Kapitel 27

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„Wer ist Tengen?" stellte ich die Frage, die mir auf der Zunge brannte. „Er ist quasi das Herz der Akademie. Er hat mächtige Barrieren gezogen und damit sie stabil und intakt bleiben, verweilt er stets hier in der Akademie, im Verborgenen. In den Gräbern des Sternenkorridors." Erklärte Satoru. „Klingt kompliziert." Er lachte. „Ist es auch. Aber der Grund, warum ich überhaupt an ihn denke, ist Folgender. Meister Tengen muss immer wieder in ein neues Gefäß übergehen, um weiterleben zu können. Das sind die Sternplasmahüllen, Menschen, die so geboren werden, dass sie Meister Tengen als Hülle dienen können, bis es Zeit wird, sich eine neue Hülle, also einen neuen Körper zu suchen." Bei mir machte es Klick. „Er transferiert seine Seele, sein Sein immer wieder in einen anderen Körper." Satoru nickte. „Bingo. Also wenn wer in der Lage ist, eine Seele von einem Körper zu trennen, dann er." Das klang doch vielversprechend. Mysteriös, aber zumindest nach einem Anfang. Nach einer Lösung. Ich stand auf. „So machen wir das." Ich wollte endlich rausfinden, was hier los war. Die Toten in der Ecke tauschten einen unleserlichen Blick aus, nur um kurz darauf den Kopf herumzureißen und dem Unhörbaren zu lauschen, bevor sie sich in Luft auflösten.

Shoko hob die Hand. „Dir ist schon bewusst, dass Kira weder eine Sternplasmahülle ist noch das sicher ist, ob Meister Tengen überhaupt dazu im Stande ist, Kiras Seele für einen bestimmten Zeitraum von ihrem Körper zu trennen." Sie räusperte sich. „Nur weil er seine Seele von einem Körper in einen anderen bringen kann, heißt das nicht, dass das auch bei anderen geht." Meine Freundin sah mich besorgt an. „Du wärst tot, Kira. Irgendwie, aber irgendwie auch nicht. Was, wenn deine Seele vielleicht nicht mehr zurück in deinen Körper findet?" Jetzt, wo Shoko das sagte, war ich plötzlich nicht mehr so zuversichtlich, dass das klappen kann. So, wie sie das sagte, klang es eher beängstigend. Mir wurde bewusst, dass alle Augenpaare im Raum auf mich gerichtet waren. Zero schüttelte energisch den Kopf, seine schwarzen Haare wippten im Takt mit. „Das ist Irrsinn, Kira. Tu das nicht. Wir werden einen anderen Weg finden." Ich sah zu Satoru hoch, der mir ein warmes Lächeln schenkte. „Ich schreib dir nicht vor, was du tun sollst, Kätzchen. Das kannst nur du entscheiden."

Satoru, Nanami und Zero begleiteten mich in den Keller. Der Weg war lang, verwirrend, türenreich und ich war mir sicher, allein nicht mehr zurückzufinden. Je weiter wir kamen, mit jedem Schritt, wurde diese Kraft, die direkt vor uns lag und einem im Nacken kitzelte, stärker. Zero hatte stark protestiert, als ich mich für Satorus Idee entschieden hatte. Ich wusste, dass er sich bloß Sorgen machte. Aber ich hatte es satt, herumzusitzen und nach einer ungefährlicheren Lösung zu suchen, die es womöglich gar nicht gab und nie geben würde. Es war Zeit, dir Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Unsere Schritte hallten in dem langen Gang wider, niemand sprach und das war vermutlich auch besser so. Vor uns wurde das kleine Licht, dass den Ausgang markierte, immer größer, bis wir schließlich in einem gewaltigen Raum standen, der in einer großen Kuppel endete. In der Mitte, umgeben von mehreren Ringen aus Holzhäusern und Stegen, leuchtete ein heller, relativ dicker Strahl aus purem Licht, der weiter in die dunkle Tiefe reichte, als man es mit dem bloßen Auge hätte sehen können, ich hatte das Gefühl, er würde summen.

