Kapitel 14

453 21 2
                                    

Eine Stunde später fuhr Ijichi uns zurück zur Akademie. Ich wollte Shoko bitten, den Schnitt an meinem Bein zu heilen. Zwar hatte Satoru ihn letzten Abend gut versorgt, aber ich humpelte dennoch leicht und konnte das so natürlich nicht lassen. Außerdem hatte ich mir auf der Insel vorgenommen, mit Sukuna zu reden. Ich war mir sicher, dass er etwas wusste, dass ich nicht wusste und was ich aber wahrscheinlich wissen sollte. Das ich jetzt schon zwei Mal vom Tod mir völlig Fremder geträumt hatte und zudem von einem Toten auf der Insel besucht worden war, verursachte bei mir Gänsehaut und Unwohlsein. Auch, wenn Shoko den jungen Mann auf der Insel als Halluzination aufgrund meines Zustandes abgetan hatte, war ich mir mittlerweile sicher, dass dem nicht so war. Ich war noch bei voller Kraft gewesen, als ich den jungen Mann das erste Mal gesehen hatte. Er war keine Einbildung gewesen. Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster. Ich wusste noch nicht, wie ich diese Erkenntnis einordnen sollte. Was ich wusste, war, dass ich Satoru nichts von meinem Gespräch mit Sukuna erzählen wollte. Nicht, weil ich ihm nicht traute. Sondern weil ich selbst noch nicht genug wusste und erstmal Licht ins Dunkel bringen wollte. Allein schon, weil sich mit jedem Ereignis mehr Fragen auftaten als ich Antworten hatte.

Kaum das wir angehalten hatten, stieg ich aus dem Auto und lief in Richtung Shokos Labor. Doch Satoru hielt mich zurück. „Wo gehst du hin?" ich deutete auf mein Bein. „Shoko bitten, dass zu richten. Auch wenn du es gestern exzellent versorgt hast." Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als ich ihm einen Kuss auf die Wange hauchte und dann weiterhumpelte. „Bis dann!"

Shoko musterte mich kritisch, als ich durch die Türe trat und stellte ihr Weinglas zur Seite. Ich schaute auf die Uhr, es war halb 11. Sie schien nicht nur zu viel zu rauchen, sondern auch zu viel zu trinken. Das war wohl der Preis, den sie für die Arbeit als Jujuzistin zahlte. Das der Job ans Mark ging wollte ich gar nicht leugnen. „Jetzt sag mir nicht, dass ich was übersehen habe." Sagte sie. „Nur das kleine hier." Ich zog meine Hose ein Stück hoch und zeigte ihr den Verband. Doch Shoko schüttelte den Kopf, deutete grinsend auf meinen Hals und reichte mir ihren Handspiegel. Auf meiner Kehle saß ein Knutschfleck. Sofort stieg mir die Röte ins Gesicht, was Shoko lachen ließ. „Komm, setz dich her. Dann richte ich dein Bein." Gesagt, getan. Shoko nahm ihr Weinglas wieder in die Hand und strich sich die Haare hinters Ohr. „Wars wenigstens gut?" ich brachte nicht mehr als ein Nicken zustande und versteckte mein mittlerweile knallrotes Gesicht in meinen Händen. „Satoru ist ein guter Kerl. Ein bisschen arrogant und anstrengend vielleicht, aber im Kern ein guter Kerl." Sagte sie und leerte ihr Glas. „Das weiß ich." Meinte ich und richtete mein Hosenbein wieder. „Ich hab ihn sehr gern." „Sehr gern also, soso." Shoko wackelte mit den Augenbrauen und ich warf eines der kleinen Handtücher nach ihr. „Halt die Klappe." Ich grinste und machte mich auf den Weg zur Türe, um Yuji und damit auch Sukuna zu suchen. „Wir sehen uns später."

