Der Weg zurück in Satorus Wohnung verlief ohne Zwischenfälle, auch wenn meine angespannten Nerven jederzeit mit einem gerechnet hatten. Das Ganze machte mich mit der Zeit paranoid, da war ich mir sicher. Aber was sollte ich tun? Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre ich meinem Schicksal, dass mir von den Toten auferlegt worden war, nicht entkommen. Egal, wie schnell ich gerannt wäre, egal, wie weit. Es hätte mich eingeholt. Früher oder später. Oder eher Sukuna. Er hätte mich früher oder später aus dem letzten versteckten Winkel dieser Welt gezogen. Die Bürde wog schwer auf meinen Schultern, als ich mich tiefer in den weichen Rücksitz drückte. Mein Blick wanderte über die blinkenden Lichter des nächtlichen Tokyos, verlor sich in der Ferne, in den Sternen. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich meinem Schicksal entgegentreten sollte, was es mich kosten würde.
Und ob ich bereit war, den Preis dafür zu zahlen, den es von mir verlangen würde.
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„Wie wärs, wenn wir uns heute einen schönen Tag machen?" Satoru saß mir ein paar Tage beim Frühstück gegenüber und sah mich prüfend an. „Müssen wir nicht in die Akademie?" lachend räumte er den Tisch ab, zog sich eine Jacke über und setzte sich eine Sonnenbrille auf. „Mach dir da mal keine Gedanken. Yuji und Megumi geht es gut." Er warf mir meine Jacke zu und stiefelte dann Richtung Aufzug. Schnell folgte ich ihm und schlüpfte gerade noch so durch die sich schließenden Aufzugtüren. „Du hast doch schon einen Plan, nicht wahr? Ich kenn dich doch." Satorus Mundwinkel zuckten. „Vielleicht, vielleicht aber auch nicht." Die Aufzugtüren gaben den Blick auf den schwarzen Wagen frei, wie jeden Morgen. Doch diesmal fehlte Ijichi. „Wo ist Ijichi?" fragte ich auch gleich und trat aus dem Aufzug. „Gehört der nicht schon quasi zum Inventar des Wagens?" Satoru lachte und ließ sich auf dem Fahrersitz nieder. „Nicht heute." Er richtete den Rückspiegel aus und wartete, dass ich mich anschnallte. „Du brauchst mal einen Tag, an dem du nicht an all den Trubel denkst, Kira." Sagte er, ohne mich anzusehen und reihte sich in den Verkehr ein. „Und Ijichi wäre da eine Störung gewesen?" Satoru lachte leise, ich sah seine blauen Augen hinter den Brillengläsern funkeln.
„Mir ist alles Recht, solange du dich heute wohl fühlst." Mein Herz schwoll sicher auf seine tausendfache Größe an, als ich das hörte. Seine rechte Hand, die bis jetzt auf meinem Oberschenkel geruht hatte, malte jetzt kleine Kreise. Also verschränkte ich meine Finger mit seinen und drückte sanft seine Hand. „Niemals würde ich einen ganzen Tag mit dir allein freiwillig hergeben." Nachdem Satoru seine Unendlichkeit jedes Mal deaktivierte, wenn ich in seiner Nähe war, drangen die süßen Klänge seines Enthusiasmus an mein Ohr, gemischt mit reiner Freude und Fröhlichkeit. Jedes Mal faszinierte es mich, wie sehr mich die Melodie eines Menschen in seinen Bann ziehen konnte. Immer, wenn ich Satorus Seelenlied hörte, fühlte ich mich geborgen, sicher. Ich hatte das Gefühl, zuhause zu sein, da angekommen zu sein, wo es mir bestimmt war, zu sein.
„Verrätst du mir, was du mit mir vorhast?" sein weißes Haar wippte, als er nickte. „Du warst vorher noch nie in Tokyo und ich bezweifle, dass du schon alles von der Stadt gesehen hast, was man als neue Einheimische gesehen haben sollte." „Jetzt sag bloß, du stellst dich als mein Guide zur Verfügung." Reine Vorfreude raste durch meine Venen, mein Seelenlied, tanzte mit Satorus Freude durch den Innenraum des Wagens. Satoru führte unsere verschränkte an sein Gesicht und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken. „Nur, wenn du das möchtest." „Aber natürlich will ich! Ich wollte doch schon immer mal Tokyo und seine Sehenswürdigkeiten sehen! Das ich da nicht selbst draufgekommen bin!"
Ich kam aus meinem Wortwasserfall gar nicht mehr heraus, doch es schien Satoru nicht zu stören, als er mich durch ganz Tokyo führte. Er hörte geduldig zu, beantwortete alle meine Fragen und brachte mit seinem Lächeln die Umgebung zum Strahlen. Wir besuchten mehrere Tempel, den riesigen Tsukiji Fischmarkt, den Tokyo Tower und so viele Sachen mehr. Erst richtig raus aus meinem Redeschwall kam ich, als wir an der großen Shibuya Kreuzung standen. Die gewaltigen Menschenmassen, die sich hier tummelten, ließen mich auf einmal klein und unbedeutend fühlen. Ich war dankbar, dass Satoru mich vorgewarnt hatte, ansonsten wäre ich unter all den Seelenliedern, die hier durch die Luft summten, sicher taub geworden. Als ich meinen Blick an Satorus Hand über die vielen Menschen schweifen ließ, hatte ich den Eindruck, direkt im Herzen von Tokyo zu stehen, ich konnte den Puls der Stadt förmlich spüren. Die Leute, die vielen blinkenden Lichter und Reklame, die Geräuschkulisse. Ich ließ alles auf mich wirken und nahm es in mich auf. So hatte ich mir Tokyo immer vorgestellt, so hatte Hana mir die Weltmetropole im Herzen unseres Landes immer beschrieben. Und sie hatte mir nicht zu viel versprochen. Sie hatte mich wirklich von den Füßen gehauen.
Ich blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen sammelten. Hana hatte mir versprochen, mich mit nach Tokyo zu nehmen, wenn ich älter wäre. Sie wollte mit mir genau hier her, an diese Kreuzung. Um mir klarzumachen, dass alle Probleme, egal wie groß sie einem manchmal auch erschienen, unbedeutend waren im Antlitz des schieren Lebens dieser Stadt. Satoru merkte natürlich, dass etwas nicht stimmte. Stumm zog er mich an seine Brust und betrachtete mit mir die blinkenden Lichter, die sich immer klarer vom dunkler werdenden Himmel abzeichneten. „Eine Sache gibt es noch, die ich dir zeigen möchte." Flüsterte Satoru mir ins Ohr, unser Weg führte uns in den Ueno-Park. Über uns blinkten einige Sterne mit den Lichtern der Großstadt um die Wette. Unter einigen Kirschblütenbäumen, die dank des Winters leider keine Blüten trugen, blieben wir stehen. „Und jetzt?" etwas verwirrt sah ich mich um, um uns herum war keine Menschenseele zu sehen oder zu hören. Sanft hob Satoru mein Kinn an. „Du musst hochsehen, Kira." Seine Berührung bitzelte auf meiner Haut, entspannt lehnte ich mich an ihn und wartete ab.
Und mit einem Mal fielen die Sterne vom Himmel. Eine unglaubliche Menge an Sternschnuppen huschte über den dunklen Himmel, jagten sich gegenseitig verspielt über das dunkle Firmament, zwischen den Sternen hindurch und verschwanden wieder in der endlosen Leere des Universums. Eine seltsam beruhigende Dynamik mischte sich unter das Spektakel, dass mich alles um mich herum vergessen ließ. In einiger Entfernung sah ich ein anderes Pärchen stehen, dass sich die fallenden Sterne ebenfalls ansah. Oder waren das Kaya und Yukiri? „Gefällt es dir?" Satorus weiche Stimme riss mich aus meiner Starre, langsam konnte ich meinen Blick vom Himmel lösen und sah zu ihm hoch. Er hatte sich die Sonnenbrille in das Haar geschoben, das im Licht des Mondes schimmerte, ebenso wie seine blauen Augen, die mich voller Neugier musterten. „Es ist wunderschön, Satoru." Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, immer schneller rasten die Sterne über unsere Köpfe hinweg, als Satoru sich zu mir herunterbeugte und mich unter den fallenden Sternen des dunklen Himmels küsste.
Sein Lied und meines, eins unter dem flackernden Himmel.
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Eure Erin zurück mit Kapitel 30!
Puh, nach all dem Trubel war mal etwas Ruhe nötig! :D
Es kann leider gut sein, dass ich es bis Ende Februar nicht mehr schaffen werde, regelmäßig jeden Tag hochzuladen, die Klausuren kommt leider immer näher und fordern natürlich viel Aufmerksamkeit, ich hoffe, ihr könnt das verstehen!
Ich werd mich trotzdem drum bemühen, dass es zumindest jeden zweiten Tag was wird :D ich will ja schließlich auch wissen, wie es weitergeht!
Eure Erin xx
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Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Die 23-jährige Kira wollte ihr Leben lang nichts, außer frei zu sein. Und auch, wenn ihr keine physischen Fesseln angelegt sind, wiegen die geistigen Fesseln wesentlich schwerer und drohen, sie mit sich in die Verdammnis zu ziehen. Doch als si...