„Das ist Meister Tengen?" obwohl ich flüsterte, kam mir meine Stimme unglaublich laut vor. Satoru nickte. „Irgendwie schon." Ich kratzte meinen ganzen Mut zusammen und machte einen Schritt nach vorn. Doch der Rest folgte mir nicht. „Was ist los?" Nanami schüttelte den Kopf. „Du musst ab hier allein weiter. Immer auf das Licht zu." Der Knoten in meiner Brust schwoll weiter an, ich gab mir alle Mühe, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. Schließlich holte ich meinen Faden aus mir heraus und betrachtete ihn. Sein weiß schimmerndes Licht, dass mich so an Satorus Haare im Sonnenlicht erinnerte. Die perlmuttfarbenen Schattierungen darin sangen das Lied meines Lebens. Mit zitternden Fingern trat ich an Satoru heran und hielt ihm meinen Faden hin. „Würdest du auf mich aufpassen, solange ich da drin bin? Meine Verbindung zum Leben bleiben?" eine Träne löste sich aus meinem Auge und rollte leise über meine Wange. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Angst gehabt wie jetzt. Das er meinen Faden hatte würde mir vielleicht eine Hilfe sein, zurückzukommen und ich konnte Satoru so die ganze Zeit spüren. Satoru hob die Hand und wischte mir sanft mit dem Daumen die Träne von der Wange, bevor er sich zu mir herunterbeugte und mich küsste, seine andere Hand nahm mir vorsichtig meinen Faden aus der Hand.

„Ich werd ihn nicht loslassen, dass verspreche ich dir, Kira." Ich nickte und drehte mich schließlich wieder dem hellen Licht zu, als ich den Abstieg zu den Häusern und Stegen begann. Kaum, dass ich die kleine Steintreppe betreten hatte, sah ich zu meiner Linken und Rechten die beiden Toten laufen, die mich ab hier begleiteten. Ich drehte mich ein letztes Mal um, sah, wie meine Freunde oben am Rand immer kleiner wurden. Meine Schritte hallten laut von den leeren Holzhäusern wider, die mir wie ein Labyrinth vorkamen. Lange irrte ich durch diese Geisterstadt, folgte den beiden Geistern, die mir den Weg wiesen und mich durch das leere Labyrinth führten. Der helle Lichtstrahl über mir wurde immer größer, dass Summen, dass ich schon am Eingang gehört hatte, wandelte sich, je näher ich kam, in einen gewaltigen Herzschlag, der den Boden unter meinen Füßen zum Erzittern brachte, durch mich hindurchvibrierte und mein Herz stolpern ließ. Die beiden Geister bogen vor mir um eine Hausecke und als ich ihnen folgte, gähnte vor meinen Füßen ein tiefer Abgrund, aus denen Dunkelheit sich das helle Licht erhob. Ich ging so weit wie es ging an den Abgrund und spähte hinunter, mir wurde schwindelig. Die Dunkelheit schien wie das Licht zu pulsieren, ein ewiger stummer Kampf zwischen Licht und Dunkelheit in den Untiefen unserer Welt, direkt unter unseren Füßen.

Und niemand wusste davon.

Die Geister stellten sich links und rechts von mir auf. Beide wirkten sehr entschlossen und griffen nach meinem Faden, fuhren mit ihren Händen durch ihn hindurch, der unter der flüchtigen Berührung der toten Seelen erzitterte. Sie hielten sich an mir fest, an meiner Seele. Vor uns, aus dem pulsierenden Licht, schossen zwei helle Lichtzungen hervor, die langsam in Schlangenlinien auf uns zuflogen. Man hätte fast meinen können, sie würden uns neugierig beäugen, bevor sie sowohl den jungen Mann als auch die junge Frau mit sich in das helle Licht zogen und sich dort auflösten. Jede Faser meines Körpers sprühte nur so vor Furcht, mir kam das ganze mit jeder Sekunde wie eine wirklich schlechte Idee vor. Die Art von schlechter Idee, die man im Suff hat und im Nachhinein bereut. Doch als sich vor mir ein dritter Strahl aus dem Licht löste und sich wohlig warm um meinen Körper schlang, gab es kein Zurück mehr. Kaum, dass mich Strahl berührte, fiel alle Angst von mir ab. Langsam hob der Strahl mich hoch und zog mich in das Licht. „Hab keine Angst, mein Kind." Die Stimme, die aus dem Licht drang, versprach Sicherheit.

„Betritt die Welt, in der niemand sterben kann."

Und ein neues Kapitel für euch!

Ich hoffe, dass es euch gefällt und das ihr genauso gespannt seit wie ich auf das Nächste :D

Mal sehen, vielleicht schaffe ich es heute noch, Kapitel 28 hochzuladen!

Einen schönen Tag wünscht euch

Eure Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt