Kapitel 42

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Ich konnte nicht sagen, wie lange ich bewusstlos war. Oder warum ich es war. Dafür war die Watte in meinem Kopf zu dick, als ich es schaffte, die Augen zu öffnen. Der Boden war kalt unter meiner Haut, meine Sicht verschwamm immer wieder, wurde unscharf und wieder scharf. Ich war in ein weites, weißes Kleid gehüllt, ungläubig fuhr ich über den Stoff und versuchte, aufzustehen. Doch die Ketten an meinen Handgelenken, die in der Wand verankert waren, verhinderten das. „Wir dachten uns, dass Ketten wohl sinnvoller wären als Seile. Wer weiß denn schon so genau, wie stark dein Faden sein kann." Müde hob ich den Kopf und blickte in das Gesicht eines mir fremden Mannes. Ich blinzelte ein paar Mal, um die verschwommene Sicht loszuwerden. „Und du bist ...?" ich brachte nicht mehr als ein Flüstern zustande und betrachtete meine zitternden Hände. Was für ein wirrer Traum.

„Ich bin der Zeremonienmeister." Was, Zeremonienmeister? Zeremonien hatte ich den Tag über nun wirklich mehr als genug gehabt. Als meine Sicht für einen Moment etwas schärfer wurde, erfasste mein Gehirn Stück für Stück meine Umgebung. Ein von Fackeln erhellter Raum aus Sandstein, der dem Raum etwas Mystisches verlieh, als die Schatten der Fackeln über den hellen Stein tanzten. Das Podest, auf dem ich kniete, war vom Rest des Raumes gut überschaubar, der bis jetzt noch leer war. Wieder verschwamm meine Sicht, als ich versuchte, meinen Faden zur rufen. Er kam zwar, war aber angesichts meines Zustandes nur ein klägliches Fädchen, dass sich an mich schmiegte und leise summte. „Und jetzt, wo der Fluchkönig frei ist, können wir endlich in die Zukunft blicken." Fuhr der Zeremonienmeister fort. „Ihr ..." ich überlegte, fieberhaft wühlte ich in der Watte in meinem Kopf, um an die Information zu kommen, die sich ihren Weg in meine Richtung bahnte. „Ihr seid doch dieser Kult! Vom Friedhof!" meine Stimme echote dumpf von den Wänden wider.

„Das sind wir, Kleines. Aber nicht der Kult, an den du jetzt denkst." Der Zeremonienmeister seufzte, als er die Ketten überprüfte. „Auch wenn ich zugeben muss, dass eine Jujuzistin, die die Zeit manipulieren kann in unseren Reihen sicher sehr hilfreich gewesen wäre." Zeitmanipulation. Das war doch die Fluchtechnik dieser jungen Frau, deren Begleiter damals Megumi verletzt hatte. Sie alle gehörten also nicht zu dieser Gruppe hier? Wer waren diese Leute hier denn dann? Müde sackte ich wieder in mich zusammen. „Ich versteh das nicht." Nuschelte ich und massierte mir die Schläfen. Schritte näherten sich. „Dein Plan hat wirklich gut funktioniert." Sprach der Zeremonienmeister, den ich jetzt als kleinen dicken Mann mit zu wenig Haaren identifizieren konnte. Erneut zwang ich mich, den Kopf zu heben und blickte in Zeros braune Augen. Ungläubig schüttelte ich den Kopf und wurde dafür mit einer Migränewelle bestraft. „Zero? Was ist denn hier los?" mein bester Freund und Ehemann ging neben mir in die Knie, seine langen Finger fuhren sanft über meine Wange.

„Ach komm schon, Kira. Du bist doch schlau." Der freudige Schimmer, der immer in seinen Augen gewohnt hatte, war verschwunden. An seine Stelle war kaltes Kalkül getreten. Blitzschnell ließ ich alles Revue passieren. Zero zu sehen war wie ein Bad in eiskaltem Wasser gewesen. Hoffen wir, dass die Wirkung lange genug anhielt. Und langsam, Stück für Stück, fügte sich das Puzzle zusammen. Zero schien an meinem Gesicht abgelesen zu haben, dass ich der Lösung näherkam. „Du ... du warst das. Du warst das!" wütend riss ich an den Ketten, als mich die Erkenntnis wie ein Schlag in die Magengrube traf. Zero schenkte mir ein weiches Lächeln und rückte seine schwarze Robe zurecht. „Verrat mir, was du denkst. Ich bin ganz neugierig." Durchbrach er die Stille, sein Daumen fuhr langsam über meine Unterlippe. „Du hast ... du hast die Finger an den drei Orten gestohlen! Du hast die Akademie angezündet! DU STECKST HINTER ALLEM!" mein bester Freund griff sich theatralisch an die Brust, ein verspielter Funke trat in seine Augen. „Alles richtig." Er lachte, der Zeremonienmeister stimmte mit ein. „Also irgendwie. Und auch nur ein Teil." Er seufzte. „Die drei Finger, die du und deine Schützlinge holen wolltet. Nun, da sind uns die Leute der Schutzeinheit zuvorgekommen." Schutzeinheit? Zero sah die Verwirrung auf meinem Gesicht und schmunzelte.

„Ihr habt die ganze Zeit über gedacht, dass die Leute der Schutzeinheit wir sind. Tz tz tz." er fuhr sich durch das dunkle Haar, bevor er wieder mein Kinn in die Hand nahm. „Aber gut, es war nicht schwer euch das denken zu lassen." Er deutete auf sich selbst. „Ich bin ein begnadeter Jujuzist." Grinsend tippte er sich an die Stirn. „Die Leute hören auf mich. Und du kannst dir sicher sein das es amüsant war zu beobachten, wie ihr einander gejagt habt. Ihr und die Schutzeinheit. Wie ein Hund der seinen eigenen Schwanz einfangen will." Der Zeremonienmeister stieß ein hohes Lachen aus. „Und darum mussten wir irgendwie an die drei Finger kommen, die die Schutzeinheit an sich genommen hatte. Und da bot es sich an, die Finger der Einheit und die der Akademien auf einen Streich einzusammeln." Sanft strich mir Zero die langen Haare hinter das Ohr. „Also habe ich dich, Gojo und Nanami nach Kyoto bestellt. So war niemand allzu Fähiges mehr in Tokyo, um die Finger zu schützen." Er grinste. „In der Zeit, in der wir am Friedhof waren, haben meine Leute sowohl die Einheit als auch die Akademie auf den Kopf gestellt." Ich keuchte laut, meine Sicht verschwamm wieder. „Darum bist du zu spät zum Friedhof gekommen. Von wegen anderer Auftrag!" Zero zuckte bloß mit den Schultern. „Irgendwie war es ja ein Auftrag. Wir hatten bereits 11 Finger und an dem Abend haben wir uns die restlichen geholt, zusammen mit dem Itadoribengel."

11 Finger ... 11 Finger. 11 Finger! Siedend heiß fiel mir Kikos Hangmanspiel ein. Er hatte damals ein Strichmännchen gezeichnet, mit 11 Strichen außenherum. Er musste damit Zero gemeint haben! Dann war Satorus Vermutung, dass der Junge etwas gehört hatte, goldrichtig gewesen. „Du hast Yuji auf dem Gewissen! Und Satoru!" Zero zuckte erneut mit den Schultern, unter uns öffnete sich eine Türe. „Um Gojo ist es nicht schade. Und was den Bengel angeht ..." „Der wehrt sich nach wie vor." Eiskalt rieselte mir die Gänsehaut über den Körper, als Sukuna in meinem Blickfeld auftauchte. Abschätzig betrachtete er mich und sah dann zu Zero. „Normal bin ich ja kein Freund von solchem Firlefanz." Seine langen Nägel gruben sich schmerzhaft in meine Haut, als er mein Gesicht packte und betrachtete. „Aber ja. Sie ist die Letzte. Warum es nicht zelebrieren." Sein roter Blick bohrte sich in meinen, als er sich an mein Ohr beugte und sein warmer Atem meine Ohrmuschel streifte. "Hab ich nicht gesagt, dass ich mich auf mein Geschenk freue?" Er grinste.

"Lasst uns anfangen."

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Und es geht weiter!

Ich bin mir ja sicher das sich viele schon gedacht haben, dass unser Zero Dreck am Stecken hat xD

Aber habt ihr mit diesem Ausmaß gerechnet? Lasst es mich gern wissen!

Eure Erin xx

Strings of Fate (Satoru Gojo X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt