Kapitel 8

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Blut.

Überall war Blut, ihm schwanden die Sinne, als er auf die Knie fiel und ungläubig auf das klaffende Loch in seiner Brust starrte. Hellrotes Fleisch, bloßgelegt unter dem sternenlosen Himmel.

Nur wegen ihm, weil er nicht stark genug gewesen war, die Aufgabe zu erfüllen, die ihm bei seiner Geburt auferlegt worden war. Sein Schicksal war vor langer Zeit mit Sternen und Blut verwoben worden, mit seinem.

Es konnte letztlich nur einen Gewinner geben und so sehr er es auch gewollt hatte, er war es nicht.

Er ... er war nicht das ersehnte Ende gewesen, nicht stark genug.

Die Schwärze drohte, ihn ganz zu verschlucken, lachend hieß er sie willkommen, gab sich ihr hin und verlor sich in ihrer Endlosigkeit.

Er würde dem Tod in die Augen sehen und ihn dennoch nicht erkennen.

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Der Geruch von Tee und das Blubbern des Wasserkochers ließen mich aus meinem traumlosen Schlaf erwachen. Verschlafen rieb ich mir die Augen und setzte mich auf. Ich brauchte einige Momente, bis mir wieder einfiel, wo ich war und warum. Heimlich linste ich über die Sofalehne und sah Satoru mit dem Rücken zu mir stehen. Er schien am Herd herumzuhantieren, kurz darauf roch es verbrannt, ich hörte ihn leise fluchen. Mit meinem Lebensfaden sah ich ihm über die Schulter und stellte fest, dass in der Pfanne Eier lagen. Oder zumindest das, was seine Kochkünste davon übriggelassen hatten. Kurzerhand nahm ich mit dem Faden die Pfanne vom Herd und schüttete die kläglichen Reste in den Müll, ehe ich den Faden aufteilte, mit einem Teil neue Eier aus dem Kühlschrank holte und mit einem anderen neues Öl in die Pfanne gab.

Satoru hob die Hände und ging lachend einige Schritte zurück, ehe er sich zu mir umdrehte. „Sieh mal einer an, die scheinen ja nicht nur im Kampf nützlich zu sein." Mir blieb die Luft weg, als er einen der Fäden aus der Luft angelte und mit den Fingerspitzen darüberstrich. Fast sofort begann der Faden unter seiner Berührung wieder zu summen, wie das letzte Mal, als er einen in der Hand gehalten hatte. Ungläubig stand ich auf. „Du ... du kannst sie sehen?" ich blieb ein paar Schritte vor ihm stehen und sah zu ihm hoch, während meine Fäden weiter um uns herumtanzten und das Frühstück machten. Mittlerweile war ich so routiniert darin, dass ich gar nicht mehr darauf achten musste, ob die Fäden meine Befehle auch richtig ausführten. Ich wusste, dass sie es taten.

Er nickte. „Das ist eine meiner Techniken. Ich sehe die Fluchtechniken anderer." Langsam nickte ich und nahm einen der Fäden das Glas Wasser ab, dass er mir gebracht hatte. „Normal muss ich sie sichtbar machen, damit sie andere sehen können." Ich stoppte mich selbst. „Techniken? Techniken wie plural Techniken? Dann hast du mehrere?" der Typ wurde ja wirklich immer interessanter. Ob das jetzt was Gutes war oder nicht, wollte ich jetzt noch nicht beschließen. Satoru nickte bloß, und damit schien das alles für ihn geklärt zu sein, also fragte ich auch nicht weiter nach.

Als wir aus dem Gebäude traten, Satoru war so freundlich gewesen meine Sachen waschen zu lassen sodass ich ihm seine zurückgeben konnte, wartete Ijichi schon auf uns und fuhr uns zur Akademie. Dort heilte Shoko meine Wunden, was ihr binnen Sekunden gelang und dann einen Schritt zurücktrat, um ihr Werk zu begutachten. „Wie neu." Sagte sie und zündete sich eine Zigarette an. Ich stand von der Liege auf und betrachtete mich im Spiegel. Tatsächlich. Keine Würgemale, keine Schrammen und blauen Flecken. So, als wäre nie etwas geschehen. Dankbar lächelte ich Shoko an. „Danke. Ich weiß das zu schätzen, ehrlich." Doch die Brünette winkte ab und blies den Rauch in die Luft. „Mach dir keinen Stress, Kira. Ist doch selbstverständlich." Sie sah dabei zu, wie ich meine Jacke anzog und meinen Rucksack schulterte. Ich hatte sowohl ihre Freundlichkeit als auch die von Satoru länger strapaziert, als es mir recht war. Zeit, zu gehen. „Wohin willst du gehen?"

Shoko aschte in eine Nierenschale und sah dann wieder mich an. „Die Schüler haben erzählt, dass du aus den Fängen der Polizei geflohen bist. Warum hat man dich festgenommen?" ich lehnte mich an die Wand und seufzte. „Diebstahl und Beleidigung." Shokos helles Lachen hallte durch den Raum, schmunzelnd ließ sie ihre Zigarettenreste in die Nierenschale fallen. „Kira. Du solltest hierbleiben. Wir wissen alle, dass du keinen Ort zum Bleiben hast, also versuch gar nicht erst, mich anzulügen. Und du kannst dir sicher sein, dass Satoru dich unter jeder Brücke hervorziehen wird, und das Nacht für Nacht, bis du endlich einknickst." Stumm sah ich sie an. Ihr Lied verriet Mitleid und Verständnis, Mitgefühl, brachte mich fast dazu, einzuknicken und ihr alles zu erzählen. Das ich geflohen war und das mir mein altes Leben, je länger ich von zuhause weg war, immer ... seltsamer vorkam. Wie ein Film.

Shoko nickte bloß als Antwort auf mein Schweigen, öffnete den Kühlschrank, der eigentlich für Medikamente gedacht war, zog zwei Bier heraus und warf mir eins zu, dass ich mit den Zähnen öffnete und fast ganz herunterstürzte. „Du bist eine fähige Jujuzistin und wir sind chronisch unterbesetzt." Sie deutete mit ihrem Bier auf mich und kam näher. „Yaga würde dich mit Handkuss einstellen."

Yaga, dass war der Direktor des Ladens hier und die Aussicht, einen Job in dem zu haben, in dem ich wirklich gut war, gefiel mir. Doch natürlich lief ich so permanent Gefahr, gefunden zu werden. Natürlich wusste daheim keiner, wohin ich geflohen war, rein theoretisch hätte ich schon längst das Land verlassen können. Früher wollte ich Europa bereisen. Wenn ich Glück hatte, würde Zero dort mit seiner Suche anfangen. Ich trank noch einen Schluck Bier und nickte schließlich. „Abgemacht." Alles war besser, als wieder festgenommen zu werden oder unter einer Brücke sitzen zu müssen. Und für ein Dach über dem Kopf und was zu essen nahm ich nach gestern auch bereitwillig das Risiko, leichter entdeckt zu werden in Kauf. Shoko und ich stießen grinsend an, bevor sie uns zwei neue Biere holte. „Das schreit nach einer Wilkommensparty, meine neue Kollegin." Kopfschüttelnd setzte ich mich auf eine der Metallbaren und sah meine neue Freundin an. „Macht man das hier so?" Shoko zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Du bist die Erste, die einfach so eingestellt wird und nicht nach der Ausbildung automatisch weiter macht." Sie trank einen Schluck und zündete sich eine neue Zigarette an. „Darum finde ich schon, dass man das zelebrieren kann und sollte."

„Was werden wir zelebrieren?" ein großer blonder Mann kam durch die Türe, der sich mir als Nanami Kento vorstellte. Shoko deutete mit ihrer Zigarette auf mich. „Das ist unsere neue Kollegin, Kira Harukami." Wenn ich schon hierblieb, dann wenigstens unter einem halb falschen Namen. Das war sicherer und besser als nichts und ich hatte auch nicht mehr die Möglichkeit, meinen Vornamen zu ändern, nachdem ich Nobara im Zug meinen echten verraten hatte. Doch damals hatte ich noch keine Ahnung, wie sich die Dinge entwickeln würden.

Oder was noch auf uns zukam.

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Kapitel 8, wir nehmen langsam aber sicher Fahrt auf!

Ich hoffe, ihr mögt Kira :D ich wollte einen etwas ruppigeren MC mit einem schrägen Sinn für Humor :D ich hoffe, dass mir das gelingt!

Viel Liebe für euch von

Eurer Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt