur keiner? Die Frau kam jetzt immer näher, mit ihrem Kopf in der Hand, ließ mich immer weiter zurückstolpern. „Versprichst du es mir? Zu gewinnen?" fragte der Kopf jetzt, ich bekam Gänsehaut, als sich ihre grünen Augen in meine bohrten. Hart schlug ich auf den Treppen auf, über die ich beim zurückweichen jetzt gestolpert war. „Was ... was versprechen? Was wollt ihr alle von mir?!" brüllte ich, die Schüler wichen alle geschockt zurück. Die junge Frau lächelte und setzte sich ihren Kopf wieder auf die Schultern, bevor sie langsam verblasste.
„Den Sieg."
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Eure Erin ein zweites Mal zurück heute!
Ich bin heute wieder in großer Schreiblaune, also kann es gut sein, dass heute Abend noch ein drittes Kapitel kommt!
Ich freue mich, euch da alle wiederzusehen :D
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...