Kapitel 46

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Man hätte meinen können, Lia wäre mit uns im Raum, denn die Zeit schien langsamer zu werden, als ich nach all den Wochen wieder Satorus blau strahlende Augen sah. Sie strahlten wieder, genauso wie früher. Sein weißes Haar, dass mich jedes Mal an frisch gefallenen Schnee erinnerte, schimmerte im Sonnenlicht. Bilder zuckten durch meinen Geist, die Erinnerungen an seinen glanzlosen Blick, wie sein Seelenlied immer leiser und leiser geworden war, sein Griff an meinen Händen schwächer. Ich spürte noch sein warmes Blut an meinen Händen, spürte seinen Puls unter meinen Fingerspitzen dahinschwinden. Wie war das möglich? Ich hatte sein Seelenlied doch nicht mehr gehört. Nur Sukunas Lachen in dieser dunklen Nacht. Wie er mich verhöhnt hatte und mein Herz in der Kälte erfroren und gestorben war. Ich hatte auch sterben wollen, war vor einigen Stunden noch bereit gewesen, mich von Sukuna hinrichten zu lassen. Ich wäre Satoru nur zu gern in den Tod gefolgt, würde ihm überall hin folgen, wenn das nur hieß, dass ich bei ihm sein konnte.

Der Tod war ewig und die Ewigkeit mit Satoru zu verbringen mein größter Wunsch.

Satorus Augen weiteten sich, als er mich sah, mühsam kämpfte er sich von der Bank auf die Füße, das Gerät, dass seinen Herzschlag aufzeichnete, piepte aufgeregt. Achtlos riss er sich die Aufkleber des Gerätes unter dem Shirt von der Haut, ein monotones Geräusch erscholl. „Kira." Seine Stimme war rau, er klang angeschlagen. Überwältigt von meinen Gefühlen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und schluchzte vor mich hin, schrie meine Erleichterung förmlich aus mir heraus und in meine Hände. Zum ersten Mal seit jener Nacht spürte ich mich selbst wieder, ich spürte meine Seele und wie mein Herz wieder richtig zu schlagen begann. Voller Hoffnung und Zuversicht. Voller Liebe. Vor mir rumpelte es, Satoru zog mir meine Hände vom Gesicht. Der Ständer mit den Infusionen stand nach wie vor am Fenster, er hatte sich den Zugang aus dem Arm gerissen, ein dünnes Blutrinnsal floss seinen rechten Arm herunter. Hektisch löste ich meine Hände aus seinen und fuhr über seinen Arm. „Nein ... ich hol Shoko, ja? Wir ... wir richten das wieder!" „Kira." Panisch wollte ich aufstehen und Alarm schlagen, vor lauter Tränen in den Augen konnte ich kaum noch etwas sehen. „Kira!" Satoru hielt mich zurück, sein Griff an meinen Handgelenken wurde fester. „Mir geht es gut." Wild schüttelte ich den Kopf und wollte mich von ihm lösen, um Shoko zu holen. „Nein, nein. Dir geht es nicht gut!" durch meinen Tränenschleier hindurch sah ich seine Augenringe und die graue Haut. Er sah wirklich alles andere als gut aus. Doch trotzdem lächelte er, eine Träne löste sich und rollte über seine Wange, als er mich an sich zog und ich endlich wieder seinen vertrauten Duft roch. In seinen Armen vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und schluchzte, der Wasserfall wollte kein Ende finden, auch nicht, als Satoru mein Gesicht anhob und mir mit den Daumen die Tränen von den Wangen wischte.

Sanfte Töne erklangen, als Satorus Seelenlied begann, durch das Zimmer zu schweben und sich mit meinem zu verbinden. Erneut, genau wie damals, erklang das Lied unserer verbundenen Seelen, gefüllt mit Freude und Liebe. Sein Lied lief quasi über vor Liebe, jede einzelne Note repräsentierte sie und nahm mir die Luft. Satoru strich sanft über meine Wange. „Lass es mich hören, bitte." Kaum, dass er seinen Satz beendet hatte, hatte ich uns in meinen Faden gewickelt und Satoru schloss die Augen, als er das Lied hörte. Schon hatte er mich auf seinen Schoß gezogen und legte seine Lippen auf meine. Seine Tränen mischten sich mit meinen, tropften auf den Faden und ließen ihn gefühlvoll summen. Mit den Händen fuhr ich durch sein weiches Haar, konnte kaum glauben, dass das hier echt war. Ich hatte Angst, jeden Moment die Augen zu öffnen und wieder in dem Raum aus Sandstein zu sein. Mit einem echten Sukuna hinter mir statt Kyan. Und das ich das hier dann wieder verlieren würde. Doch als ich die Augen vorsichtig öffnete, war Satoru nach wie vor da. Seine blauen Augen schillerten im Licht meines Lebensfadens. „Ich liebe dich, Kira. Hörst du mich?" erneut nahm er meine Hände und küsste mir die Tränen von den Wangen, immer und immer wieder, bis sie schließlich versiegten.