Nach etwas Suchen fand ich Yuji schließlich in seinem Zimmer. „Ich glaub mein Schwein pfeift, die Unterkünfte der Schüler sind ja wirklich besser als die der Angestellten." Stellte ich fest, nachdem ich überprüft hatte, ob auch wirklich warmes Wasser aus dem Wasserhahn in Yujis Bad kam. „Bist du darum hergekommen?" fragte der Junge und setzte sich giggelnd zurück auf sein Bett. „Um dich über warmes Wasser zu freuen?" Etwas verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und blieb vor Yujis Bett stehen. „Eigentlich möchte ich mit Sukuna reden." Mir war klar, dass er sicher keine meiner Fragen beantworten würde. Aber ich wollte es versuchen. Yuji zog überrascht die Augenbrauen zusammen. „Mit mir reden? Was verschafft mir denn die Ehre?" ich staunte nicht schlecht, als auf Yujis Wange sowohl ein Mund als auch ein rotes Auge auftauchten, dass mich spöttisch betrachtete. Ich setzte mich neben Yuji auf das Bett und deutete auf das Auge. „Ich weiß ganz genau, dass du was weißt! Du hast von einem letzten Zyklus gesprochen, der tote Junge auf der Insel, der mir ein Herz gezeigt hat, auch!" Yuji sah mich verstört an, Sukuna grinste. „Weißt du, Kira, ich fürchte das ich noch gar keine Zeit habe, mich mit dir zu beschäftigen." Das Auge sah hinüber zu Yuji. „Ach ja?" ich packte Yuji grob am Kinn und zog Sukunas Auge näher an mich heran. „Hast du sehr viel zu tun da drin?" Sukuna lachte, ein höhnisches Funkeln trat in das rote Auge. „Oh, du hast ja keine Ahnung."

Mein Griff an Yujis Kinn wurde immer fester. „Jetzt spucks schon aus!" langsam riss mir der Geduldsfaden, und das mit Schmackes. Sukunas Stimme war mit einem Mal besorgniserregend ruhig geworden, der Ausdruck in dem Auge ließ mich frösteln. „Kira, Kira. Tz tz tz. Wir werden noch viel Spaß miteinander haben, da bin ich mir sicher." Und schon war er wieder in Yuji verschwunden. „Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mich jetzt loslassen würdest." Nuschelte Yuji unter meinem Griff, schnell ließ ich ihn los. „Entschuldige bitte. Ich habe mich gehen lassen." Der Junge schüttelte den Kopf und befühlte sein Kinn. „Schon okay. Sag mal, du hast ja ziemlich ... wirres Zeug erzählt." Ich seufzte und stand auf. „Behalt das bitte erstmal für dich, ja? Ich will erst rausfinden, was los ist." Ich tippte Yuji sanft an den Kopf. „Falls dein Mitbewohner doch mal was sagen sollte, sag es mir bitte." Yuji schien einer Stimme zu lauschen, die ich nicht hören konnte, ehe er die Augen verdrehte und wieder sein Comic in die Hand nahm. „Er sagt, dass er dir gern bereitwillig mehr erzählt, wenn ich tot bin."

Hinter uns flog auf einmal die Türe auf, Nobara und Megumi kamen herein. „Da bist du ja, Kira! Du sollst zum Direktor kommen." Na prima. Hoffentlich gab es keinen Ärger. Ich konnte mich nicht erinnern, was falsch gemacht zu haben. „Danke, ja, bin schon unterwegs." Ich ließ die drei in dem Zimmer zurück und eilte in Yagas Büro. Dort standen neben Yaga, Satoru, Nanami und Shoko noch ein weiter älterer Mann mit einer erstaunlich hohen Zahl an Piercings im Gesicht. „Das ist Direktor Gakuganji von unserer Schwesternschule in Kyoto." Stellte Yaga mir den alten Mann vor, der mich prüfend betrachtete. „Sieh mal einer an, dass ist also die neue Jujuzistin, die es auf Rang eins geschafft hat." Er umrundete mich. „Ich bin kürzlich mit einem dringenden Anliegen kontaktiert worden." Er deutete über die Schulter auf Yaga. „Der Brief ist bei dir doch sicher auch angekommen." An Yagas Miene konnte ich ablesen, dass der alte Mann recht hatte, der jetzt einen Brief aus seinem Kimono zog. „Der junge Mann, der hier schreibt, ist mir nicht ganz unbekannt." Gakuganjis Blick bohrte sich tief in meinen, eine dunkle Vorahnung überkam mich. „Er sucht seine entlaufene Braut, Frau Kira Akuma." Wie auf Bestellung schwang die Türe hinter mir auf, sein Lied erkannte ich sofort. Als ich mich umdrehte, stand Zero in der Tür.

„Hallo, Kira."

---------------

So langsam zieht sich die Schlinge um Kiras Hals zu!

Ich bin sehr auf eure Vermutungen gespannt :D

Eure Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt