Ijichi hielt vor einem großen Gebäudekomplex und setzte den Blinker. „Da wären wir." Misstrauisch linste ich aus dem Fenster. Man konnte ja nicht vorsichtig genug sein. Satoru war bereits ausgestiegen, hatte meinen Rucksack geholt und wartete jetzt, dass ich ausstieg. „Tut mir leid wegen dem Schlamm, Ijichi. Ich werd das sauber machen, versprochen." Ijichi lächelte mich durch den Spiegel an. „Keine Sorge. Die Reinigung zahlt die Akademie." Ich nickte und stieg dann schließlich aus. Satoru reichte mir erneut seine Hand, doch wieder schlug ich sie aus und nahm ihm stattdessen den Rucksack ab.
„Danke, ich brauche keine Hilfe." Er sagte zwar nichts, sah aber dabei zu, wie ich Richtung Aufzug humpelte, wo er mich schließlich einholte und eine schwarze Karte zückte. Mit dieser Karte rief er den Aufzug, der uns kurz darauf in schwindelerregende Höhe brachte, ehe er mit einem leisen Ping zum Stehen kam und die Türen in ein geräumiges Loft öffnete. Staunend stieg ich aus dem Aufzug und sah mich um. „Das Leben als Jujuzist muss ja sehr lukrativ sein." Satoru vergrub die Hände in den Hosentaschen und zuckte mit den Schultern. „Sagen wir einfach, die permanente Gefahr des Todes treibt das Gehalt in die Höhe." Anders hätte ich mir das auch nicht erklärt. Und anders würde wohl auch niemand den Job machen.
Satoru schob mich einen Gang entlang und öffnete links eine Türe, die in ein großes Bad führte. „"Du solltest dich waschen. Du riechst wie ein Haufen Scheiße." Er lehnte sich mit verschränkten Armen in den Türrahmen, als ich mich in dem Bad umsah und ihm bei seinem Kommentar einen giftigen Blick zuwarf. Leider fiel mir nicht schnell genug eine bissige Erwiderung ein, er schloss nämlich die Türe hinter sich und ließ mich in der plötzlich sehr lauten Stille zurück. Nach einer Weile stellte ich den Rucksack auf einer Kommode ab und stellte die Dusche an. Natürlich hatte er Recht, ich roch wirklich alles andere als appetitlich. Seufzend wartete ich, dass das Wasser warm wurde und holte in der Zeit meine durchnässten Sachen aus dem Rucksack. Die paar Klamotten, die ich dabeihatte, würden erst eine Waschmaschine von innen sehen müssen, bevor man sie wieder anziehen konnte.
Doch das war ein Problem der sauberen Kira. Also stellte ich mich unter die Dusche, die mittlerweile das ganze Bad mit Dampf gefüllt hatte und schrubbte mir Schlamm, Blut und nur der Himmel weiß was der Rest war vom Körper und aus den Haaren. Die Wunde an meinem Unterschenkel sah zwar übel aus, war es aber eigentlich gar nicht. Die Blutung hatte gestoppt und so wie ich Satoru verstanden hatte würde mich Shoko, meiner Vermutung nach die Brünette von vorhin, morgen von all den Blessuren erlösen. Als ich mich endlich wieder sauber und salonfähig fühlte, stellte ich schließlich das Wasser ab und hüllte mich in das fluffige Handtuch. Mit einer Hand wischte ich den beschlagenen Spiegel ab und betrachtete mich. Die letzten Geschehnisse sah man mir definitiv an, die Schrammen, die blauen Flecken. Die Würgemale von diesem Sukuna waren von einem satten auberginenlila und würden sicher über Nacht noch dunkler werden.
Aber ich beschloss, mich dennoch nicht ganz hängen zu lassen und flocht meine langen Haare zu einem grazilen Zopf, bevor ich mich etwas unschlüssig umsah und eine Lösung für das Klamottenproblem suchte. Doch so sehr ich meine Kleidung auch anstarrte, sie wollte einfach nicht wie durch Zauberhand sauber werden. Das wäre der Moment gewesen, mir zu beweisen das es einen gnädigen Gott gab, der mir saubere Kleidung ins Bad zauberte. Aber ich wurde enttäuscht und betrat stattdessen barfuß den Gang. Nach der heißen Dusche bekam ich sofort Gänsehaut, als mich die kühle Luft außerhalb des Badezimmers traf. Tapsend lief ich zurück Richtung Küchenwohnzimmer. „Tschuldigung? Du hast nicht zufällig was zum Anziehen für mich?" als ich um die Ecke bog, saß Satoru in einer grauen Jogginghose und einem weißen Shirt am Sofa und sah mir bereits entgegen.
In diesem Moment war ich mir sicher, dass er diese Augenbinde nur trug, um ungestört gaffen zu können. Das würde ich zumindest tun, wenn ich er wäre. Und ein Kerl. Aber selbst, wenn er es tat, bemerkte ich es nicht. Aus Neugier aktivierte ich die Seelenlieder, aber genauso wie ich ihn scheinbar nicht mehr berühren konnte, konnte ich auch sein Lied nicht hören. Alles, was ich hörte, waren die Lieder der Leute in dem Apartment unter uns. Und den Klängen nach zu urteilen, ging es da recht heiß her. Schnell schaltete ich die Lieder wieder aus, bevor ich rot wurde wie eine Tomate. Eigenartig. Bisher hatte es noch keiner geschafft, meine Technik derart abzublocken. So fühlte ich mich nicht nur körperlich, sondern gleich auch noch psychisch nackt. Satoru stand auf und kam nach einigen Minuten mit einem etwa gleichen Outfit wie seinem zurück. Ohne ein weiteres Wort nahm ich sie ihm ab und zog mich im Bad um.
Doch als ich in die Wohnzimmerküche zurückkehrte, stellte ich fest, dass er weg war. „Satoru?" Stille. Kaum, dass ich mich dazu entschlossen hatte, meiner Neugier nachzugeben und anzufangen, herumzuschnüffeln, kam er mit dem Aufzug wieder hoch und hielt zwei Essenspakete in der Hand. Als mir der Geruch in die Nase stieg, wurde mir wieder das gähnende Loch in meinem Magen bewusst, der sich gleich wie auf Knopfdruck zu Wort meldete. Satoru grinste, als er die Pakete auf dem Tisch abstellte. „Da hatte ich wohl den richtigen Riecher." Er stützte sich auf dem Tisch ab und schob mir eines der Pakete quer über die Tischplatte zu. Ich zwang mich, den Blick von seinen muskulösen Armen loszureißen und ging stattdessen ein paar Schritte auf den Tisch zu, blieb dann aber stehen. „Was willst du im Gegenzug?"
Meine Frage schien ihn ehrlich zu überraschen, er schüttelte hastig den Kopf. „Daran sind keine Bedienungen geknüpft. Du hast Hunger, und das sicher nicht erst seit ein paar Stunden." Mir war egal, ob er das jetzt an dem Zittern meines Körpers abgelesen hatte oder einfach wieder so wusste. Also setzte ich mich an den Tisch und gab mir Mühe, nicht wie ein verzweifeltes Tier zu wirken, als ich die Tüte öffnete und anfing, mir die Frühlingsrollen in den Mund zu schieben. Satoru sah mir einige Momente lang zu, ehe er sich mir gegenübersetzte und ebenfalls anfing, zu essen. Stille machte sich breit und als ich fertig war und er mir auch noch seine Tüte zuschob, konnte ich ihn nicht länger mit Schweigen strafen.
„Danke." Ehrlicher hatte ich wohl nie etwas in meinem Leben gemeint. „Du hast mir wirklich den Arsch gerettet." Ich straffte die Schultern. „Dafür würde ich mich bei Gelegenheit gern bei dir revanchieren. Ich mag keine offenen Schulden." Doch Satoru hob abwehrend die Hände. „Ich besteh drauf." Schob ich nach und legte demonstrativ die Stäbchen ab. Ein belustigtes Lachen wanderte von seiner Seite aus über den Tisch. Er stand auf und räumte die Essensreste weg. „Tu, was du nicht lassen kannst." Er schob mich Richtung Sofa, auf dem er bereits einige Schlafsachen drapiert hatte.
„Wir reden morgen."
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Kapitel 7 für euch :D
Ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden bis jetzt mit meiner Story :)
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...