„Ich liebe dich auch, Satoru." Mit zitternden Fingern strich ich über seine eingefallene Wange, sah, wie er erleichtert die Augen schloss. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das tue." Flüsterte ich, rutschte näher an ihn heran und fing die Träne auf, die sich aus seinem Auge löste. „Jeden Tag habe ich an dich gedacht, habe mich nur zu gern selbst gequält mit diesem Schmerz, um ja nichts von dir zu vergessen." Meine zitternden Finger verschränkten sich mit seinen, unser Lied schwoll immer weiter an. „Ich wollte mich an alles erinnern. Die Brücke, unser Ausflug nach Tokyo. Das Schlittschuhlaufen." Ich biss die Zähne zusammen, um nicht schon wieder das Weinen anzufangen. Ein belustigtes, leises Lachen ertönte. „Das mit dem Schlittschuhfahren müssen wir unbedingt nochmal machen. So schlecht wie du darin warst." Überrascht hob ich den verweinten Blick, nur um Satoru breit grinsen zu sehen. Seine Hand ruhte an meiner Wange, ein verspieltes Funkeln trat in seine schimmernden Augen. „Du bist unmöglich!" mein Lachen war sicher nie echter gewesen als in diesem Augenblick. Satoru zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute. „Klar bin ich das." Kopfschüttelnd warf ich meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht an seiner starken Brust, spürte seine Hände an meinem Rücken liegen, nur um einige Minuten so zu verharren. Er war wirklich da. Wieder bei mir.

Doch plötzlich zuckte er unter mir zusammen, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Schnell hob ich die Hände und fühlte an seiner Stirn. Doch er hatte kein Fieber. „Alles okay?" mein Faden zog sich langsam wieder zurück, helles Sonnenlicht strich über meine Haut und ließ Satorus Haar leuchten. Er nickte, widerlegte sein Nicken aber im selben Moment wieder, als er sein Shirt anhob und ich die dicke, sehr frische Narbe sah, die sich einmal um seinen Bauch und über den Rücken schlängelte. Erschrocken schlug ich mir eine Hand vor den Mund, die andere schwebte Millimeter von dem hellen Fleisch entfernt in der Luft. „Ist in Ordnung." Satoru nahm meine Finger und legte sie sanft auf das Narbengewebe. Es fühlte sich warm und unregelmäßig an. „Hast du starke Schmerzen?" fragte ich leise, was ihn den Kopf schütteln ließ. „Du Lügner." Satoru grinste leicht. „Warum fragst du, wenn du es denn sowieso weißt?" „Damit ich weiß, ob du deine Bedürfnisse leugnest, nur um mich zu beruhigen." Ein Lachen rumpelte in seiner Brust. „So ist das also." Meinte er und legte seine Stirn an meine. „Wie ist das überhaupt möglich?" hauchte ich und verschränkte meine Finger mit seinen, bevor ich sein Shirt mit der anderen Hand wieder richtete. „Scheint, als wäre meine Umkehrtechnik effektiver als bisher angenommen." Langsam stand ich auf und half Satoru auf die Füße. „Aber zu 100% hat es nicht geklappt. Also ist Shoko freundlicherweise eingesprungen die letzten Wochen." Er stand recht gebeugt, den Oberkörper durchzustrecken schien ihm noch Schmerzen zu bereiten. „Und jetzt sieh, wie du meine ganze Arbeit zu Nichte machst." Hinter uns in der Türe stand Shoko, die aufgebracht mit dem Fuß wippte. „Du solltest im Bett liegen, Satoru." Er seufzte. „Wenn ich noch länger in diesem Krankenzimmer liegen muss, werde ich wahnsinnig." Shoko erfasste die medizinischen Gerätschaften, die nach wie vor am Fenster standen. „Und weißt du, was mich wahnsinnig macht? Das du dich von den Sachen losgemacht hast!" sie wetterte wie ein Rohrspatz, als sie Satoru wieder den Zugang legte als auch an das Herzgerät anschloss, dass wieder rhythmisch begann, zu piepen. Als meine Freundin fertig war, legte sie mir eine Hand auf die Schulter und verließ dann grinsend das Zimmer. „Pass für mich auf ihn auf, ja? Nicht das er noch was Dummes anstellt." Sie lachte.

„Zutrauen tu ich es ihm."

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Tadaaaa!

I made all of your delulu become trululu xD

He's back!

Eure Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt