Ungläubig sah ich Zero an und ging einige Schritte zurück. Tief in mir hatte ich zwar gewusst, dass man mich früher oder später finden würde. Doch ich hatte A) nicht damit gerechnet, dass es so früh war und B) das es ausgerechnet Zero sein würde. Nach wie vor fühlte ich mich mies, weil ich ihn einfach am Altar hatte stehen lassen und abgehauen war. Wir kannten uns, seit wir Kinder gewesen waren, wir waren zusammen durch dick und dünn gegangen. Er hatte mir das Kämpfen beigebracht, mit mir die trashigsten Horrorfilme angesehen, die ich finden konnte und gewettet, wer von den Protagonisten als erstes das Zeitliche segnen würde. Ich würde mich von ihm durch die Dunkelheit führen lassen, verließ mich blind auf ihn. Er war mein bester Freund, kannte mich, wie es keiner tat. Aber sahen wir den Tatsachen ins Auge. Satoru war drauf und dran, ihm diese Eigenschaft streitig zu machen.
Zero eilte auf mich zu und schloss mich hin die Arme. „Kira! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Keiner wusste, wo du bist." Echte Sorge mischte sich unter seine Melodie, spiegelte sich in seinen hellbrauen Augen wider. Ich erwiderte seine Umarmung, trotz der Umstände war ich irgendwie dankbar, ihn wiederzusehen. Er war der Teil meiner Vergangenheit, den ich nur schwer loslassen konnte. „Du weißt, warum ich gegangen bin." Ich löste mich von ihm. „Diese Hochzeit hätte mich für immer an dieses Dorf gefesselt. Damit wäre mein Leben vorbei gewesen, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte." Ich wusste, dass Zero in mich verliebt war. Aber ich hatte bisher bewusst die Augen davor verschlossen, um mich nicht mit den Konsequenzen herumschlagen zu müssen. Das war feige gewesen, dass wurde mir jetzt erst klar. Und als mein Vater vor einem Vierteljahr freudig verkündet hatte, dass ich Zero heiraten würde, war meine Welt aus den Fugen geraten. Ich hatte lange mit mir selbst gekämpft, mir versucht einzureden, dass diese Hochzeit das Richtige war. Immerhin kannte ich Zero wie niemanden sonst, schlecht sah er auch nicht aus und ein Leben an seiner Seite wäre sicher aushaltbar, wenn nicht sogar angenehm gewesen.
Aber ich hatte festgestellt, dass mir das nicht reichte. Das ich ihn nicht liebte, wie er mich liebte. Und das ich nicht bereit war, meine Zukunft für seinen Seelenfrieden zu opfern. Mein Leben für ihn zu opfern. Zero trat einen Schritt zurück und betrachtete mich, bevor er wissend nickte. Er lächelte und strich sich durch das dunkle Haar. „Ich glaube, dass das nicht der einzige Grund ist, warum du gegangen bist. Hab ich recht?" Da war es wieder. Eine Folge unserer lebenslangen Freundschaft. Er musste mich nur ansehen und wusste, was in mir vorging. „Du liebst mich nicht." Er sagte das überraschend nüchtern und gefasst. Sein Blick huschte zu Satoru, der an mich herangetreten war und Zero über meinen Kopf hinweg stumm ansah. Sein Gesicht war eine steinerne Maske und nachdem er seine Unendlichkeit wieder aktiviert hatte, konnte ich auch sein Seelenlied nicht mehr hören. Es war mir in dem Moment unmöglich, ihn zu lesen. „Ja." Mehr konnte ich nicht sagen, wenn ich nicht heulend zusammenbrechen wollte. Zero hatte recht. Ich war aus zweierlei Gründen abgehauen. Zum einen wollte ich mein Leben so leben, wie es wollte. Und ich wollte es mit jemandem tun, den ich liebte. All das hätte mir die Hochzeit mit Zero nicht gegeben, sie wäre ein goldener Käfig gewesen.
Sie wäre mein Tod gewesen.
Zero lächelte bloß und legte den Kopf schief. „Das ist okay, Kira. Wirklich." Mir fiel alles aus dem Gesicht, als ich das hörte. „Du ... du bist nicht sauer?" er schüttelte den Kopf. „Ich will, dass du glücklich bist. Mehr will ich nicht." Er vergrub die Hände in den Taschen seines Mantels, sein Blick wanderte von mir zu Satoru. „Ich werde einige Zeit in der Gegend sein, ich bin wegen einem Auftrag nach Kyoto gerufen worden, der uns wohl alle in Zukunft des Öfteren zusammenführen wird." Ich spürte, wie sich Satoru hinter mir anspannte. „So hab ich auch erst erfahren, dass du hier bist." Er deutete auf Gakuganji. „Als mir mein ehemaliger Direktor erzählt hat, dass es eine fremde Jujuzistin in einer Nacht auf Rang eins geschafft hat, wusste ich, dass du das sein musst. Du bist die zäheste und stärkste Frau, die ich kenne." Ich grinste. „Und wer hat mich dazu gemacht? Zu einer starken Kriegerin?" Zero warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Ich muss schon sagen, ich war stolz auf meine Arbeit, als ich die Aufzeichnungen gesehen habe. Da soll noch wer sagen, ich sei kein guter Lehrer." Er seufzte und machte sich dann mit Gakuganji auf in Richtung Türe. Doch bevor er sie öffnete, drehte er sich nochmal zu mir um. „Vielleicht schaffe ich es ja noch, dich von mir zu überzeugen, Kira."
Die Türe fiel mit einem lauten Knall ins Schloss, Stille breitete sich aus. „Das war ... interessant." Nanami trat an mich und Satoru heran, ich hörte, wie Shoko hinter uns eine Bierflasche öffnete. „Sieht so aus, als hätten wir jetzt alle einen Grund zum Trinken." Meinte sie, als Yaga sie giftig ansah. Ich seufzte und drehte mich schuldbewusst zu den anderen um. „Ich ... es tut mir so leid. Das ich nichts erzählt habe." Meine Entschuldigung war zwar an alle gerichtet, aber primär wollte ich Satorus Vergebung. Ich hatte ihn angelogen, und das jetzt nicht unbedingt bezüglich einer Kleinigkeit. Für mich war eine gesprengte Hochzeit zumindest keine Kleinigkeit. Tränen brannten mir in den Augen, als ich weitersprach. „Ich wusste einfach nicht, wie ich es hätte sagen sollen ..." noch bevor ich meine jämmerliche Entschuldigung weiter ausführen konnte, hatte Satoru mich in seine Arme gezogen. Ich vergaß jedes Mal, dass die Unendlichkeit lediglich bedeutete, dass nur andere ihn nicht berühren konnten, er andere aber schon.
„Ich wusste es schon." Sagte er schließlich und ließ mich damit aus allen Wolken fallen. Yaga hinter ihm wedelte mit einem Blatt Papier in der Luft herum. „Satoru war zufällig hier, als ich den Brief bekommen habe. Er ist offenbar an alle Akademien geschickt worden, doch Zero war noch vor dem Brief in Kyoto. Darum wusste Gakuganji noch nichts von der entlaufenen Braut." Mit einem leisen Klirren fiel der Deckel der Bierflasche zu Boden, den Shoko Satoru an den Kopf geworfen hatte, der allerdings an der Unendlichkeit abgeprallt war. „Und da kommst du nicht auf die Idee, uns einzuweihen?" sie gestikulierte immer wieder wild zwischen sich und Nanami hin und her. „Lass mich da bitte raus." Meinte der und sah mich dann an. „Ich hätte kein Problem damit gehabt, zu warten, bis sich Kira von selbst aus dazu entschlossen hätte, es uns zu sagen." Ich lächelte ihn dankbar an. „Das weiß ich zu schätzen, Nanami." Der Blonde nickte, drückte beruhigend meine Schulter und war dann ebenfalls verschwunden.
„Warum hast du nichts gesagt?" fragte ich Satoru, der mich durch die Augenbinde hindurch ansah. „Der Brief war hier, bevor du es warst. Und als ich ihn gelesen habe, wusste ich gleich, dass die Gesuchte die Frau mit der außergewöhnlichen Fluchtechnik vom Bahnhof sein muss." Das leuchtete ein. „Und als du es dann sogar in Kauf genommen hast, obdachlos und verletzt unter einer Brücke zu leben als zurück zu deinem Bräutigam zu gehen war auch klar, dass du gute Gründe gehabt haben musst, zu gehen." „Und nachdem, was wir hier grade so gehört haben, waren das gute Gründe, Liebes." Sagte Shoko und lächelte. „Da wäre ich auch gegangen." Jetzt liefen mir die Tränen endgültig über die Wangen. Shoko schob sich ihre Zigarette hinters Ohr und nahm mich in die Arme.
„Oh Kleines, alles gut."
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Hey Freunde!
Ich melde mich hier mal kurz mit EINER Sache:
Ich habe und werde in die FF einige Sätze einbauen, die später, je weiter wir in der Geschichte kommen, einen "AHA" Effekt auslösen können! :D
Aufmerksame Leser werden also später in der Geschichte an einigen Stellen feststellen, dass ich die Story im Voraus schon an einigen Stellen gespoilert habe ohne gespoilert zu haben weil der Spoiler erst klar wird, wenn man die später kommende passende Stelle dazu gelesen hat! (Ich weiß ja nicht, wie es euch da geht, aber ich persönlich liebe diese AHA Momente, in denen man sich an einen Satz oder eine Szene aus einem vorherigen Kapitel erinnert und nochmal zurückblättert, um es zu checken! :D) Und nein, damit meine ich nicht die Dinge, die Sukuna gesagt hat! So leicht mache ich es euch natürlich nicht! :D
Also, genau mitlesen schadet sicher nicht und führt later on sicher zu einigen tollen AHA Momenten! :D
Ich werde morgen (extra für Weihnachten!) noch ein Kapitel hochladen, ob ich am 1. und 2. Feiertag aber die Zeit finden werde, weiterzuschreiben weiß ich leider noch nicht!
Aber auf jeden Fall würde es dann ab dem 27.12. wie gewohnt weitergehen!
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...